Dante Valentine 02 - Hoellenritt
ist Gräuel. Kommen Sie, bringen wir es hinter uns.“
„Wer hat diese Genspleißung bei Ihnen durchgeführt?“ Er leckte sich über die dünnen, blutleeren Lippen. „Sieht ziemlich teuer aus.“
Teuer? Das kann man wohl sagen. Hat mich mein Leben gekostet und das eines geliebten Mannes. Seine Frage traf mich, als würde mich jemand in einen blauen Fleck zwicken. Vielleicht konnte er mich doch in Rage bringen. Ein Punkt für den Ludder-Mediziner. „Das geht Sie nichts an. Ich bin hier, um mir im Rahmen einer Morduntersuchung eine Leiche anzusehen. Muss ich erst einen Gerichtsbeschluss beibringen?“ Meine Stimme ließ das Glas in der Tür leicht erzittern. Ich glaube, ich benehme mich schlecht. Wieder musste ich ein verrücktes Kichern unterdrücken. Warum war mir in solchen Situationen immer nach Lachen zumute?
Dr. Caines buschige Augenbrauen hoben sich zu seinem nicht vorhandenen Haaransatz. „Natürlich nicht. Ich kenne meine Pflichten gegenüber der Polizei. Obwohl sie mir dauernd Kadaver schicken.“
„Ich dachte, Leichen wären Ihr Job.“ Der zuckersüße Tonfall meiner Stimme gefiel mir ganz und gar nicht – meistens sagte ich dann gleich etwas völlig Unverzeihliches. „Vielleicht sollten Sie in Rente gehen.“
„Erst wenn man mich dazu zwingt, junge Frau. Kommen Sie rein.“ Er lächelte mechanisch, sah allerdings alles andere als begeistert aus. Immerhin winkte er uns in sein kleines Büro, das mit einem Schreibtisch, zwei Stühlen und zwei uralten verbogenen Metallaktenschränken vollgestopft war sowie Stapeln von Papieren und Akten und noch einem Aktenschrank aus Holz, auf dessen matt polierter Oberfläche eine blühende blaue Orchidee stand. Interessant. Fast ebenso interessant war die Schiefertafel, die gegenüber einer weiteren Tür an der Wand hing. Dr. Caines Handschrift war krakelig, hielt sich aber genau innerhalb der vorgegebenen Spalten, in denen aufgeführt war, welche Leiche in welchem Schubfach lag und welche Tests durchgeführt werden mussten. Jedenfalls nahm ich an, dass die Buchstaben und Zahlenkombinationen das bedeuteten. Das Ganze sah aus wie ein Code, der auf dem alten kyrillischen Alphabet beruhte.
„Eins möchte ich von Anfang an klarstellen“, sagte Dr. Caine, sobald wir uns alle in sein Zimmer gezwängt hatten. „Dies findet gegen meinen Willen statt, und ich protestiere energisch dagegen.“
„Geht mir genauso“, stöhnte ich leise in dem Versuch, mich in abfälliges Getue zu retten. Gabe warf mir einen beschwörenden Blick zu. Ich hielt die Klappe.
Der Arzt sah mich lange durchdringend an. Mir fiel auf, dass zwei Laserfüllhalter und ein Skalpell mit Schutzhülle aus seiner Brusttasche ragten. „Es ist die Leiche einer Nekromantin“, sagte er verächtlich. „Todesursache, soweit wir das bestimmen können, war ein psionischer Angriff.“
Das war neu. Dr. Caine merkte, dass ich interessiert aufhorchte. „Wir haben das mit Hilfe des Magnetresonanzspektrophons und des Signalwellenscanners feststellen können.“ Er richtete seine Worte jetzt an mich. „Blutung in der Hirnrinde in charakteristischen Sternenmustern. Wie es aussieht, hinterlässt ein psionischer Angriff, der zum Tod führt, diese Sternenmuster aus Blut sowie entsprechende Narben, während wir beim Tod durch Erwürgen punktuelle Blutungen aus den Kapillaren in der Haut feststellen.“
Danke für dieses unglaublich anschauliche Bild, Herr Doktor. Wieder blickte ich mich in seinem Büro um. Es roch nach Chemikalien, absterbenden menschlichen Zellen, Pfeifentabak und synthetischem Hasch. Der liebe Herr Doktor war also Raucher, wie die meisten Menschen in medizinischen Berufen. Seine Hände zitterten zwar nicht, waren aber dünn wie Spinnenbeine und mit Leberflecken übersät. Ich stellte mir vor, wie sie mit dem Laserskalpell arbeiteten, und mich überlief ein Schauder. Wahrscheinlich redet er mit den Leichen. Und noch dazu sehr von oben herab. Ich starrte zur Decke hinauf, wo die Löcher in den schalldämpfenden Ziegeln schon fast ein sinnvolles Muster ergaben. Staub wirbelte durch die Luft und bildete kleine geometrische Figuren, während sich die Raumtemperatur von den vier Erwachsenen, die in das Zimmer gepfercht waren, und meiner zusätzlichen Abstrahlung aufheizte.
„Was für ein psionischer Angriff?“, fragte Gabe. „Schmarotzer, Zeremonialer, Magi, was?“
„Das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Ich hatte den Eindruck, das sei Ihr Job.“ Das war an meine Adresse gerichtet.
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