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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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sein.
    Ich war aus einem ganz anderen Grund hier. Ich blinzelte in das graue Licht der Sonne und wünschte mir, es wäre dunkler. Wie die meisten Psione bin ich tagsüber nicht immer ganz auf der Höhe – in psionischen Genprofilen taucht mit erstaunlicher Regelmäßigkeit ein Marker für Nachtaktivität auf. Erst wenn es dunkel wird, fühle ich mich wirklich lebendig. Wenigstens daran hatte sich nichts geändert, im Unterschied zu vielen anderen Dingen.
    Ich war froh, dass ich rechtzeitig wieder zurückgekommen war. Den Termin letzten Monat hatte ich verpasst, und seitdem hatte ich mich die ganze Zeit etwas neben der Spur gefühlt. Die Haussicherungssysteme hatten bereits eine warme, einladend hellrote Farbe angenommen, und die Tür öffnete sich. Ich schob mir ein paar feuchte Haarsträhnen aus dem Gesicht, und vor mir stand Sierra Ignatius.
    Ihre Augen waren weit aufgerissen, und die hellblauen Iriden schienen an den Rändern mit dem Weiß zu verschwimmen. Ihre Pupillen weiteten sich von Zeit zu Zeit, und über ihren Augen lag ein seltsamer Film – das typische Zeichen angeborener Blindheit. Normalerweise wird Blindheit mit Hilfe von Gentherapie schon im Kleinkindalter geheilt, aber aus irgendeinem Grund war sie weder damals noch später behandelt worden. Dennoch bewegte sie sich in ihrem kleinen Haus mit größerer Sicherheit und Präzision als manche Leute, die sehen können. Gerüchten zufolge waren ihre Eltern Ludder, aber ich war nicht neugierig genug, Genaueres herausfinden zu wollen. Aufgrund ihrer Blindheit war sie – wie ich – eine Anomalie; vermutlich gestattete ich mir nur deshalb hierherzukommen.
    „Danny!“ Sie klang auf ruhige Art erfreut, diese kleine schlanke Frau mit Haaren wie Distelwolle und der dornenverzierten kreuzförmigen Tätowierung auf der linken Wange. Meine Wange glühte, und meine Tätowierung bewegte sich hin und her. Ich musste unwillkürlich lächeln. Sierra sah aus wie ein winziger Kobold, der nur Unfug im Kopf hat, und ihre Aura roch nach Rosen und Holzkohle, ein sauberer menschlicher Geruch, der mir irgendwie weniger ausmachte als der anderer Menschen. „Ich hatte mich schon gefragt, ob Sie wieder da sind. Letzten Monat haben Sie Ihren Termin versäumt.“
    Hinter Sierra stand eine hochgewachsene Schamanin, die ihre anmutige, gelenkige Haltung eindeutig regelmäßigem Kampftraining verdankte. Sie hatte die gleiche Tätowierung wie Sierra und nahm jetzt gerade die Hand vom Griff ihres Kurzschwerts. Nachdem sie leicht den Kopf geneigt hatte, drehte sie sich auf dem Absatz um und stapfte davon. Kore mochte mich nicht, und ich sie ebenso wenig. Wir waren uns einmal bei einer Jagd in die Quere gekommen, als ich einen ihrer Skinlinfreunde wegen Mordes und illegalem Genspleißen festgenommen hatte. Sie war mir deshalb nicht mehr böse, konnte mich aber auch nicht gerade gut leiden, und deshalb verzog sie sich jedes Mal nach oben, wenn ich einen Termin hatte. Ich wusste ihre Zurückhaltung zu schätzen.
    Ich hätte sie nur sehr ungern getötet.
    „Tut mir leid, dass ich letzten Monat nicht kommen konnte.“ Ich trat ein und sog die von Kyphii-Weihrauch und getrocknetem Lavendel geschwängerte Luft ein. Die Atmosphäre im Haus strahlte Gelassenheit aus, und sobald Sierra hinter mir die Tür schloss, spürte ich, wie meine Schultern sich ein wenig entspannten. Der Flur ihres Hauses war niedrig und von den Kerzen, die in einer Nische unter einer Asklepiusstatue standen, nur schwach erleuchtet. Die Wände waren holzvertäfelt, der Boden aus federndem Hartholz. „Ich war auf einer Jagd.“
    „Sie sind auf einer Jagd, seit ich Sie kenne, meine Liebe. Kommen Sie mit nach hinten, die Liege steht schon bereit. Was tut Ihnen diesmal weh?“ Wie immer verhielt sie sich völlig professionell und ging mit sicheren Schritten an mir vorbei – schneller, als ich mit geschlossenen Augen hätte gehen können. Die Aura, die sie umgab, streckte zart ihre Fühler aus, und ein Duft von würziger Psinergie, der mich an Jace erinnerte, hüllte sie ein. Wir gingen den Flur entlang und durch die ordentliche kleine Küche, in deren Fenster ein Regal mit Tontöpfen voller Kräutern stand, über denen an einem Faden bewegungslos ein Sonnenfänger hing. Die Arbeitsflächen waren sauber und der Küchentisch bis auf zwei weinrote Platzdeckchen und eine Vase mit weißen Lilien, die mir einen Schauder über den Rücken jagten, leer. Ich konnte nur noch wenige Blumen sehen, ohne an Santino zu denken.
    „Was

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