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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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Ich ignorierte ihn und betrachtete weiterhin die Tafel, auf der die Buchstaben verschwammen, sobald ich die Augen leicht zusammenkniff. Dann sahen auch sie aus, als ergäben sie ein Muster. Mit ein bisschen Psinergie könnte ich es vermutlich entziffern, zumal meine Begabung für Visionen, auch wenn sie nicht so ausgeprägt war, diese Zufälligkeiten wohl in einen Blick in die Zukunft verwandeln könnte.
    Ruckartig kam ich wieder zu mir und atmete tief ein. Ich durfte mich von so etwas nicht ablenken lassen. Keine Vision war es wert, auch nur kurzfristig unaufmerksam zu sein. „Was können Sie mir sonst noch mitteilen?“ Gabe war ganz in ihrem Element. Man hätte glatt vergessen können, dass sie ein Bulle war – mit ihren weit aufgerissenen Augen sah sie aus wie eine Medizinstudentin. Caine schwoll bei so viel Interesse die Brust, während mich das dringende Bedürfnis überkam, mir die linke Schulter zu reiben. Das Mal brannte, ein durchdringender, bohrender Schmerz, wie ich ihn während des letzten Jahres nur selten verspürt hatte. Kam das, weil ich mir mal wieder gestattet hatte, an Japhrimel zu denken? Dachte ich jetzt wieder öfter an ihn?
    Als ob ich je aufgehört hätte, an ihn zu denken – nicht einmal dann, wenn panische, psychopathische Flüchtige auf mich geschossen hatten.
    „Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist Miss Moorcock sexuellen Übergriffen ausgesetzt gewesen, bevor sie verstümmelt wurde.“ Caines pochierte Augen glitzerten. „Das Gewebe in der Vagina war zerrissen, und sie hatte heftige Blutungen. Leider konnten wir keinen DNA-Nachweis führen, da die Vagina mit Blut und anderen Fremdkörpern kontaminiert war.“
    Wieder kam mir die Galle hoch und schnürte mir die Luft ab. Warum habe ich die ganze Zeit das Gefühl, ich müsste mich übergeben? Jace’ Daumen glitt über meinen Ellbogen.
    Nur schade, dass seine beruhigende Geste ihre Wirkung verfehlte.
    Gabe wartete.
    „Sonst haben wir nichts“, sagte er schließlich. Ich hätte mein Haus und den Rest von Luzifers Blutgeld darauf verwettet, dass Caine die Situation genoss. „Ein Bluttest auf Giftstoffe läuft noch. Außerdem wollen wir einige der forensischen Berechnungen noch mal überprüfen.“
    „Überprüfen?“ Eine von Gabes Augenbrauen zuckte nach oben.
    „Entweder ist uns ein Irrtum unterlaufen, oder das Wesen, das sie zerrissen hat, hat den gesamten Körper auf einmal zerfetzt. Arme, Beine, Kopf – alles zugleich. Als hätte man sie gevierteilt. Ist Ihnen dieser Vorgang vertraut, Ms. Valentine?“
    Sein seltsamer Blick ruhte jetzt auf mir, und sein dünner Mund verzog sich zu einem kaum wahrnehmbaren Lächeln. „Ich kenne mich mit Geschichte einigermaßen aus, Herr Doktor. Der Begriff ist mir bekannt.“

7
     
     
     
    In dem gefliesten Raum mit den Leichenschubfächern war es kühl. Kaum war ich durch die Luftschleusen getreten, stieg Dampf von meiner Haut auf. Ich brauchte einen Moment, um mich an die klimatisierte Luft zu gewöhnen – mein innerer Thermostat war noch auf Hitze eingestellt. Mir war neuerdings immer warm, ich brauchte im Bett auch keinen Stapel Decken mehr wie zu den Zeiten, als ich noch ein Mensch gewesen war. In dieser Hinsicht war Jace während unserer Affäre immer sehr brauchbar gewesen, auch wenn er irgendwann regelmäßig die Decken weggestrampelt hatte. Vermutlich hatte ihn das Leben in Rio so viel Wärme abstrahlen lassen.
    Wenn er jetzt auf meinem Bett zusammenklappte, dann nur, weil er betrunken war, und meistens schlief er dann auf und nicht unter den Decken, oder er schreckte hoch, wenn ich ihn in die Rippen stieß, um ihn dazu zu bringen, sich in sein Zimmer am Ende des Flurs zu verziehen.
    Aus Gewohnheit schaute ich mich in dem Raum um – nichts außer dem üblichen Sicherheitsnetz und den Abwehranlagen. Die Holovid-Einlesegeräte waren in Reihen unter der Decke angebracht, um alles in 3-D aufnehmen zu können. An der einen Wand standen Stahlschränke, Werkzeuge hingen ordentlich neben Regalen mit Ausrüstung und Scannern. Meine Zähne schmerzten, bis ich tief einatmete und meinen Kiefer entspannte.
    Auf dem Stahltisch lag ein blauer Plastilin-Leichensack. Natürlich wirkte der Umriss irgendwie verkehrt – von Christabel Moorcock waren nur noch einzelne Teile übrig.
    Ich war mit einer Leiche allein. Die Härchen auf meiner Haut stellten sich auf, legten sich aber gleich wieder. Auf einmal fühlte ich mich wohler als in den ganzen letzten Monaten.
    Wovor hast du denn Angst?, fragte eine

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