Dante Valentine 03 - Feuertaufe
Leben war. Als ich Saint City den Rücken gekehrt hatte, hatte ich sie zum ersten Mal belogen, wenn auch nur, indem ich ihr etwas verschwieg. Ich hatte den einzigen Menschen auf der Welt belogen, den ich niemals hätte täuschen dürfen. Gabe war für mich durch die Hölle gegangen.
Das kannst du jetzt auch nicht mehr ändern, Dante. Konzentriere dich lieber auf das, was vor dir liegt.
Ich hob die linke Hand und versuchte, meine Finger mit Japhrimels zu verschränken. Es dauerte ein wenig. Er wehrte sich nicht, hielt aber die Faust geballt. Als ich sie endlich geöffnet hatte, belohnte mich das Gefühl seiner Haut auf meiner. „Rede mit mir“, sagte ich so leise, dass nur die empfindlichen Ohren eines Dämons meine Worte hören konnten.
Er atmete aus. Sein Zorn hätte den Transporter in Stücke reißen können, doch davon war nichts zu spüren. Nur das Mal an meiner Schulter brannte sich seinen Weg tief unter meine Haut.
„Du bist gleichzeitig grausam und liebevoll, wie es deiner Art entspricht“, sagte er schließlich. „Du hast mich nie als etwas behandelt, das weniger … oder mehr menschlich ist. Nur als ebenbürtig.“
Darüber musste ich einen Augenblick nachdenken. Ich hatte mir zu Beginn der Jagd auf Santino angewöhnt, ihn als menschliches Wesen anzusehen, und das war so geblieben. Hatte er das gemeint? „Alles andere wäre nicht gerecht gewesen.“
„Gerecht?“ Seine Hand entspannte sich. Er hielt die Augen geschlossen, aber ich hätte mein letztes Hemd und den Smaragd an meiner Wange darauf verwettet, dass er den genauen Standort jeder Person an Bord kannte und dass er alle bis ins Innerste durchleuchtet hatte. „Das Leben ist nicht gerecht, Dante. Selbst Dämonen wissen das.“
„Sollte es aber sein“, murmelte ich mit einem Blick auf den Schwertknauf.
„Mir gefällt nicht, wie du dich selbst quälst.“ Er strich mir mit dem Daumen über das Handgelenk – eine Berührung, die so intim war, dass mir der Atem stockte. „Wenn wir uns nicht einigen können, kommen wir nicht weiter.“
Erinnerungen brandeten auf. Dasselbe hatte er in meiner Küche gesagt, vor vielen Jahren, als die Jagd nach Santino noch im Anfangsstadium war. Eine entsetzte Nekromantin auf Rachefeldzug und ein Dämon, der so unvernünftig war, sich in sie zu verlieben. Und im Hintergrund zog der Teufel die Fäden.
„Einigen? Wie wäre es damit: Ich versuche, mich wie eine erwachsene Frau zu benehmen und meine große Klappe im Zaum zu halten, und du versuchst im Gegenzug, ab jetzt nichts mehr vor mir zu verheimlichen. Was hältst du davon?“
Ich bin ziemlich sicher, dass ich meinen Teil der Vereinbarung halten kann, wenn du es auch schaffst. Was sagst du dazu, Japhrimel?
Mit dem Daumen klopfte er mir auf die Innenseite des Handgelenks. „Na also.“ Das klang schon eher nach dem alten Japhrimel. „Das ist die Dante, wie ich sie kenne.“
Dass wir beide das Gleiche dachten, hätte mich beinahe zum Lachen gebracht. Stattdessen musterte ich den Knauf meines Schwertes. Jado-sensei war ein alter, handwerklich geschickter Drache, und ich fragte mich, ob er mir wohl ein Schwert gegeben hatte, mit dem ich selbst dem Teufel eine Schnittwunde hätte beibringen können. Das war noch etwas, das ich vermisste: Jados nussbraunes, runzliges Gesicht mit den langen, spitzen Ohren. Vielleicht sollte ich tatsächlich wieder nach Saint City zurückkehren.
Der Gedanke ließ mein Herz erzittern. Ich holte tief Atem. „Japhrimel?“
„Was denn?“
„Verheimliche mir nichts mehr. Selbst wenn du glaubst, es könnte mir Angst einjagen.“
„Du bist hartnäckig.“
Es war wie einer unserer Trainingskämpfe. Am Anfang hatte ich mich zurückgehalten, aus Angst, ich könnte ihn verletzen, weil er kaum jemals eine Waffe benutzte. Erst als er mir zum dritten Mal scheinbar mühelos das Schwert abgenommen hatte, war ich wütend geworden. Und seither war ich voll aus mir herausgegangen. Dieses Gefühl, ich würde einen Gegner attackieren, der vor meinen Hieben einfach davonschmolz, nur um wie ein Schemen wieder aufzutauchen und mir die Waffe abzuknöpfen, hatte ich nun auch bei unserem Gespräch.
„Wechsle nicht das Thema.“ Meine Selbstbeherrschung hing an einem seidenen Faden. „Bitte.“
„Nicht einmal dann, wenn es zu deinem eigenen Besten ist, Hedaira?“
Ich starrte finster auf mein Schwert. Nicht einmal dann, Japhrimel. Lieber habe ich Angst, als dieses Gefühl der Heimlichtuerei noch länger zu ertragen. „Und du willst
Weitere Kostenlose Bücher