Dante Valentine 03 - Feuertaufe
versuchte, seinen Arm abzuschütteln. Keine Chance. Meine Füße fühlten sich an, als wäre ich soeben einen Tausend-Meilen-Marathon gerannt. Und mein Kopf dröhnte. „Mir ist schlecht.“
„Dir hat das nicht gut getan, aber es geht vorüber.“ Er schaute zu einem Punkt der Wand, wo McKinley plötzlich wieder auftauchte.
„Irgendwelche Neuigkeiten?“ Der Hellesvront-Agent musterte mich rasch von oben bis unten. Hoffentlich zitterte ich nur innerlich.
Es ernährt sich von Zorn, deshalb habe ich mich so ausgelaugt gefühlt. Ihr Götter. Was ist das nur für ein Ding? Egal. So etwas will ich nie wieder sehen. Götter im Himmel.
„Ein paar“, antwortete Japhrimel. „Es wurde an einen anderen Ort gebracht. Ich hatte mir so etwas schon gedacht. Irgendwer wollte es holen, scheiterte und setzte das Spiel in Gang.“ Er blieb stehen und blickte noch einmal zu der hohen, glatten Betonwand zurück. Dann schaute er mich an. „Hast du geglaubt, mich beschützen zu müssen, Dante?“
Nein. Ich wollte es töten, bevor es uns angreifen konnte. „Es stand kurz davor, sein Schwert zu ziehen, Japh.“
„Unwahrscheinlich. Ich habe dir doch gesagt, dass keine Gefahr besteht.“
Auf das, was du mir gesagt hast, scheiß ich. „Ich konnte nicht so richtig klar denken.“ Ich weiß nicht einmal genau, warum ich das getan habe. Ich hasse dich. Ich kann dich nicht hassen. Ich wünschte, ich wäre dir nie begegnet.
Nein, das ist nicht wahr. Oh, Ihr Götter. Ich war zu verwirrt und erschüttert, um eine bewusste Entscheidung treffen zu können. Instinktiv hatte ich mich vor ihn gestellt. Ich hatte versucht, Doreen zu schützen, ich hatte verzweifelt versucht, Jace zu schützen – aber beide waren Menschen gewesen. Wie ich.
Japhrimel brauchte mich wahrscheinlich nicht.
Dieser Gedanke schmerzte mehr als alles andere.
„Sieht so aus.“ Er musterte mich ein paar Augenblicke lang.
Sekhmet sa’es. Ich gab auf, lehnte mich an ihn und starrte blinzelnd zu Boden. Meine Stiefel schienen seltsam weit weg zu sein. „Schön.“ Muskeln und Sehnen fingen an zu zittern. Ich hatte das Gefühl, kurz vor einem völligen Zusammenbruch zu stehen. „Von mir aus. Kann ich mich irgendwo hinsetzen?“
Die Stille dehnte sich eine gute halbe Minute lang. Ich wusste nicht, ob die beiden mich oder sich gegenseitig ansahen. Es war mir auch egal. Endlich antwortete Japhrimel. „Der Schwächeanfall geht vorüber. Komm.“
Er machte sich auf den Weg über den unebenen, rissigen Bürgersteig, und ich konzentrierte mich ganz darauf, vorsichtig einen Fuß vor den anderen zu setzen.
Ich wüsste nicht, wie es noch schlimmer kommen könnte. Wieder einmal.
Dieser Gedanke ließ mich zusammenzucken. Man sollte doch meinen, ich hätte allmählich gelernt, mich nicht ständig zu wiederholen, nicht einmal in Gedanken.
Da wir hier in einer Freistadt waren, zu der Menschen keinen Zutritt hatten, wurde das Hotel von Swanhilds geleitet.
Swanhilds mit ihren weißen Federbüscheln und ihren schlanken, langgliedrigen Fingern sind im Vergleich zu Nichtvren oder Werwölfen, ja selbst zu Kobolden eher schwach. Aber ihr Fleisch ist für die meisten fleischfressenden paranormalen Spezies äußerst giftig, und eine Spielart der Berührungstelepathie bedeutet, dass Werwölfe oder Nichtvren, die eine Swanhild töten, im Gegenzug eine bestimmte Form von psychischem Tod erleiden. So etwas ist, gelinde gesagt, höchst unangenehm, und deshalb sind Swanhilds das paranormale Gegenstück zum Freien Hoheitsgebiet Schweiz. Sie fungieren als Nachrichtenübermittler und Bankiers und bieten für paranormale Gemeinwesen auch noch eine ganze Reihe anderer Dienstleistungen an.
Swanhilds mögen Menschen nicht. Warum? Nun, das ist eine alte Geschichte aus der prä-merikanischen Ära, als ein Prinz eine von ihnen in die Falle gelockt hatte, weil er sie heiraten wollte. Am Ende hatte er sie getötet und anschließend Selbstmord begangen. Glaube ich wenigstens. Vor Urzeiten war der Vorfall einmal zu einem Ballett verarbeitet worden, aber die Swanhilds hatten eine so wirksame Gegenkampagne inszeniert, dass es inzwischen sehr schwierig war, von den alten Aufführungen auch nur Bootleg-Holos zu bekommen. Und moderne Balletttruppen führen das Stück nicht mehr öffentlich auf.
Das Hotel war von Kobolden restauriert worden und wies in der Fassade die typischen Steinverzierungen auf. Im Innern herrschte gedämpftes Licht, vor den Fenstern hingen UV-Blenden, und in der Bar tummelte sich
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