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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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Klaue, die an diesem Abend so anmutig ein Schwert gehalten und mich damit verteidigt hatte, zuckten nervös, als würde ich einen 713er-Bericht über einen Flüchtigen tippen.
    Ich trat ins Haus, schloss die Tür hinter mir und lehnte mich dagegen. Die Schwertscheide bohrte sich mir in den Rücken. Erst jetzt bemerkte ich, dass das Kleid auf der linken Seite steif und blutbesudelt war. „Anubis et’her ka.“ Der Name des Gottes versetzte die Luft in ungute Wallung. „Das war gar nicht angenehm.“
    Jace war nicht zu Hause. Vermutlich wühlte er sich durch irgendwelche Akten. Da Psione häufig nachts arbeiten, schließen öffentliche Gebäude selten vor zwei Uhr morgens.
    Schade. Ich hätte jetzt gern ein bisschen rumgealbert.
    Da meine Rechte zu stark zitterte, hob ich die Linke und betrachtete den schwarzen Molekulartropfen-Nagellack und meine anmutig und verführerisch gebogenen Finger, die sich anspannten und dann wieder locker ließen.
    In meiner Kleidung hing noch der Geruch von Flieder. Von Flieder und von Todesangst. In der stillen Dunkelheit des Hauses schien mir das Fleisch auf einmal verräterisch schwer auf den Knochen zu lasten; die sanft gebogenen Knochenstrukturen waren nicht mehr richtig menschlich, stimmten aber auch nicht mit dem dämonischen Körperbau überein, wie er in den Büchern beschrieben wurde, die ich gelesen hatte. Irgendwo zwischen beidem steckte ich fest, gefangen wie ein Schmetterling, der sich halb entpuppt hat und nun in einem Präparierglas erstarrt ist. Hier, in mein altes Leben, gehörte ich nicht mehr, und obwohl ich dauernd irgendwelchen Flüchtigen nachstellte, hatte ich weder ein Ziel noch die Vorstellung von einem Ziel, auf das ich mich hätte zubewegen können. Versteinert zwischen dem einen Schritt und dem nächsten wie ein Holovid-Standbild.
    Und welcher Schmetterling will schon zurück in seine Puppe? Oder wieder eine Raupe sein?
    Erinnere dich. Erinnere dich an Rigger Hall.
    Galle stieg mir in der Speiseröhre hoch, aber ich zwang sie wieder hinunter. Ein heftiger Schauder durchfuhr mich vom Scheitel bis zu den Zehenspitzen. Ich spürte, wie sich die Panikattacke ihren Weg bahnte, vom Kampf und dem Schock der Erinnerung ausgelöst.
    Hallo Danny, flüsterten die lippenlosen Mäuler meiner Albträume. Du hast wohl gedacht, du wärst uns los, wie? Nichts da. Lasst uns die alten Ängste auspacken und ein bisschen damit rumklappern, lasst uns ein bisschen in Dannys Kopf tanzen und sie ordentlich durchschütteln, was haltet ihr davon?
    „Warum zittere ich dermaßen?“, fragte ich die dunkle Stille meines Zufluchtsortes. Dann holte ich tief Luft und stellte dabei fest, wie muffig die Wohnung roch. Ich hatte kaum mal sauber gemacht, und auch Jace hatte sich nicht gerade übernommen.
    Außerdem waren wir sowieso die ganze Zeit weg und jagten Kriminelle.
    Mitgefühl ist nicht deine starke Seite, hörte ich Jados Stimme in meinem Kopf widerhallen.
    Wieder knirschte meine linke Schulter. Ich beugte mich vor und würgte. Meine Haare lösten sich, und eines der Stilette schlug auf den Parkettboden auf. Fast ein Jahr lang hatte ich mich jetzt hinter der Fassade der großen, abgebrühten Kopfgeldjägerin versteckt, aber dadurch hatte sich nicht das Geringste geändert.
    Und das würde es auch nie.
    Japhrimel war fort.
    Kalt und hart drückte der Boden gegen meine Handflächen und Knie. Alles um mich herum wurde grau. Ich gleite in einen Schockzustand hinein. Und da ist nichts, was mich herausholen könnte. Die Abschirmungen über meinem Haus vibrierten und sangen einen dünnen, glasklaren, schmerzvollen Ton, wie wenn man genau an der richtigen Stelle über die Krümmung eines Plasglases streicht.
    „Du wirst mich nicht verlassen.“ Eine Stimme wie alter, dunkler Whisky. Vertraut.
    Mein gesamter Körper machte einen Satz, um diese Stimme besser zu hören.
    Ich sah hoch. Nichts. Nur mein Flur, der Garderobenständer aus Metall, der Spiegel und ein warmer Lichtstrahl, der aus der Küche auf den Flur fiel. Jace hatte die Lampe brennen lassen.
    „Du wirst mich diese Welt nicht allein durchstreifen lassen.“ Die Stimme versetzte mir einen Schlag, riss mich vom Boden hoch und schubste mich gegen die Tür. Ihr Druck war wie eine Wellenfront aus Psinergie, die sich gegen meinen Körper presste, ihn umfing und die grauen Nebel des Schocks verdrängte.
    Ich werde von einem Geist herumgestoßen. Abgehacktes Lachen brach aus mir heraus. Ich öffnete die Augen und sah wieder nur den leeren

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