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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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es nicht so gruselig gewesen wäre. Wenn es sich so anfühlt, als würde sich unter der Haut eine Gänsehaut bilden, die aber nicht an die Oberfläche gelangen kann, dann ist das äußerst seltsam – wie Phantomschmerzen und krampfartige Zuckungen in einem verlorenen Körperteil.
    In dem Umschlag waren Laserfotos vom Tatort eines Mordes. Natürlich – Gabe war Nekromantin. Was hätte sonst schon darin sein sollen?
    Das erste Foto zeigte einen Mann. Zumindest nahm ich an, dass es sich um einen Mann handelte, nachdem ich mir die Gestalt genauer angesehen hatte. „Anubis“, flüsterte ich, als sich die Einzelheiten zu einem schrecklichen Gesamtbild zusammenfügten. Die verschlungenen Gedärme und die Blutlache waren nicht einmal das Schlimmste. Am schlimmsten war die eine unverletzte Hand, die sich mit ausgestreckten Fingern an die Luft zu klammern schien. Der dazugehörige Arm bestand nur noch aus Fleischklumpen, die von einem bleichen Knochen herabhingen.
    Götter des Himmels, ist das grausig. „Götter des Himmels, wann ist das passiert?“
    „Vor vier Monaten. Und das ist noch nicht alles.“
    Jace rutschte unruhig auf seinem quietschenden Stuhl hin und her. Er wusste, dass er jetzt besser keine Fragen stellte. Ich würde ihm die Akte geben, wenn ich alles gesehen hatte.
    Ich blätterte den Bericht des Coroners durch, dann den Bericht, der bei Parapsychovorfällen üblicherweise erstellt wird, außerdem den sauber ausgedruckten Bericht der Mordkommission. Keine brauchbaren Spuren, keine Besonderheiten – abgesehen von der Brutalität. Schließlich hob ich den Blick und schaute Gabe fragend an.
    Sie schob mir eine weitere Akte über den Tisch. Mir wurde das Herz schwer, als ich die erste an Jace weiterreichte und nach der zweiten griff. Gabes Augen waren völlig ausdruckslos und verrieten nichts. „Dieser Fall liegt acht Wochen zurück.“
    Jace stieß einen langen, tiefen Pfiff aus. „Verdammt.“ Von jemandem, der so viele Blutbäder miterlebt hatte wie er, war das schon fast ein Kompliment.
    Ich öffnete die Akte. „Scheiße.“ In meiner Stimme mischten sich Abscheu und eine Spur eines noch etwas stärkeren Gefühls – vielleicht Angst.
    Die Papiere auf Gabes Schreibtisch raschelten unruhig, in Bewegung versetzt von der Spannung im Raum.
    Dieser Fall war – soweit das überhaupt möglich war – noch schlimmer. Die Leiche lag mit gespreizten Beinen flach auf dem Rücken, auf einem Untergrund, der offensichtlich aus Beton war. „Hinter der Leiche.“ Gabes Ton war sanft, aus Respekt für den auf dem zweidimensionalen Hochglanzpapier abgebildeten Toten.
    Ich biss die Zähne zusammen. Am äußersten Rand des Fotos waren die Umrisse eines Kreidediagramms zu erkennen. Das nächste Foto war aus größerer Entfernung aufgenommen und schärfer. Es zeigte einen doppelten Kreis, beschriftet mit verschwommenen, gezackten Runen, die sogar jetzt, während ich sie betrachtete, ständig die Gestalt änderten. Selbst noch auf dem Laserfoto schienen sie vor bösartiger Kraft zu vibrieren. Diese Symbole waren mir noch nie begegnet.
    Die stammen nicht aus den Neun Kanons, dachte ich, und wieder schien mich eine unterschwellige Gänsehaut zu überlaufen. Meine Zweitbegabung ist die einer Runenhexe, und jene Runen, die den erforschten und allgemein akzeptierten Zweig der Runenmagik bilden, sind mir fast alle auf den ersten Blick bekannt. Die meisten Psione kennen sich ganz gut mit den Kanons aus, denn Runen wurden schon vor dem Großen Erwachen angewandt, als psionische und magische Energie sehr viel verlässlicher und bei bestimmten begabten Menschen immer ausgeprägter wurden. Eine Rune, die so viele Jahre von so vielen Psionen benutzt worden ist, hilft einem sehr dabei, wenn man möglichst schnell einen Zauberbann heraufbeschwören will. Ganz zu schweigen von den höchstklassigen Magikarbeiten, bei denen von der Zeichnung über die Definierung und Benennung bis hin zum Aufladen der Runen alles sorgfältigst ausgeführt werden muss.
    Mit der schmerzenden rechten Hand berührte ich meine linke Schulter und massierte durch das Hemd hindurch den kalten Dauerschmerz der Dämonenglyphe. „Der doppelte Kreis und die Runen sehen aus, als wären sie von Zeremonialen gezeichnet.“ Ich ließ den Blick über das Foto gleiten. Auf der einen Seite lag irgendetwas Zerknittertes. „Ist das, was ich glaube, dass es ist…“ Bitte nicht. Sag mir, dass das nicht stimmt.
    „Das Schwein hat sie gehäutet.“ Gabe schob mir eine

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