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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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nichts an, Jace. Lass mich in Ruhe.“
    „Na gut.“ Wie er es immer schaffte, etwas so lässig auf sich beruhen zu lassen, war mir ein Rätsel – es gehörte schon einiges dazu, wenn man seine glatte Oberfläche durchdringen wollte. Tja, immerhin war er in einer Mafiafamilie aufgewachsen. Vielleicht hatte er sich diese Undurchsichtigkeit aber auch erst mit mir zugelegt. Warum hast du deine Familie aufgegeben, Jace? Einfach so weggeworfen? Menschen haben getötet, um ihren Platz in ihrer Familie behaupten zu können, erst recht, wenn es um die Führungsposition ging. Du hättest alles haben können, was du dir je erträumt hattest. Warum?
    Ich wünschte, mir würden die richtigen Worte einfallen, um ihn zu fragen.
    Gabe blieb vor einer Tür stehen und drehte sich halb zu uns um. „Was ihr vorab noch wissen solltet: Caine ist ein Ludder.“
    Ich zog eine Grimasse. Ein Fanatiker, der Sprüche wie „Genspleißen ist Mord“ und „Psione sind eine Anomalie“ klopfte. In letzter Zeit machten sie sich überall breit. „Klasse. Er wird mich lieben.“
    Gabe wollte gerade etwas antworten, als sich das Milchglasfenster in der Tür verdunkelte. Die Angeln quietschten, und ich musste rasch das süffisante Lächeln unterdrücken, das sich auf meine Lippen stehlen wollte. Ich hatte den vagen Verdacht, dass die Türangeln absichtlich nicht geölt wurden. Kommen Sie in mein Sprechzimmer, sagte der Leichenbeschauer zu dem unglückseligen Polizisten. Meine rechte Hand machte eine Bewegung, als würde sie nach einem Schwert greifen, und ich zuckte zusammen, als mir wieder einfiel, dass ich kein Katana mehr besaß. Schmerz wallte in der Hand auf und verebbte. Am Anfang hatte sie ununterbrochen geschmerzt, wenn ich vergebens nach einem Schwert griff, aber jetzt wurde es langsam besser.
    „Gabriele“, sagte der zaundürre, ältliche Mann. Seine Augen waren wie pochierte blaue Eier, seine Lippen blutleer und die Wangen blass, als hätte er Puder aufgetragen. Er trug eine Brille mit dicken Plasrefraktionslinsen. Sein Labormantel war makellos sauber, und auf dem Schild an der Brusttasche stand R. Caine. Als Logo für das Schild hatte er einen Merkurstab gewählt, der mich an meine eigene Zulassungstätowierung erinnerte. Ein wahnsinniges Kichern stieg in mir auf. Ich unterdrückte es sofort, und es machte sich stattdessen mit einem rülpserähnlichen Laut Luft. „Und Sie haben jemanden mitgebracht. Wie entzückend.“
    „Guten Tag, Dr. Caine.“ Gabes Stimme war völlig ausdruckslos. Bewusst unprovokant und doch ein klein wenig verächtlich. „Ich nehme an, Captain Algernon hat mit Ihnen gesprochen.“
    Wäre Caine in der Lage gewesen, spöttisch zu grinsen, hätte er das mit Sicherheit getan. Stattdessen ließ er bloß seinen Blick auf mir ruhen. Seine rosafarbene Glatze, die er mit ein paar grauweißen Strähnen seiner spärlichen Haarpracht zu bedecken versuchte, verstärkte nur noch das eiförmige Aussehen seines Kopfes – dieser Herr gestattete sich keine kosmetischen Implantate. Seine Zähne sahen noch kräftig und gesund aus, aber sie waren völlig vergilbt, ein bestürzender Anblick im Zeitalter molekularer Zahnmedizin. Vermutlich war der Zustand seiner Zähne genauso gewollt wie die quietschenden Türangeln. „Das ist äußerst ungewöhnlich“, sagte er naserümpfend. „Was ist das?“
    „Dante Valentine, Dr. Caine. Dr. Caine, Dante Valentine.“ Gabe trat einen Schritt zur Seite, befand sich aber immer noch zwischen dem Mediziner und mir. Ich hatte den Eindruck, sie hielt sich bereit, den Fuß in die Tür zu schieben, falls er beschließen sollte, sie uns vor der Nase zuzuschlagen.
    „Freut mich, Sie kennen zu lernen“, log ich ihm ins Gesicht.
    Er kniff die wässerigen blauen Augen zusammen. „Was sind Sie?“
    Mich hatten schon zu viele Normalos blöd angeredet; wenn er mich ärgern wollte, musste er schwerere Geschütze auffahren. „Die richtige Bezeichnung lautet Hedaira, Herr Doktor. Ich bin ein genetisch veränderter Mensch.“ Die Worte schienen mir wie ein trockener Klumpen im Hals stecken bleiben zu wollen. Würde es Sie interessieren, dass ich mir das nicht ausgesucht habe? Und dass ich nicht mal weiß, was Hedaira eigentlich bedeutet? Das einzige Wesen, das es mir hätte erklären können, ist nur noch Asche in einer schwarzen Urne. Jedenfalls solange ich nicht gerade glaube, seine körperlose Stimme zu hören, und mich damit geißle. „Ich vermute allerdings, die Bezeichnung, nach der Sie suchen,

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