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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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verwarf es aber, als ich mir Jace genauer ansah: Kleine Falten zeigten sich am Rand seiner Augen, sein Mund war eine schmale Linie, und sein Blick war trüb von zu viel Chivas, zu vielen Hetzjagden und zu wenig Schlaf. Seine Kleidung war verknittert, und rasiert hatte er sich auch nicht. Mir wurde bewusst, dass meine Freunde älter wurden.
    Ich dagegen sah aus wie immer, wenn ich mich mal dazu überwinden konnte, in den Spiegel zu schauen. Goldbraune Haut, dunkle Augen, die Schönheit eines Dämons, ein Geschenk, um das ich nie gebeten und das ich auch nicht gewollt hatte.
    Ich schüttelte den Kopf. „Du musst für mich ein paar Dinge herausfinden, schon vergessen?“ Sogar mein Haar glitt unbehaglich hin und her – ich fing schon an zu zittern, wenn ich mir nur vorstellte, wie Jace das Haus des Schmerzes betrat. Ich selbst sah dem Besuch mit gemischten Gefühlen entgegen. Obwohl nichtmenschliche, paranormale Wesen inzwischen gesetzlich festgelegte Rechte hatten und Parteien gründen und beitreten durften, betrachteten die Menschen sie noch immer nicht gerade als die Kumpel von nebenan. Und das konnte ich ihnen nicht mal verübeln. „Ich muss das ein oder andere herausfinden, und du bist genau der richtige Mann für den Job.“
    Er verschränkte die Arme, die Dornentätowierung auf seiner unrasierten Backe wand sich. „Wenn man dich erst mal kennt, gibst du eine wirklich phänomenal miese Lügnerin ab“, sagte er unumwunden.
    „Wie bitte?“ Ich hatte noch keine zehn Schritte in mein eigenes Haus getan, und schon war ich wieder in der Defensive. Die Papiere auf meiner Küchenanrichte fingen an, unruhig zu rascheln. Ob wohl in der Post von heute ein weiterer Pergamentumschlag war?
    Ich verscheuchte den Gedanken. Jace, bei allen Göttern, die je waren oder sein werden, bitte mich bloß nicht darum, dich mit ins Haus des Schmerzes zu nehmen. Ich mache mir so schon genug Sorgen um dich. Ich schluckte die Worte, die mir bereits auf der Zunge lagen, hinunter. Auch nur anzudeuten, dass er damit nicht fertig werden würde, war der sicherste Weg, ihn auf die Palme zu bringen.
    Er versteifte sich und schenkte mir ein leicht gezwungenes, verschmitztes Lächeln – ein deutliches Zeichen, dass er seine Wut gerade noch im Zaum hielt. „Ich halte das aus, Danny. Ich habe schon Schlimmeres mitgemacht, und ich kann ganz gut auf mich aufpassen. Hör auf, mich zu behandeln, als wäre ich zweite Wahl.“
    „Jace…“ Auf diese Art von Unterhaltung hatte ich jetzt wirklich keine Lust. Warum, verdammt noch mal, sucht er sich für seine Wutanfälle immer den absolut beschissensten Zeitpunkt aus?
    „Ich bin vielleicht kein Dämon“, sagte er leise, „aber es gab mal eine Zeit, da war ich dir gut genug. Und für all die Kopfgeldjagden hat mein Können doch immer gereicht, oder etwa nicht?“
    Hat er mir das wirklich gerade an den Kopf geworfen? Mein Magen krampfte sich zusammen, Hitze stieg mir in die Wangen. Die Fenster bogen sich leicht und klirrten. Ich holte tief Luft. Wenn ich jetzt mein Haus in die Luft jagte, wäre das ein gefundenes Fressen für die Schmeißfliegen da draußen. Stattdessen drängte ich mich an ihm vorbei, vorsichtig genug, um ihn nicht zu verletzen – er stolperte nur ein paar Schritte nach hinten. Die Zähne in die Unterlippe verbissen, marschierte ich durch die Küche, den Flur hinunter und die Treppe hoch.
    Auf halbem Weg kam ich an der gut zwanzig Zentimeter großen Statue von Anubis vorbei, die schlank und schwarz in der Altarnische am Treppenaufgang stand und Psinergie ausstrahlte. Zu beiden Seiten wurde sie von zwei unangezündeten, schwarzen, neundochtigen Kerzen flankiert. Außerdem hatte ich Anubis eine flache schwarze Schale mit Wein hingestellt und Rosenblätter verstreut. Die Oberfläche der Flüssigkeit zitterte, als ich stehen blieb, um den kleinen Altar zu betrachten.
    In der Ecke glänzte eine schwarz lackierte Urne. Ihre spiegelglatte Oberfläche war völlig frei von Staub. Nicht das geringste Körnchen blieb daran hängen, und kein Flüstern drang je an mein Ohr. Stunden hatte ich schon damit zugebracht, diese Urne anzustarren, dabei kannte ich bereits jede Wölbung des blanken Materials. Ich hatte mich sogar schon ein- oder zweimal dabei ertappt, wie ich mit ihr sprach. Kreidezirkel hatte ich aufgemalt und still und heimlich Magi-Beschwörungen aus Schattenschriftstücken ausprobiert – sogar in verschiedenen Variationen, in der Hoffnung, einen Weg zu finden, die Realität zu

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