Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
Vom Netzwerk:
hereingeweht, und die Sonne war hinter einem dünnen Schleier verschwunden. Ich konnte fast schon spüren, wie der Luftdruck sank. Von solchen plötzlichen Wetterveränderungen bekomme ich immer Kopfschmerzen.
    Ich atmete den Geruch von Saint City ein und hatte einmal mehr das Gefühl, dass die Stadt sich wie ein großes Tier, das gestreichelt werden möchte, gegen meinen Schild drückte. Das Sicherheitssystem des Gebäudes ließ uns herein, und der bewaffnete Wachmann in der Eingangshalle senkte die Plaspistole. Unter seiner kugelsicheren Weste zeichneten sich gentechnisch aufgebaute Muskeln ab. Er hatte einen Brustkorb von der Größe einer Tonne, und in seinen Wangenknochen war ein Paar alter optischer Linsen implantiert, die wie eine verspiegelte Sonnenbrille wirkten, bis man die polarisierte Magscanvorrichtung entdeckte. Bei unserem Anblick verzog er hinter Gabes Rücken den Mund. Ich spielte ganz kurz mit dem Gedanken, ihn anzugrinsen, entschied mich dann aber dagegen. Gabe würde nicht wollen, dass ich hier mit jemandem eine Rauferei anfing. Zumal Jace einen Kater hatte – wieso hätte ich ihn in einen Kampf verwickeln sollen? Außerdem stellte ein gentechnisch hochgerüsteter Normalo einfach keine Herausforderung mehr dar. Selbst ohne Schwert nicht.
    Gabe trug uns am Empfang ein, der nur mit einem KI-Roboter in einer glänzenden, stählernen, menschenähnlichen Verkleidung besetzt war. Er reichte uns je eine Plasilicakarte, die wir über unsere Datbänder streiften, und schon waren wir drinnen.
    Nekromanten mögen Leichenschauhäuser nicht, aber sie halten es in ihnen aus. Leichenschauhäuser werden immerhin von kaltem Stahl und dem klinischen Licht medizinischer Forschung beherrscht. Die Atmosphäre gefühlloser wissenschaftlicher Arbeit ist durchaus hilfreich – anders als Friedhöfe und Aufbahrungshallen, wo Trauer, Verwirrung, tiefes Leid und Generationen von Schmerz die Luft in ein kummergetränktes Rot tauchen. In den Holovids wird immer so getan, als würden Nekromanten dauernd in irgendwelchen Friedhöfen alte Leichen ausgraben, dabei ist das der letzte Ort, an dem man einen von uns finden würde; in einem Krankenhaus oder einer Anwaltskanzlei ist die Wahrscheinlichkeit viel größer.
    Obwohl Krankenhäuser auch nicht leicht zu ertragen sind. Kein Ort, an dem Menschen Schmerzen erdulden und leiden, ist sonderlich angenehm.
    Am Fuß der Treppe griff Jace nach meinem Ellbogen, eine warme, feste, menschliche Berührung. Wir folgten Gabe durch die Schwingtüren, und unsere Stiefel klackten in unregelmäßigem Rhythmus über den Linoleumboden, der genauso bläulich glänzte wie der im Polizeirevier. Ich schüttelte Jace’ Hand nicht ab. Dieser Mann war wirklich stur – er begleitete mich auf meinen Kopfgeldjagden und räumte dann auch noch hinter mir auf. Ich hatte keine Ahnung, welche Schuld er damit zu begleichen glaubte.
    Ich wusste ja nicht mal, welche Schuld ich da gerade beglich, bei all denen, die noch offen waren.
    Als Gabe der Verwaltungsassistentin hinter dem kugelsicheren Glas ihre Polizeimarke zeigte, entzog ich mich Jace. Die junge Frau, deren rosa gesträhntes Haar nach der neuesten Gypsy-Roen-Mode hochstand, nickte und ihre Kehle schwoll an – sie hatte ein subvokales Implantat. In erstaunlichem Tempo hämmerte sie auf das Datapad ein. Ich fragte mich, mit wem sie wohl redete, während sie ein Diktat aufnahm. Dann folgte ich Gabe durch die feuerfeste Sicherheitstür und musste schlucken, als mir plötzlich der Gestank von Chemikalien entgegenschlug. Wenn ich doch bloß wüsste, wie ich diesen Geruchssinn abstellen könnte.
    „Hallo, Spukfrau“, rief ein dünnes, mit einem Labormantel bekleidetes Kerlchen, das einen Stapel Papiere in der Hand hielt. „Kommen Sie wegen der Leichenfrau?“ Dann fiel sein Blick auf mich, und er blieb abrupt stehen. Sein unrasiertes Gesicht wurde bleich wie Hüttenkäse.
    Was lange nicht so viel Spaß machte, wie man vielleicht meinen sollte. Sein strähniges Haar war in einer Topffrisur geschnitten, wie Jasper Dex sie populär gemacht hatte, und sie stand ihm überhaupt nicht, genauso wenig wie seine Gesichtsfarbe. Die Augen quollen ihm fast aus den Höhlen, und ich fragte mich, wieso er so bestürzt war – wenn er im Leichenschauhaus arbeitete, sah er vermutlich öfter mal einen Nekromanten, entweder Gabe oder John Fairlane.
    Dann fiel mir wieder ein, dass ich goldene Haut und das Gesicht eines Holovid-Models hatte und dass meine Schönheit zwar

Weitere Kostenlose Bücher