Dante Valentine 02 - Hoellenritt
verändern und ihn zu mir zu rufen. Ich hatte es auch mit Tarotkarten und Runen versucht – aber die Antworten, die ich bekam, waren undeutlich, verwaschen und flüchtig. Nichts, Leere, Vergänglichkeit. Meine verzweifelte Hoffnung machte jede Information, die ich während meiner Visionen erhielt, unbrauchbar.
Meine Schulter brannte. Dagegen tat meine rechte Hand, die den Schwertgriff umklammert hielt, ausnahmsweise nicht weh.
Japhrimel. Ich sprach es nicht laut aus, aber meine Lippen formten den Namen.
Er ist nicht mehr da, Danny. Hör auf, dich zu quälen.
Aber hatte er vielleicht auf mich gewartet, bevor er in dem Abgrund verschwand?
Denk nicht weiter drüber nach, Danny. Sekhmet sa’es, er ist fort. Er ist auch nicht im Reich des Todes. Das hast du mit eigenen Augen gesehen. Also lass es gut sein.
Aber ich konnte einfach nicht anders.
Wer würde die Fragen für mich stellen, wenn es mir gelingen sollte, den Geist meines toten Dämonen-Liebhabers zu beschwören? Jace sicherlich nicht. Und sogar von Gabe war das zu viel verlangt, dabei war sie die einzige Nekromantin, die so etwas vielleicht für mich tun würde.
Unten hörte ich Jace einen Fluch ausstoßen. Lauschte er etwa? Möglicherweise verriet ihm schon das leiseste Geräusch, wo ich mich gerade aufhielt, falls er nicht sowieso schon seine Sinne ausgedehnt hatte und mich sah. Jedenfalls wusste er, dass ich vor der Nische stand. Auch ich hatte ihn bereits ein-, zweimal hier erwischt, meistens nachdem ich meine Tage zwischen den Verbrecherjagden damit zugebracht hatte, im Wohnzimmer einfach nur dazusitzen und die Urne anzustarren, um sie anschließend nur widerwillig wieder zurückzustellen – zumindest wenn ich neben meinen fiebrigen Nachforschungen über Dämonen und der Suche nach jedem Fitzelchen an Wissen, speziell über gefallene Dämonen, die Zeit dazu fand. Ich hatte keine Ahnung, was Jace der Asche Japhrimels wohl zu sagen hatte, und ich wollte es auch gar nicht wissen.
Jace wusste ganz bestimmt, dass ich mich gerade hier aufhielt.
Was soll’s, dachte ich, und meine Finger schlossen sich fester um den Schwertgriff. Anubis ist mein Zeuge, ich habe ihn nie darum gebeten hierherzukommen.
Du hast ihn aber auch nicht weggeschickt, hielt mir die unbarmherzige Stimme meines Gewissens entgegen. Bildete ich mir das ein, oder klang sie wie Japhrimel? Nicht wie die gleichförmige Roboterstimme, mit der er noch am Anfang gesprochen hatte, sondern wie die tiefe, beinahe menschliche Stimme, die mir ins Ohr hauchte, während ich von schmerzlich-rauer Lust erfüllt in seinen Armen bebte.
Mir entfuhr ein Seufzer. Die Finger meiner linken Hand schwebten nur Millimeter über der Urne. Was würde ich wohl spüren, wenn ich sie jetzt berührte – jetzt, da meine Sinne noch wund waren, nachdem ich Christabel Moorcocks kreischenden, irrsinnigen Geist aus dem Tod zurückzitiert hatte und mein Körper nach dem Training bei Jado gelöst war, nachdem ich die Kälte jenes verdorrten Landes ausgeschwitzt hatte, wo Anubis mit unendlicher Geduld auf mich wartete?
Ich stieß nun selbst einen leisen Fluch aus und ging weiter die Treppe hinauf. Es war sinnlos, Zeit zu verschwenden. Ich musste mich zurechtmachen. Wenn ich schon ins Haus des Schmerzes ging, wollte ich wenigstens passend gekleidet sein.
Verflucht auch. Ich musste wohl die Peitsche mitnehmen.
12
Jace stand mit verschränkten Armen im Wohnzimmer, das vom tragbaren Holoplayer in ein gespenstisches rosafarbenes Licht getaucht wurde. Als ich eintrat, stellte er den Ton ab. Über dem Arm trug ich den Umhang aus Zobel und Samt. Mir war das Kunststück gelungen, mein widerspenstiges Haar zu einem passablen French Twist hochzustecken. Die Ohrringe schlugen mir leicht gegen die Wangen, als ich ungeduldig den Kopf hin- und herwarf, um sicherzugehen, dass die dünnen Stilette, mit denen ich den Haarknoten zusammenhielt, auch wirklich fest genug saßen. Nichts wäre peinlicher, als wenn mir, während ich der höchsten paranormalen Macht der Stadt gegenübertrat, Stichwaffen aus dem Haar purzelten.
Jace sah hoch und öffnete den Mund, als ob er etwas sagen wollte. Doch dann klappte sein Kiefer nach unten, seine Pupillen weiteten sich, und seine Augen wirkten plötzlich schwarz statt blau.
„Ist irgendwas?“, sagte ich genervt. „Das ist schließlich das Haus des Schmerzes. Ich kann da schlecht in Jeans und T-Shirt antanzen, sosehr ich mir das wünschen würde.“
„Früher hättest du genau das
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