Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Voodoo-Priester es hinterher aufaß.
    Wenn ein Links-Händer seine Opferzeremonie beendet hat, ist meistens nicht mehr viel übrig, was man noch essen könnte.
    Auf dem Altar stand auch eine halb volle Brandyflasche. Sein Schwert, ein Breitschwert, das man mit beiden Händen greifen musste, war hübsch, aber aus billigem Metall gemacht, und die Klinge hatte sich zu einer undefinierbaren Form verbogen. Wenn er Blutdienste erledigte, dann mit Messer oder Projektilwaffe, nicht mit ehrwürdigem Stahl. Menschen hatten ihr Leben lassen müssen, damit Aran Helm sein Haus abbezahlen konnte, und Tiere hatten ihr Leben lassen müssen, damit er seine Magik betreiben konnte.
    Ob ihn das wohl irgendwie belastet hatte?
    „Hier“, murmelte ich. „Hier hat es angefangen. Aber wie konnte es von innen kommen?“ Ich wandte mich zur Tür. Als ich in Christabels Wohnung kam, hatte Gabe die Sicherheitssysteme bereits geflickt, aber die Splitter der Tür waren alle draußen, im Korridor, gelegen. „Christabels Sicherheitssysteme waren von innen aufgebrochen. Und die anderen beiden? Die Sexhexe und der Normalo?“
    Jace zuckte mit den Schultern. „Moorcock ja, Sexhexe ja, Normalo nein. Hat Gabe jedenfalls gesagt. Wenn du willst, frage ich sie noch mal.“ Aber er rührte sich nicht vom Fleck, sondern sah mich aus seltsam brennenden und gleichzeitig überschatteten Augen an. „Danny, woran denkst du? Du siehst aus…“
    „Ich bin mir noch nicht sicher.“ Wieso gehen wir eigentlich davon aus, dass der Normalo dazugehört? Aber eigentlich bin ich mir da sicher, so sicher, wie man nur sein kann. Es fing mit unserem mysteriösen Normalo an und ist noch nicht zu Ende. Irgendetwas übersehe ich, etwas Grundlegendes. Und dann ist da noch Christabel, die Zeichen malt und „erinnere dich“ schreit.
    Ich blinzelte und kniete mich hin. In den tief eingravierten Linien des fünfeckigen Sterns schimmerte etwas. Meine Fingerkuppen glitten über den Stein, und plötzlich sah ich einen Mann, der nur Aran sein konnte – blaue Augen, das fettige blonde Haar zu einem Rappo geschnitten. Als Psinergie wie eine Schlange aus der Statue des Unbeschreiblichen herausschnellte, wich er zurück. „War er ein guter Magier, dieser Aran Helm?“
    „Ziemlich gut. Aber als Mörder war er, glaube ich, besser. Wie hätte er das hier sonst bezahlen sollen?“
    „Stimmt.“ Es war eine dünne, silberne Halskette. Der Verschluss war zerbrochen. An der Kette hing ein Talisman, der in etwa so groß war wie das vordere Glied meines Daumens. Er hatte die Form eines silbernen Piks, wie auf antiken Spielkarten.
    „Pikass.“ Ich hielt es vorsichtig; zwischen Daumen und Zeigefinger in die Höhe. „Ich glaube, du bist da auf was gestoßen, Jace. Gute Arbeit.“ Wie dumm, Zeichen ins Jahrbuch zu malen, Christabel. Warum solltest du so was tun? Wirklich schade, dass ich dich nicht aus dem Tod zurückholen und befragen kann. Ein Schauder lief mir über den Rücken.
    Einer von Jace’ Mundwinkeln verzog sich zur Andeutung eines Grinsens. „Das höre ich gern. Können Gabes Leute jetzt im Schlafzimmer loslegen?“
    „Ich denke schon.“ Ich stand auf, die Halskette in der Hand. „Wir müssen das Jahrbuch durchgehen und eine Liste aufstellen.“
    „Genau.“
    Dann fiel mir noch etwas anderes ein. Ich deutete auf die Halskette. „Ob Christabel auch so eine hatte?“
    Jace drehte sich um und raunte Gabe etwas zu. Ich hörte sie antworten, dann sah sie mich über Jace’ Schulter hinweg an. „Danny?“
    „Hatte Christabel auch so eine?“ Ich hielt die Halskette hoch, damit sie sie sehen konnte.
    „Ja. Und die Sexhexe auch. Ich habe gedacht, das wäre Modeschmuck.“ Gabe klang ungewöhnlich barsch. Kein Bulle hört gern, dass er ein Beweisstück übersehen hat.
    „Und der Normalo hatte keine?“, bohrte ich sicherheitshalber nach.
    „Nicht, dass ich wüsste. Wenn du willst, gehe ich die Beweismittelliste noch mal durch.“
    „Tu das.“ Ich starrte die Pin-ups an der Wand an, die unter meinem prüfenden Blick hochflatterten. Dahinter war nichts. In diesen Raum führte nur eine Tür, und die war von innen aufgebrochen worden.
    Ich zog das Jahrbuch aus der Tasche und ging zur Tür. „Gabe. Erstell eine Liste all derjenigen, die neben ihrem Namen diese Markierung haben. Ich muss wissen, wer noch lebt und wo, besonders hier in Saint City. Schick mir die Liste aufs Datpilot, okay?“
    Sie nickte. „Was ist los?“ Zumindest kannte sie mich gut genug, um mich nicht mit