Dante Valentine 02 - Hoellenritt
allmählich.
„Das würde ich so nicht sagen“, antwortete ich bedächtig. „Ich weiß es nicht. Aber wenn die Markierungen zur Verteidigung dienen sollten, habe ich die Sache bisher ganz falsch angepackt.“ Ich wirbelte herum. „Wenn Jace dir eine Liste gibt, kannst du dann rausfinden, wer von den Leuten noch in Saint City ist? Und wer von ihnen noch lebt?“
„Wenn alles so einfach wäre.“ Gabes Augen leuchteten, und sie wirkte gleich ein paar Jahre jünger. „Bist du sicher, Danny?“
„Sicher wäre übertrieben.“ Ein letztes Mal ließ ich den Blick durch den Raum schweifen. „Aber es ist meine bisher beste Theorie. Da ist übrigens noch was.“
„Was denn?“, fragte sie ungeduldig gestikulierend, und ich musste das Bedürfnis unterdrücken, hysterisch loszukichern. Sah sie es denn nicht selbst? Wieso musste ich es ihr erst sagen?
„Die Tür ist von innen aufgebrochen worden.“ Jace sah mich durchdringend an; seine blauen Augen bildeten einen deutlichen Kontrast zum dunklen Hintergrund des Flurs. Plötzlich glitt ein dunkler Schatten über sein Gesicht, und wenn ich nicht dagestanden hätte, als hätte man mir die Füße am Boden festgenagelt, hätte ich vermutlich einen Satz nach hinten gemacht. Der Schatten verschwand so schnell, wie er gekommen war, und ich schob das Ganze auf meine überreizten Nerven.
Auf die ich in letzter Zeit eine ganze Menge schob. Eine schlechte Angewohnheit.
„Ja und?“ Gabe klang nicht sonderlich geduldig. Schweigend stand ich da und starrte Jace mit gerunzelter Stirn an.
Ich schüttelte mich und blickte in ihre dunklen, besorgten Augen. „Ich glaube nicht, dass der Angriff hier begonnen hat.“
23
Ich sollte recht behalten. Wir fanden sein Sanktuarium im Keller, ein sechseckiger, steinerner Raum mit Holo-Pinups an den Wänden. In den farblosen Granitboden war ein fünfeckiger Stern eingraviert – wenn Aran hierfür genügend Zeit und Psinergie gehabt hatte, musste er gut verdient haben. Es war mir unangenehm, mich in dem Raum umzusehen, schließlich entspricht das Sanktuarium eines Zeremonialen dem Seelengeleiter der Nekromanten; es ist jener verborgene Ort, an dem man voller Vertrauen seine besten magischen Werke vollbringt. Offensichtlich hatte Aran seine Energie größtenteils aus Sex bezogen – wobei es nicht so aussah, als hätte er viele Partner gehabt. Die meiste Psinergie musste er mit der rechten Hand zustande gebracht haben.
Die Schublade einer niedrigen Kommode war weit herausgezogen, und darin lagen einige glänzende, scharfe Instrumente. Blutlettern und Gewichte. Mit angehaltenem Atem berührte ich vorsichtig die hölzerne Schublade. Der Schauder, der mich durchlief, war nicht ausschließlich unangenehm – Blut, Sex und Schmerz. Guter Kraftstoff für Magik.
Und sehr verführerisch für Dämonen. Sogar für Teildämonen wie mich.
Interessanterweise führte nur eine einzige Tür in das Sanktuarium, und die war aufgebrochen – aber von innen. Ich ließ den Blick durch den sechseckigen Raum schweifen.
Jace lehnte am Türrahmen. Im Flur dahinter hörte ich Gabe Befehle erteilen. Jace’ Stab hatte im schwachen Licht einen goldenen Glanz, und die Knochen klickten leise gegeneinander.
Hier, im Sanktuarium eines anderen Zauberers, würde sich jeder Schamane unwohl fühlen. Und die Spur von Entsetzen und Blutdurst, die sich durchs Haus zog, machte das nicht eben besser.
Unter einer verbogenen Statue des Unbeschreiblichen lagen nebeneinander aufgereiht Zigarren. Dann war er also Links-Händer. Das war eine wertvolle Information – kein Wunder, dass er als Auftragsmörder gearbeitet hatte. Links-Händer würden keine Menschenopfer darbringen, um daraus magische Energie zu schöpfen – aber andere Opfer schon. Hunde, Katzen… manchmal auch Affen. Insekten. Es gab eine Gruppierung von Links-Händern, die ihre Energie daraus bezogen, dass sie Schlangen so langsam wie möglich töteten, weil Schlangen lebende Kanäle magischer Energie waren. Auch Katzen und Ziegen standen hoch im Kurs. Pferde waren so ziemlich die einzigen Tiere, an die ein Links-Händer niemals Hand anlegen würde, denn viele Skinlin verehrten Epona, und ihre Göttin sah es ganz und gar nicht gern, wenn Pferde als Opfer dargebracht wurden. Natürlich stellte sich immer die Frage, was man hinterher mit dem toten Tier machte. Ein alter Witz besagte, dass sowohl die Voodoo-Priester als auch die Links-Händer ein Huhn töten würden – dass aber nur der
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