Dante Valentine 03 - Feuertaufe
mir gegenüber.
Plötzlich kam mir eine Idee. Aus meinem tiefsten Inneren stieg das Kia hoch. Ich stieß einen Schrei der Wut und der Verzweiflung aus und schlug zu. Er duckte sich weg …
… und meine Klinge durchschnitt die Luft und küsste ihn am Hals.
Ich starrte in seine glühenden Augen. Aus dem Mundwinkel sickerte ihm ein einzelner Tropfen schwarzen Blutes. Er hatte sich auf die Unterlippe gebissen. Seltsamerweise fühlte ich mich deswegen schon als Siegerin.
Seine Aura umschloss mich. Das Mal an meiner Schulter erwachte zum Leben, mein Körper spannte sich an.
Bereit zum letzten Schlag. Mein Schwert war nur ein paar Zentimeter von seinem Hals entfernt. Ich könnte mich nach hinten fallen lassen und zustoßen.
Ich könnte.
„Gibst du auf?“, fragte ich ohne allzu große Hoffnung.
„Selbstverständlich“, antwortete er, ohne zu zögern. „Alles, was du willst, Hedaira.“
Ich verspürte einen leichten Stich. Die Klinge in seiner rechten Hand berührte meinen Brustkorb. Mit einer beiläufigen Bewegung hätte er mir den Bauch aufschlitzen können.
Er hatte gewonnen.
Und warum hatte er dann aufgegeben?
Er ließ die Messer verschwinden und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Mein Schwert verharrte noch immer unter seinem Kinn. Ich zitterte. Ich hätte zustoßen können, ein Schritt nach vorne, mich drehen, den Schwung nutzen.
Ich war nicht mehr blutrünstig genug.
Hustend trat ich einen Schritt zurück. Mein Rachen war wie ausgedörrt. „Warum machst du es uns so schwer?“
„Ich werde tun, was ich tun muss, um dich zu schützen“, erwiderte er unnachgiebig.
„Selbst wenn es bedeutet, dass du mich verlierst?“
Er lächelte. „Wenn wir etwas haben, dann Zeit, meine Neugierige.“
Das reichte mir nicht. Ich ließ das Schwert sinken und sah ihn prüfend an. Er hob das Kinn und bot mir seinen Hals dar.
Alles schien wie erstarrt. Die anderen Psione, die sich an den Wänden drängten, nahm ich kaum wahr. Der Geruch ihrer Furcht durchtränkte die Halle. Sogar Psione hatten vor mir Angst. Oder vor Japhrimel, und vor mir erst in zweiter Linie.
Ich schwang das Katana hinter meinen Arm. Ich schwitzte nicht – Dämonen schwitzen überhaupt nicht und eine Hedaira nur bei sehr großer Anstrengung –, aber mein ganzer Körper brummte wie eine reaktive Fabrik, so schwer ging mein Atem. Aber gleichzeitig fühlte ich mich gereinigt. Der Kampf hatte seinen Zweck erfüllt.
„Wir müssen uns auf die Jagd nach Dämonen machen.“ Seine Stimme klang fast ausdruckslos, nur mit einem leichten Anflug von … ja was? … Freundlichkeit? Mitleid?
Nein, nicht Mitleid. Er wusste, wie sehr ich Mitleid hasste. Dann eben doch Freundlichkeit.
Ich schluckte. „Genauer gesagt, vier Dämonen. Und was dann?“
„Dann werden wir sehen, welche Annehmlichkeiten die Erde für uns bereithält. Sieben Jahre sind schließlich nicht allzu lang.“
Für dich vielleicht. „Sonst noch was, das du mir mitteilen möchtest?“, fragte ich, ohne groß mit einer vernünftigen Antwort zu rechnen.
Er zuckte mit den Schultern. Wie ich das hasste!
Ich schüttelte mich wie ein nasses Tier und blies mir die Haare aus den Augen. „Wir sollten langsam wieder zurückgehen.“
Er nickte. Ich sah mich noch einmal in der Halle um. Das Licht hatte sich leicht verändert. Alle menschlichen Augen waren wie gebannt auf uns gerichtet. Dann fiel mein Blick auf den Nekromanten.
Er lehnte an der Wand, unrasiert und hohlwangig. Das dunkle verschwitzte Haar klebte ihm am Kopf. Seine Tätowierung war kreisförmig – Dornen, die sich zu einem Yin-Yang-Symbol rankten. Sein Smaragd sandte einen Gruß aus, meine Wange antwortete.
Er nickte und hob die linke Hand. Er trug ebenfalls ein Katana. Über dem Tank Top, in dem er den Schlagsack bearbeitet hatte, trug er ein billiges Hemd. Das Leder seiner Stiefel war vom häufigen Gebrauch ganz rissig. Er kam mir vage bekannt vor, allerdings hatte ich nie mit ihm zusammengearbeitet. Ich konnte ihn nirgendwo einordnen, was meinem Magigeübten Gedächtnis zum ersten Mal passierte. Aber alles an ihm deutete auf einen Kopfgeldjäger hin.
Das Nicken war die Einladung zu einer Sparringsrunde.
Ich sah zu Japhrimel hinüber, der äußerst still geworden war. „Da will mich offenbar noch jemand herausfordern.“
„Sei vorsichtig.“ Er kniff die Augen ein wenig zusammen. Warum? Aus Zorn?
Das Mal an meiner Schulter flammte auf. „Ich glaube, mir reicht es für heute.“ Ich hob das Schwert und die
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