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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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verschwunden, den man auch mit sorgfältigster Reinigung nicht wegbekommen würde. Die Couch war in Stücke geschlagen, genau wie der Tisch. Von der dunklen, eingezogenen Decke hingen kleine Beutel mit Kordeln, in denen Kräuter, Amulette und Sonstiges aufbewahrt wurden. In die Vollspektralbirnen hatten sich Blutspritzer eingebrannt. Hier drin musste sich ein wilder Kampf abgespielt haben.
    Langsam ließ ich den Atem aus meiner Lunge entweichen.
    Gabe war hier gewesen, außerdem ein Sammler. Hier würde ich nichts mehr finden. Wo immer Christabel wirklich gelebt hatte – hier war es nicht gewesen. Dieser Ort sah vor allem nach einem aus: nach einer Bühne.
    Überall auf dem aufgerissenen Boden lag Papier, dasselbe Pergamentpapier, auf das sie ihre letzte Nachricht geschrieben hatte. Eine ausgelaufene Flasche mit Drachenbluttinte war in die Nähe der Tür zur Küche gerollt. Trotz intensiver Suche gelang es mir nicht, in dem ganzen Chaos den Füllfederhalter zu finden.
    Ich war selbst überrascht, als ich meine Stimme hörte. „Ich bin hier.“ Es klang wie das Flüstern eines Kindes in einem Spukhaus. „Wenn du reden möchtest, Christabel – ich höre.“
    Stille. In dieser sorgfältig arrangierten Welt fühlte ich mich wie eine Diebin. Ich wollte ihren wahnsinnigen, tobenden Geist nicht wieder zum Leben erwecken; ich wollte etwas von der lebenden Nekromantin spüren.
    Aber nichts geschah. Sogar der starke Geruch nach Gewalt, der in der Luft hing, war völlig nichtssagend, meine Intuition fand nichts, wo sie hätte einhaken können.
    Die anderen Tatorte werden dir auch nichts verraten, sagte eine Stimme in meinem Kopf plötzlich mit absoluter Gewissheit. Ich drehte mich langsam einmal um mich selbst und ließ den Blick über das Helldunkel der Schutzrunen gleiten, die an jede der Wände gemalt waren. Hier wirst du die Antwort nicht finden. Du weißt, wo du sie suchen musst.
    Ja, das wusste ich. Der einzige Hinweis, der mir helfen konnte, dieses komplizierte Geflecht zu entwirren, lag in den fünf Worten, die eine zutiefst verstörte, sterbende Nekromantin auf Pergamentpapier gekritzelt hatte: Erinnere dich an Rigger Hall.
    „Lieber nicht“, murmelte ich, und die Luft um mich herum bildete Wirbel, die meinen Rock ins Schwingen brachten. Plötzlich kam ich mir lächerlich vor in meiner viel zu schicken Kleidung, und zum ersten Mal seit Jahren fühlte ich mich plötzlich sehr, sehr jung.
    Aber wenn ich verhindern konnte, dass ein weiterer Mensch starb, indem ich die Erinnerungen an Rigger Hall zuließ, dann würde ich das tun. Ich hatte diesen Ort schon einmal überlebt. Wie schlimm konnte es schon sein, sich daran zu erinnern?
    Als Antwort loderten die drei Phantomfeuerstreifen auf meinem Rücken auf. Das Gleiche tat die nicht mehr vorhandene Narbe in meiner linken Pofalte. Und das Mal an meiner Schulter brannte und brannte.
    Fest schloss ich die Hand um die Scheide des Katana. Ich war nicht mehr schwach und wehrlos.
    „Na gut, Christabel.“ Meine Stimme hallte von den Wänden zurück. „Du bist die beste Spur, die ich habe. Im Moment führst du den Tanz an.“
    Ich hatte das nicht sonderlich angenehme Gefühl, dass sich die Luft in dem verwüsteten Wohnzimmer verändert hatte und nun gespannt und erwartungsvoll vibrierte. Als würde sie… zuhören.
    Die Knöchel meiner Hand waren schon ganz weiß, so fest umklammerte ich die Scheide. Mein Mund war wie ausgetrocknet, und als ich die Wohnung durch die provisorische Magsiegeltür verließ, hätte ich eigentlich erleichtert sein müssen.
    Aber das war ich nicht. Dauernd gingen mir fünf Worte im Kopf herum, gesungen von einem kreischenden, wahnsinnigen Geist, der einst eine Frau gewesen war, die in einer sauberen, ordentlichen, seelenlosen kleinen Wohnung gelebt hatte.
    Erinnere dich. Erinnere dich an Rigger Hall.
    Ich wusste, was ich als Nächstes tun musste.

16
     
     
     
    Als ich auf dem betonierten Landeplatz in meinem Vorgarten aus der Gleiterlimo stieg, war die Nacht schon weit fortgeschritten. Ich gab dem Fahrer ein großzügiges Trinkgeld, und er bedankte sich und hob ab, bevor ich meine Eingangstür erreicht hatte. Im Garten, der im Dunkeln lag und nur hier und da vom orangefarbenen Licht der Stadt erhellt wurde, raschelte es unangenehm.
    Mir zitterten die Hände. Nicht sonderlich stark, aber doch genug, dass ich die feinen Vibrationen sehen konnte, wenn ich die Hände ausgestreckt vor mich hielt. Sogar die Finger meiner Rechten, dieser eingedrehten

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