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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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Psinergiepfeil löste sich aus seiner undurchsichtigen Oberfläche. „He“, wisperte ich. „Hallo.“
    Natürlich gab es draußen auf den endlosen grünen Feldern von Mounthope einen Grabstein für ihn, aber für eine Schülerin war das zu weit entfernt, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinzufahren und vor der Ausgangssperre wieder in der Schule zurück zu sein, also kam ich immer hierher in die Stadt, wo er innerhalb von Sekunden gestorben war. Wäre ich älter, kampferprobter und eine voll ausgebildete Nekromantin gewesen, hätte ich den Chillfreak abwehren oder Lewis’ geschändeten Körper heilen und ihn am Leben halten, ihn daran hindern können, unter dem blauen Glühen des Todes von der Brücke in den Abgrund zu gleiten… wenn ich älter gewesen wäre. Wäre ich geistesgegenwärtig genug gewesen, hätte ich den Chillfreak ablenken können; dass ich das Kontrollhalsband trug, bedeutete, dass ich keine psionischen Kräfte auf ihn ausüben konnte, aber es gab ja auch noch andere Möglichkeiten. Andere Dinge, die ich hätte tun können.
    Andere Dinge, die ich hätte tun sollen.
    „Ich vermisse dich“, flüsterte ich. Ich hatte nur zwei Jahrestage verpasst, einmal in meinem ersten Jahr in der Akademie oben im Norden, und dann in dem Jahr, als Doreen starb. Umgebracht wurde, besser gesagt, von einem Dämon, von dem ich damals nicht wusste, dass er einer war. „Ich vermisse dich so sehr.“
    Nihil desperandum!, hätte er bestimmt gejauchzt. Fürchte dich nicht!
    Andere Kinder waren mit Märchen groß geworden, Lewis gab mir Cicero und Konfuzius zu lesen, außerdem Milton und Cato, Epiktet und Sophokles, Shakespeare, Dumas. Und zu besonderen Anlässen bekam ich Bücher von Sueton, Blake, Gibbon und Juvenal. Diese Bücher haben überlebt, hatte Lewis mir oft in Erinnerung gerufen, weil sie so unsterblich sind, wie etwas nur unsterblich sein kann. Es sind gute Bücher, Dante, wahrhafte Bücher, und sie werden dir helfen.
    Oh ja, das hatten sie.
    Mit einem Ruck landete ich wieder in der Gegenwart. Über mir jaulte und summte der morgendliche Gleiterverkehr. Ich hörte die Schritte von Leuten, die die Cherry Street entlanggingen, um einkaufen zu gehen, aber sie befanden sich alle auf der anderen Straßenseite, denn dort, wo ich stand, gab es nur Wohnblöcke, und alle Bewohner waren schon unterwegs oder noch im Bett. Die Tausendschön, die sich wie ein heller Farbfleck von dem rissigen Beton abhoben, glänzten in dem dichter werdenden Regen.
    „Nun gut“, sagte ich leise. „Dann also vermutlich bis nächstes Jahr.“ Langsam drehte ich mich um. Wie immer waren die ersten Schritte die schwierigsten, aber ich schaute nicht zurück. Ich hatte heute noch eine weitere Verabredung. Jace würde früher als ich zu Hause sein, und vermutlich hätte er dann schon ein paar Holovids aus dem Laden an der Trivisidero ausgeliehen. Vielleicht ein paar alte Folgen Father Egyptos – wir liebten diese Serie beide und konnten fast alle Dialoge auswendig. Was ist das Böse, das im Schatten lauert? Egyptos, der Träger des Lichtskarabäus wird es enthüllen!
    Ich musste lächeln – schon wieder!

2
     
     
     
    Als ich an die Holztür klopfte, war der Vormittag in einen grauen, regnerischen Nachmittag übergegangen. Auf der Straße hinter mir zeichneten sich unter den Straßenlampen ockerfarbene Kreise ab. Im Fenster summte ein rotes Neonschild, eine echte Antiquität, und tauchte die darunterliegende Böschung, auf der Schafgarbe wuchs, in grelles Licht. Ich fühlte mich ausgelaugt und hatte ein wenig Muskelkater, wie immer nach einer Jagd, und das Blut auf meiner Kleidung, das nach fauligem Obst roch, machte die Sache auch nicht besser.
    Die Tür war rot gestrichen, und die Abschirmung des schmalen Ziegelhauses mit seinem fröhlichen, verwilderten Garten war engmaschig und sorgfältig geknüpft. Kaliformohn wetteiferte mit Beifuß und Frauenminze, Kapuzinerkresse und Fingerhut. Ein paar spät blühende Pflanzen waren dabei, aber die meisten hatten schon keine Blüten mehr oder waren bereits im Absterben begriffen und hatten sich auf die regenreiche Kälte des Winters eingestellt. Ich sog den scharfen Geruch von Rosmarin ein; außerdem musste sie gerade ihren Salbei geerntet haben. Im Sommer war der Garten ein einziges Farbenmeer, das ganze Anwesen ein wunderschönes Refugium. Allerdings hatte ich gehört, dass Sierra niemals ihr Haus verließ, und ich war ihr auch nie in der Stadt begegnet, aber das konnte mir gleichgültig

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