Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
Vom Netzwerk:
Gedanken, Tag für Tag unter diesem seelenlosen Licht arbeiten zu müssen, überlief mich ein Schauder. Ich folgte Gabes kerzengeradem, angespanntem Rücken und spürte, dass meine Hände leicht zitterten und sich nach einem Messergriff ausstrecken oder den glatten Griff einer Pistole streicheln wollten. So unhöflich war sie sonst nicht. Und es sah ihr auch nicht ähnlich, mich anzurufen und zu sich zu zitieren. Wir trafen uns einmal die Woche – wenn ich nicht gerade irgendwelche bösen Buben jagte –, gingen zusammen essen und achteten sorgfältig darauf, nicht über Nuevo Rio oder Dämonen zu reden. Stattdessen tauschten wir Anekdoten über Kopfgeldjagden aus, redeten eine Menge Blödsinn und blieben vorsichtig auf Distanz, was mir einerseits gelegen kam, andererseits furchtbar auf den Geist ging. Aber ich konnte mich nicht beschweren. Dass unsere Freundschaft auf Sparflamme schwelte, lag ausschließlich an mir.
    An dem, was ich geworden war.
    Ich spürte ein leichtes Kribbeln am Rücken; meine feinen Nackenhaare stellten sich auf, und im Mund hatte ich den Kupfergeschmack von dämonischem Adrenalin.
    Wie bei einer Kopfgeldjagd.
    Oben im zweiten Stock hatte das Spukdezernat seine Räume. Die Psione waren nicht mehr wie in früheren Zeiten im Erdgeschoss angekettet – nein, heutzutage hatte die parapsychische Abteilung der Polizeikräfte Büros in bester Lage, ein angemessenes Budget und eine gute Ausrüstung. Computer summten auf den Schreibtischen, die unter Bergen von Papier begraben waren. Auf jedem Schreibtisch stand eine Vollspektrallampe. Ein Schamane mit einem gedrechselten Hartholzstab legte gerade die Füße auf seinen Schreibtisch und lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück, wobei seine Aura ockerfarben um ihn herumwirbelte; beim Wasserkühler standen drei Zeremoniale und lachten über irgendetwas. Jeder der drei trug die bei der Polizei übliche Plaspistole und einen langen schwarzen Mantel aus synthetischer Wolle. Die Zulassungstätowierungen auf ihren Wangen bewegten sich unruhig hin und her. Die Luft war gesättigt mit Psinergie, und wieder sprühten meine Ringe Funken. Köpfe drehten sich in unsere Richtung, während ich hinter Gabe hermarschierte.
    Sie waren nicht so dumm und leer im Kopf wie normale Menschen. Auch wenn sie nicht alles zuordnen konnten, nahmen sie doch deutlich die verschlungenen, schwarz-diamantenen Muster wahr, die meine Aura wie geometrische Flammen verfärbten.
    Teildämonin. Einzigartig, selbst unter Psionen. Auf die Ehre hätte ich nur zu gern verzichtet.
    Wir betraten Gabes mit Trennwänden abgeteilten Arbeitsplatz, wo sie sich sofort auf ihren gepolsterten, ergonomischen Stuhl sinken ließ. Dann deutete sie auf die beiden Klappstühle vor ihrem Schreibtisch. „Macht es euch bequem.“ Ihr Mund war ein dünner, harter Strich, was ihrem hübschen Gesicht nicht unbedingt schmeichelte – aber es brauchte eindeutig mehr als das, damit Gabe hässlich gewirkt hätte. „Wollt ihr Kaffee?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Jace?“
    „Shango, ich brauche dringend ein Bier.“ Er lehnte seinen Stab gegen die Trennwand. Die Knochen, die mit einer Raphiaschnur oben an dem Eichenholz befestigt waren, klapperten unruhig. „Oder lieber doch nicht. Was zum Teufel liegt an, Spukfrau?“
    „Ich habe einen Fall, bei dem ich deine Hilfe brauche, Danny.“ Ihre Stimme klang tief und kräftig.
    Jetzt war ich mehr als beunruhigt – in meinem Kopf schrillten sämtliche Alarmsirenen. „Bei was?“ Außerdem war ich neugierig. Es war nicht ihre Art, um den heißen Brei herumzureden.
    Sie schob mir eine Akte über den Tisch zu, auf dem es kaum eine freie Stelle gab, weil alles mit Papierkram, einem spezialangefertigten Pentath-Computer und einem mit Intarsien verzierten Holzkästchen vollgepackt war, in dem vermutlich zwei nicht zusammenpassende Tarotkartenspiele lagen (Gabes zweite Begabung war die einer Tarothexe), außerdem ein Posteingangsfach, das sich unter noch mehr Papier bog, sowie zwei staubige, volle Flaschen mit Brandy, die gefährlich nah am Rand des Tisches standen. „Schau es dir selbst an.“
    Seufzend nahm ich die Akte. „Du tust ganz schön geheimnisvoll.“ Ich öffnete den weichen, dicken Umschlag. Mir lief zwar keine Gänsehaut über den Rücken – aus irgendwelchen Gründen kannte mein neuer Dämonenkörper diesen Reflex nicht –, aber ich hatte immer noch dieses prickelnde Gefühl auf meiner Haut, ein menschliches Gefühl, über das ich mich gefreut hätte, wenn

Weitere Kostenlose Bücher