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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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der langen, nicht enden wollenden Stunden des Tages, wenn ich versuchte zu schlafen. Ich schob sie beiseite, schloss die Augen, riss sie wieder auf. Tanzende Schatten trübten meinen Blick. Mein Gott nahm nach wie vor meine Opfergaben an, aber ich war nie mehr in seinen Saal gegangen.
    Sekhmet sa’es, Danny, nenn es, wie du willst. Du hast Angst, Japhrimel könnte im Reich des Todes auf dich warten.
    „Danny?“ Die Sorge in Jace’ Stimme wirkte auf mich gleichermaßen komisch und anrührend. Hatte er Angst, ich könnte ohnmächtig werden? Oder anfangen zu schreien?
    Würde ich das tun? Ich war nah dran. Verdammt nah.
    Mein Blick war immer noch auf das Foto geheftet. Ich blinzelte. Gabe schwitzte, und einzelne Fransen ihres glatten, dunklen Haars hingen ihr in die Stirn. Die Temperatur im Raum war um mindestens zwei Grad gestiegen. Bald würde sich die Klimaanlage einschalten und eiskalte Luft durch die Luftschlitze blasen. Meine Haut strahlte Psinergie ab – Psinergie und Hitze und rauchigen Dämonenduft. Tierce Japhrimel hatte nach bernsteinfarbenem Moschus und brennendem Zimt gerochen; ich roch nach frischem Zimt und leichterem Moschus. Dämon light – die halbe Psinergie, aber die ganze Gehässigkeit.
    Die Brust zog sich mir zusammen, als ich die Szene vor meinem inneren Auge aufs Neue abspulte: Asche, die vom weißen Boden aufsteigt, ein heißer Luftzug, der die feinen Partikel hochweht. Asche und eine schwarze Urne, zurückgelassen als letzter, grausamer Scherz.
    Meine rechte Hand verkrampfte sich zu einer Klaue.
    Ich schuldete ihr zu viel, um mich einfach zu entziehen. Gabe war noch vom alten Schlag. Sie hatte sich mit mir in die Hölle gewagt und wäre dabei beinahe ausgeweidet worden. Sie hatte nicht ein böses Wort über meine Unhöflichkeit oder über meine Distanziertheit verloren, auch nicht darüber, dass sie beinahe gestorben wäre, weil ich so versessen darauf war, mich an Santino zu rächen. Oder darüber, dass ich sie zurückwies und mich weigerte, über Rio oder Dämonen oder sonst irgendetwas von wirklicher Bedeutung zu reden, das zwischen uns in der Luft lag.
    „Ich weiß nicht, Gabe.“ Warum klingt meine Stimme so zittrig? Das tut sie doch eigentlich nie. „Ich war schon… ziemlich lange… nicht mehr dort.“
    Und es fehlte mir. Es fehlte mir, mich mit meinem Gott zu besprechen und zu spüren, wie die Last des Lebens – wenn auch nur für einen kurzen Moment – von mir genommen wurde. Ich hatte weiter meine Opfer dargebracht und meine Rituale zelebriert, und gelegentlich, wenn ich meditierte, webte das blaue Licht des Todes ein feines Netzwerk durch die Dunkelheit hinter meinen geschlossenen Lidern, ein Trost, der mir seit meiner Kindheit vertraut war.
    Dennoch – was würde ich auf der Brücke zwischen dieser Welt und der jenseitigen finden, wenn ich das Reich des Todes betrat? Würde ich einen großen, hageren Mann in einem langen schwarzen Mantel sehen, der mich mit hinter dem Rücken verschränkten Händen musterte und dessen Augen erst grün leuchten und sich dann verdunkeln würden? Würde er mir sagen, dass er auf mich wartete?
    Du wirst mich diese Welt nicht allein durchstreifen lassen. Aber er hatte mich verlassen, war verbrannt, in meinen Armen zu Asche zerfallen. Wenn ich ihm im Reich des Todes begegnete, war er unwiderruflich tot. Allzu unwiderruflich. Allzu unerträglich unwiderruflich.
    „Du bist die Beste, Danny. Du kannst sogar aus einer Kiste mit Asche einen Geist erstehen lassen, du warst immer schon die Beste. Bitte.“ Gabe bat sonst nie um etwas. Sie hatte sich nach vorn gelehnt und die Ellbogen auf den Schreibtisch gestützt. Sie will, dass es sofort losgeht, begriff ich da und fragte mich, wie angespannt ich wohl wirkte. Ich strahlte Hitze in die Luft ab, ein alter Dämonentrick.
    Es ging nicht nur darum, dass Gabe mich um etwas bat. Ich schloss Christabels Akte und sah Gabe in die Augen. Immerhin zuckte sie nicht zusammen. Sie war vielleicht die Einzige, die mich anschauen konnte, ohne zusammenzuzucken.
    Sie sah immer noch mich. In Gabes Augen hatte ich mich nicht verändert. Unter der Schale meiner goldenen Haut und meiner dämonischen Schönheit war ich immer noch Danny Valentine. Sie hatte auch keine Angst vor mir – sie behandelte mich nicht anders als in der ganzen Zeit, seit wir Freundinnen geworden waren. Für Gabe würde ich immer dieselbe bleiben – die Person, für die sie alles hatte stehen und liegen lassen, für die sie ihren Einfluss und

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