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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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persönliche Kontakte geltend gemacht hatte und mit der sie nach Rio gerast war. Sie wäre nie auch nur auf die Idee gekommen, mich Santino allein gegenübertreten zu lassen.
    Schon deshalb würde ich in das Reich des Todes gehen.
    Ich wandte den Blick ab. „Was ist sonst noch los, Gabe? Spuck’s aus.“
    „Dir kann man nichts vormachen, was?“ Wieder griff sie nach ihrer zusammengeknüllten Zigarettenschachtel. Sie durfte hier nicht rauchen, aber sie klopfte zweimal auf die Schachtel, eine Gewohnheit, die ebenso beruhigend wie bestürzend war. So zerstreut hatte ich sie noch nie erlebt. „Es ist nicht viel, Danny. Wenn ich ein bisschen mehr hätte, mit dem ich was anfangen könnte…“
    „Hör schon auf.“ Das kam so barsch heraus, dass die Brandyflaschen auf der Schreibtischoberfläche klirrten. Meine rechte Hand schmerzte. Ich wünschte mir, der Alkohol würde mir irgendwie helfen. Wenn er das getan hätte, hätte ich sofort danach gegriffen.
    „Moorcock wurde in ihrer Wohnung gefunden. Ich habe die Wohnung natürlich durchsucht, aber absolut nichts gefunden. Außer dem hier.“ Sie hielt mir ein gefaltetes Blatt hellrosafarbenen Leinenpapiers hin.
    Als ich danach griff, spiegelte sich in dem schwarzen Molekulartropfenlack auf meinen Nägeln das Neonlicht. Sie sahen zwar wie Nägel aus, waren aber Krallen – ein weiterer Beweis dafür, wie weit ich der menschlichen Rasse entfremdet worden war. Meine Ringe funkelten. Sie waren jetzt ständig aktiv, nicht nur, wenn die Atmosphäre aufgeladen war – wobei die Luft hier drin so psinergiegeschwängert war, dass sie auch vor meiner Verwandlung reagiert hätten. Ich strahlte Energie ab, und Gabe ebenso. Die Spannung zwischen uns war fast schon spürbar. Jace dagegen lümmelte wie ein großer blonder Kater auf seinem Stuhl herum und roch nach zu viel Alkohol und nach Mensch, gemischt mit einer Spur Moschus und Männlichkeit; stachelige, würzige Psinergie, die sich todbringend in seiner dornigen Schamanenaura zusammenballte.
    Sobald ich das Blatt in die Hand nahm, hatte ich flüchtig den Eindruck von etwas Schrecklichem, das wie widerlich süßer Flieder stank – und nach Frau. Wir Nekromanten bilden eine verschworene Gemeinschaft, auch wenn wir Einzelgänger und neurotische Primadonnen sind. Wir müssen zusammenhalten. Selbst unter Psionen ist die Mischung aus genetischem Erbe und Begabung, die einen zur Nekromantin macht, sehr ungewöhnlich. Ich hatte Christabel fast mein ganzes Leben lang gekannt, wenn auch nicht sonderlich gut.
    Das Blatt war an einer Ecke eingerissen. Behutsam faltete ich es auseinander, als könnte mir daraus eine Schlange entgegenzischen.
    Es zahlt sich aus, vorsichtig zu sein.
    Ich sah das Blatt an. Wieder stockte mir der Atem. „Scheiße“, sagte ich, und es klang wie ein erstickter Aufschrei.
    Die Worte waren hingeschmiert, als wäre sie in größter Eile gewesen: große, ausladende, gezackte Buchstaben, geschrieben mit Drachentinte – der Füllfederhalter hatte tiefe Rillen auf dem Papier hinterlassen. Als wären Krallen darübergefahren.
    Schwarzes Zimmer, stand dort. Und darunter, in riesigen Großbuchstaben: ERINNERE DICH, ERINNERE DICH AN RIGGER HALL, ERINNERE DICH AN RIGGER HALL, ERINNERE DICH, ERINNERE DICH…
    Am Ende des letzten H zog sich die Linie steil nach unten, als hätte jemand Christabel weggezerrt, während sie noch versuchte weiterzuschreiben.
    Ich schnappte nach Luft, und die verrückte Vorstellung, mein Körper würde sich gleich wie ein gestrandeter Fisch am Boden winden, ließ ein wenig nach. Ich zwang meine Lungen, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Die Welt war grau und trüb geworden, als würde ich alles durch Milchglas sehen. Der Rücken tat mir weh; drei Feuerlinien und ein pochender Schmerz in der Falte meiner linken Pobacke. Nein, nein, ich habe diese Narben doch gar nicht mehr. ICH HABE SIE NICHT MEHR.
    Nach ein paar Sekunden konnte ich endlich wieder halbwegs normal atmen. Ich sah Gabe an, die ruhig und ernst hinter ihrem Schreibtisch saß und schrecklich schuldbewusst wirkte. „Scheiße.“ Diesmal klang ich schon mehr wie ich, nur schrecklich müde.
    Gabe nickte. „Ich weiß, dass du dort warst. Bevor die Hegemonie Rigger Hall nach dem großen Gerichtsverfahren geschlossen hat. Moorcock war ein paar Jahre älter als du und hat damals während der Untersuchungen ausgesagt.“
    Mein Mund war trocken wie Wüstensand. „Ich weiß. Sekhmet sa’es, Gabe. Das ist…“
    „Eine Märchenreise in die

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