Dante Valentine 03 - Feuertaufe
brennen.
Langsam schlenderten wir los, im Zickzackkurs durch Stare Mestos alte, enge Straßen in Richtung Hotel. Ich wollte den anderen möglichst viel Zeit verschaffen, das Weite zu suchen. Nicht dass jemand etwas abbekam, wenn ein Angriff erfolgen sollte, der mir galt.
Aus diesem Grund arbeite ich auch meistens allein. Ich will nicht, dass irgendjemand für meine Fehler bezahlt. Scheiße, nicht einmal ich will für meine Fehler bezahlen.
Aber das gehört nun mal zum Leben.
Ich hätte jetzt lieber eine ausgedehnte Mahlzeit genossen, Rindfleischsuppe etwa, aber es hatte nicht sollen sein. Als wir die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten, blieb ich plötzlich mitten auf dem Fußweg stehen. Irgendetwas stimmte hier nicht, doch ich kam nicht darauf, was er war. Bis ich instinktiv den Kopf hochriss und den Gleiterverkehr überprüfte.
Ein großer, seltsam leiser Silbergleiter kam auf uns herabgeschossen.
Nein, wie einfallsreich. Uns mit einem Gleiter zu zerschmettern!
Dann fiel mir etwas anderes ein – der Imp, der sich in der schmierigen Lache reaktiver Farbe schreiend in eine blubbernde, schleimige Masse verwandelt hatte. Was würde diese reaktive Schicht am Unterteil eines Gleiters mit Japhrimel anstellen?
Das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich drehte mich zu ihm um. Er schaute irgendwie belustigt nach oben und wollte etwas sagen, doch da war ich schon auf ihn losgesprungen und hatte ihn nach hinten katapultiert, genau in dem Moment, als ein Plaskanonenbolzen im Gleiter einschlug und die geräuschlosen weißen Reaktivflammen vor meinen Augen explodierten.
Das Feuer fraß sich durch meinen Leib. Hoffentlich hatte ich Japhrimel weit genug weggestoßen, sodass ihn die Flammen nicht erreichen konnten.
25
Grau. Alles ist grau. Durchschossen von Adern weißer Flammen.
Es brennt. Es brennt überall. Meine Haut, meine Lider, meine Ohren, mein Mund, alles brennt. Meine Zähne sind zu Stummeln geschmolzen.
Schreie. Eine raue Stimme in Todesqualen, die ich kaum wiedererkenne.
Meine eigene.
Meine Wange steht in Flammen. Der Smaragd. Mein Smaragd. Kein blaues Feuer, der Tod nicht in der Nähe.
Bin ich nicht tot? Immer noch nicht?
„Halt das mal.“ Eine Stimme, ruhig, männlich, fremd. „Verdammt noch mal, halt das fest, sie ist nicht tot. Keine Ahnung, wo sie ist, aber jedenfalls nicht im Reich des Todes.“
Unkontrollierbare Psinergie flammt auf. Plasglas zerbricht. Kein blaues Glühen, nur ein zusammenhangloser Sprechgesang.
Komisch, jedes Mal, wenn ich so schwer verletzt worden war, hatte ich das Reich des Todes betreten und meinen Gott angefleht, mich aufzunehmen.
Wie schwer bin ich verletzt?
Es tut weh, so weh. Eiseskälte kriecht langsam jeden einzelnen Nerv entlang. Doch etwas kämpft dagegen an, mein linker Arm sendet frostige Schockwellen aus, kämpft gegen den anderen Schmerz um die Vorherrschaft. Hin und her, bis es mich zerreißt und ich entfesselt schreie.
Gepackt. Festgehalten, Arme und Beine werden gestreckt, als ich wieder zucke.
„Halt!“ Japhrimels verzweifelte Stimme. „Gib mir noch eine Einheit.“
Ein Spritzer auf meiner Haut. Kollektives Keuchen. „Weiter. Mach weiter, falls dich deine Götter lieben und du meinen Zorn nicht spüren willst.“
Ein Singsang – der Singsang eines Nekromanten. Ich bin nicht tot. Kein blaues Feuer, kein Gott des Todes. Nichts als dieser abgehackte Singsang und die Schmerzen, die mich durchdringen. Mit Nägeln gespickte Luft zerrt an meinen Nerven. Ich werde irgendwohin gebracht. Oder dreht sich nur die Erde unter mir?
Fleisch kriecht über meine Knochen. Buchstäblich. Es kriecht, während der Singsang sich mit Psinergie vermischt, um zerfetztes Fleisch, zerrissene Muskeln wieder zu verbinden. Wärme drückt durch meinen Rachen. Jemand massiert mir den Nacken. Ich muss schlucken. Feuer explodiert aus meinem Inneren.
„Weiter.“ Japhrimel klingt jetzt gelassener. Gut. Ich kann nichts tun, um ihn zu beruhigen.
Der Geruch von Regen hängt in der Luft. Bin ich im Freien? Nein, völlige Windstille. Ist ein neues Gewitter im Anzug?
Das ist es (loch immer. Eine tiefe Stimme kämpft sich durch mein ramponiertes Hirn. Die Stimme meiner Instinkte. Ruhig und selbstsicher.
„Sie wird es überleben.“ Die Singsangstimme war nur noch leise und undeutlich zu verstehen.
„Hilf ihm, Tiens. McKinley?“ Japhrimels Ton erstickte jeden Widerspruch im Keim. Zu mir hatte er nie so gesprochen, wofür ich ihm dankbar war.
„Hier“, sagte
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