Dante Valentine 02 - Hoellenritt
der Bibliothek in Kürze einen weiteren Besuch abstatten müssen, im Tempel darüber ein Opfer darbringen und dann hinunter in die dunklen Gewölbe gehen, die voll mit alten Schriften waren. Vielleicht würde ich dieses Mal auf einen Text stoßen, der mir etwas wirklich Interessantes darüber verraten konnte, was ich nun war.
Ich öffnete die erste Akte und nahm einige Bilder heraus; dann die zweite und schließlich die dritte. Von dem glänzenden Laserausdruck starrte mir Christabels zerstörtes Gesicht entgegen, aber es lieferte auch eine gute Ansicht der gewundenen Kreideglyphen. Wahrscheinlich würde ich mir auch ihre Wohnung ansehen müssen – und zwar eher früher als später, um noch so viele verbliebene Geruchsspuren wie möglich erfassen zu können. Zumindest, wenn sich sonst nichts Neues ergab. „Ich brauche den Gleiter“, murmelte ich. „Ihr Götter.“
„Warum nimmst du kein Slicboard?“ Ein schelmischer Unterton lag in seiner Stimme.
„In diesem Aufzug?“
„Nur die Ruhe, mein Schatz. Ich habe dir eine Gleiterlimo bestellt.“ Sein Grinsen färbte auf mich ab; ich spürte, wie sich in meinen Augenwinkeln kleine Fältchen bildeten und meine Lippen sich leicht nach oben bogen. Wie brachte er es bloß immer fertig, mich erst zur Weißglut und dann zum Lachen zu bringen? Andererseits gefiel er sich in dem Glauben, mich durch und durch bis hin zu meinem Seelengeleiter zu kennen. „Kein Grund, nicht mit Stil zu reisen.“
Er klang so lässig, dass ich beinahe die dornige, zuckende Dunkelheit seiner Aura hätte ignorieren können. Jace brodelte vor Wut, hatte seinen Zorn gerade noch so im Griff. Ich legte den Umhang ab, die Bilder obendrauf und ging zu ihm hinüber, wobei die Seide sich um meine Beine schmiegte.
Er senkte den Blick. Jace Monroe fixierte den Boden.
Ich schluckte trocken und hob dann die Hand, um mit den Fingerspitzen seine Wange zu berühren und mit meinen schwarz glänzenden Nägeln, die nass aussahen wie Japhrimels Urne, leicht darüberzustreichen. Ich spürte die Berührung im ganzen Körper. Meine Aura hüllte ihn ein, und der würzige Geschmack von Dämonenmagie umspielte uns beide.
Warum muss bei dir selbst eine Entschuldigung mit einem Streit enden? Erneut strich Japhrimels Stimme durch die tiefsten Tiefen meines Geistes. Nie hätte ich es für möglich gehalten, einmal von einem Dämon heimgesucht zu werden. Andererseits – hätte er mich tatsächlich heimgesucht, wäre es womöglich eine Erleichterung gewesen, wenigstens würde ich mich dann nicht mit seiner Stimme quälen. Würde sein Geist mich verfolgen, wäre das immerhin ein Beweis dafür, dass er irgendwo irgendwie noch existierte.
Und an mich dachte.
„Jace?“ Ich klang heiser. Er zitterte.
Sei vorsichtig, pass bloß auf. Du weißt nicht, was du ihm vielleicht antust, erhob sich die altbekannte warnende Stimme wieder. Ihn auf Distanz zu halten war schon eine alte Gewohnheit. Noch immer verspürte ich den quälenden Drang, ihn anzufassen, obwohl allein der Gedanke daran meinen Magen in Aufruhr versetzte – vor Abscheu oder Begierde oder einer Mischung aus beidem, in welchem Verhältnis, war mir nicht ganz klar.
Doch seltsamerweise war mir danach, ihn zu trösten. Er hatte mein Schweigen und meine Sucht nach Kopfgeldjagden ertragen müssen und mir immer mit vollem Einsatz Rückendeckung gegeben. Er hatte sich in den ehrenwerten Mann verwandelt, für den ich ihn ganz am Anfang gehalten hatte.
Wann war das geschehen?
„Danny“, flüsterte er.
„Es…“ Warum blieben mir die Worte Es tut mir leid regelmäßig im Hals stecken? „Ich muss da etwas wissen.“
„Hm.“ Seine Finger spielten mit dem Stab, dessen Knochen sich leicht bewegten, aber nicht gegeneinanderschlugen. Seine Haut war so zart, so trocken… und wenn ich genauer hinsah, konnte ich den eleganten Schwung seiner Wangenknochen und die feinen, in Gold getauchten Wimpern wahrnehmen. So intensiv hatte Japhrimel mich auch einmal betrachtet, als wäre ich eine Glyphe, die es zu entziffern galt.
Toll, Danny. Du berührst Jace, und alles, woran du denken kannst, ist ein toter Dämon. „Warum hast du die Familie aufgegeben?“
Jace riss die Augen auf und starrte mich an. Es war, als würde ich in einem Meer von Blau versinken. Seine Psinergie wurde stärker und vermischte sich mit der meinen. „Ich brauche sie nicht, Danny“, antwortete er sanft. „Was ist so eine blöde Familie schon wert, wenn ich dich nicht habe?“ Hätte er mir mit
Weitere Kostenlose Bücher