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Dante Valentine 03 - Feuertaufe

Dante Valentine 03 - Feuertaufe

Titel: Dante Valentine 03 - Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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der Todlose sicher nicht der schlechteste Verbündete, den ich haben konnte.
    15
    Wenn man jahrzehntelang als Auftragskiller unterwegs ist, macht es sich bezahlt, in größeren Städten eine Bleibe zu haben, wo man unterschlüpfen kann. Gott sei Dank hatte Villalobos hier so eine.
    Mit hängenden Schultern schlurfte er vor mir her durch die engen Straßen der Altstadt. Im Magi-Training hatte ich gelernt, mir automatisch alle Abzweigungen einzuprägen. Erstaunlich, wie sich die Städte nach einer Weile glichen.
    In einer Gasse stiegen wir durch den Keller eines zerfallenden Gebäudes, das eine Gruppe von Slicboard-Kurieren beherbergte, in die Kanalisation. Neoneopunk-Musik schallte durch die Räume, und der scharfe Geruch der Czechi-Küche drang mir in die Nase. Prompt bekam ich Hunger. Während meiner Odyssee durch sechs Bars hatte ich schon einen hübschen Eindruck von den Schattenseiten dieser Stadt bekommen. Jetzt führte mich Lucas noch eine Stufe tiefer.
    Hier, unterhalb des Bezirks Stare Mesto, tropften kleine Rinnsale eiskalten Wassers aus dem Gestein der alten Kanalisation. Nachdem Lucas sich mehrfach überzeugt hatte, dass uns niemand gefolgt war, drückte er die Scankarte an eine runde Tür.
    Platzangst schnürte mir die Kehle zu, mein Puls raste. Knarzend öffnete sich die Tür. Unter der Erde ist mein Orientierungssinn nicht mehr viel wert, aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich bis zur Oberfläche durchhalten und dann jedem, der mir auf den Fersen wäre, das Leben schwer machen würde. Vorausgesetzt, ich gab nicht wegen Hyperventilation den Geist auf.
    Wie die meisten Psione ertrage ich geschlossene Räume nicht sonderlich gut. Außerdem quälen mich gewisse Erinnerungen, was die Sache nicht besser macht; Erinnerungen an den faradayschen Käfig in dem Reizentzugsgewölbe unter Rigger Hall, wo sich einem die Dunkelheit wie Würmer ins Hirn fraß und die Luft so dick war, dass man schier erstickte.
    Aber lieber klaustrophobisch als tot. Ich kann allerhand aushalten, wenn ich weiß, dass Dämonen hinter meinem Kopf her sind.
    Jenseits der Tür erhellte sanftes Vollspektrallicht Holzverkleidungen und Fliesen. Ich trat durch das runde Loch und staunte nicht schlecht.
    Lucas’ Reich in Neo-Prag war eine lange, gut gegen jede Art von Angriffen abgesicherte Gewölbekammer. Wie ich ihn kannte, würden hier sicherlich ein paar kleine Überraschungen auf unliebsame Besucher lauern sowie ein schneller geheimer Fluchtweg ins Freie führen. Aber einen Moment lang blieb ich stehen und bewunderte den Raum, während er die Tür hinter uns schloss.
    Ich sah zwei wunderschön gestaltete Ahorntische mit den unverwechselbaren Den-Jonten-Bögen an den Beinen, einen roten Alt-Persiano-Teppich, eine Silberlampe. An der Wand hing über zwei eleganten Havarack-Sesseln ein nahezu unbezahlbares Mobian-Gemälde – ein nackter Mann mit einer Skorpiontätowierung am Bizeps, der mit angezogenen Beinen auf einem Holztisch saß.
    Das erinnerte mich an ein anderes Bild von Mobian, das in Polyamours Haus in Saint City hing. Mich überkam plötzlich eine solche Sehnsucht nach dem Nudelladen an der Pole Street oder Gabes Haus am Trivisidero oder sogar nach Abras Pfandleihe, dass mir der Atem wegblieb. Fast mein ganzes Leben hatte ich in Saint City verbracht.
    Mein menschliches Leben, genauer gesagt. Und jetzt, da ich keine Möglichkeit hatte, wieder dorthinzukommen, sehnte ich mich danach zurück.
    Lucas stand immer noch hinter mir.
    „Ein wunderschönes Bild“, sagte ich. „Ich liebe Mobian.“
    „Sehr teuer“, entgegnete er abweisend. „Setz dich. Hast du Hunger?“
    Ich war am Verhungern. Zum Glück konnte ich mit menschlicher Nahrung meine Batterien wieder aufladen und brauchte dafür weder Sex noch Blut. „Ja.“ Ich glaube kaum, dass ich schon mal gesehen habe, wie du etwas isst.
    „Da hinten ist eine Küche. Fühl dich wie zu Hause. Ich streife ein bisschen durch die Stadt – mal sehen, ob dich jemand sucht. Außerdem brauche ich noch ein paar Kleinigkeiten.“ Ich hörte, wie er sich hinter mir bewegte. Mir wurde ganz anders. Lucas Villalobos hinter meinem Rücken, Was macht er da?
    Ich nickte und drehte mich langsam um, um den lächerlichen Anflug von Panik abzuwürgen. Er würde mir kein Messer in den Rücken rammen. Zumindest glaubte ich das nicht. Stattdessen tat er nur, was ich an seiner Stelle auch gemacht hätte: Er überprüfte, ob seine neue Kundin elektrostatisch geladen war. „Gibt es hier einen zweiten

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