Dante Valentine 03 - Feuertaufe
Nekromanten der Beistand des Todes entrissen wird – wenn man in dem Bereich nicht mehr arbeiten kann, wo man sich am lebendigsten fühlt … das wäre reinste Folter. Wenn er nicht so gefährlich wäre, hätte er mir richtig leidtun können.
Er musterte mich und blinzelte so langsam wie eine Eidechse. Seine gelblichen Augen fingen an zu glänzen, und sein lippenloser Mund verzog sich leicht. „Na so was“, sagte er. „Du bist derzeit Gesprächsthema Nummer eins, Ghica.“ Wie die meisten professionellen Nekromanten flüsterte er meist. Vielleicht stimmte aber auch nur mit seinem Hals etwas nicht. Manchmal ist es besser zu flüstern als zu schreien, um jemandem eine Heidenangst einzujagen.
Zwischen meinen Schultern kribbelte es. Ich schaute nicht nach hinten, verlagerte nicht einmal mein Gewicht. „Ich war mir nicht sicher, ob du mich wiedererkennst.“
„Diese Tätowierung würde ich überall wiedererkennen. Außerdem bewegst du dich immer noch wie früher.“ Seine Haare lagen glatt am Kopf an. Wie üblich roch er nach getrocknetem Blutstau, jedenfalls nicht menschlich. Was immer er früher angestellt haben mochte, streng genommen war er kein Mensch mehr. „Du bist mir was schuldig.“
Während meiner Jagd auf Santino hatte ich mit ihm in Nuevo Rio eine Abmachung getroffen. „Eine Bezahlung hast du seinerzeit abgelehnt“, erinnerte ich ihn. Bei dem Gedanken, was er normalerweise von Psionen verlangte, lief es mir kalt den Rücken hinunter. Es gab gute Gründe dafür, warum die meisten seiner Kunden Vertreter großer Konzerne oder Angehörige von Mafiafamilien waren. Ich hatte gehört, er würde hin und wieder sogar Geheimaufträge für die Hegemonie ausführen. „Du hast wohl geglaubt, ich sei tot.“
Seine Miene blieb vollkommen unbewegt, sein Ausdruck verriet nicht die geringste Neugier. „Und, stimmt das etwa nicht? In deinem Gesicht sehe ich nicht mehr viel von dem, was du einmal gewesen bist, Valentine.“
Eine wahre Plasexplosion der Erleichterung durchströmte mich. Er bluffte nicht, er wusste tatsächlich, wer ich war. „Jeden Tag stirbt man ein bisschen“, zitierte ich einen berühmten Spruch und klopfte mit den Fingern auf den Tisch. „Ich habe eine Frage und ein Angebot für dich, Lucas.“
Er starrte mich lange an. Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte ich bei diesem Blick mein Schwert gezückt – damals, als Japhrimel mir zur Seite gestanden hatte und ich froh um seine Rückendeckung bei der Machtprobe mit Lucas gewesen war. Ich ließ den Daumen auf dem Schwertknauf ruhen, nur für den Fall. Ich mochte beinahe eine Dämonin sein, aber er war wirklich sehr gefährlich. Man nannte ihn nicht umsonst den Todlosen.
Schließlich schnappte er sich die Flasche und trank einen Schluck. „Was willst du, Chica?“
Ich ließ mir die Erleichterung nicht anmerken. Anscheinend war er nicht abgeneigt, eine Vereinbarung zu treffen oder einen Auftrag anzunehmen. Vielleicht konnte ich meinen Plan durchziehen. „Hast du Angst vor Dämonen?“
Die Frage entlockte ihm ein kurzes, pfeifendes Geräusch. Villalobos’ Art zu lachen. Tiefe Falten zeigten sich in seinem Gesicht. „Die sind so sterblich wie alle anderen auch“, antwortete er schließlich.
Nein, ich werde dich jetzt nicht fraßen, woher du das weißt. „Na schön. Was hältst du davon, für den Teufel zu arbeiten, Lucas Villalobos? Für den Fürsten der Hölle?“
„Meinst du das ernst?“
„Todernst. Über die Bezahlung lässt sich reden. Der Boss ist ein Arsch, aber du kannst Typen umlegen, wie du sie noch nie gesehen hast.“ Zumindest hoffe ich, dass du sie noch nie gesehen hast. Oder noch besser: Du kennst die Viecher und weißt, wie du mich am liehen halten kannst.
Er ließ es sich durch den Kopf gehen. Hoffentlich war die Versuchung groß genug, dachte ich bei mir.
Dante Valentine, trotz der Dämonen vielleicht noch ein Weilchen am Leben, führt einen Mann in Versuchung, der nicht sterben kann. Und ich hatte immer gedacht, das wäre ein dämonischer Trick.
Vielleicht war ich beim Besten in die Lehre gegangen.
„Über die Bezahlung lässt sich verhandeln?“
Ich nickte. „Stimmt, Lucas. Was willst du?“
Das leichte Zucken seiner Augen warnte mich. Ich schlug seine Hand zur Seite, umschloss sein Gelenk, und das Messer bohrte sich in den Tisch. Meine goldenen Finger schlossen sich wie ein Schraubstock um seine Hand mit der Waffe.
Lucas Villalobos lächelte. Er hatte mich nicht angreifen, sondern nur sehen wollen, ob
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