Dante Valentine 03 - Feuertaufe
leise und gab mir erneut einen Kuss auf die Stirn. „Hast du mir schon vergeben?“
Ich zuckte mit den Schultern und schaute ihm ins Gesicht. „An unserer Kommunikation müssen wir noch feilen.“
„Ist das jetzt ein Ja oder ein Nein?“ Wie konnte eine Stimme gleichzeitig so ausdruckslos und so belustigt klingen? Er sah mich an, als könne er die Neun Kanons aus meinem Gesicht herauslesen.
Wieso stellt er mir überhaupt solche Fragen? Ich hin doch da, oder etwa nicht? „Wofür vergeben? Ach so, ja klar. Könnte ich mich jetzt vielleicht anziehen, oder sind meine Kleider alle verbrannt?“ Ich versuchte, nicht darauf zu achten, wie mein Herz hüpfte, als er mir über die Haut strich und mich mit einer Intensität betrachtete, die offenbar ausschließlich mir vorbehalten war.
Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen. Ich musste schlucken, denn diesen Blick kannte ich. „Deine Kleider sind nicht mehr zu retten, aber dein Schwert und deine Tasche sind okay.“
Ich machte mich los. „Auch die Waffen?“ Ich brauche Feuerkraft -je mehr, desto besser. Jetzt ist keine Zeit für Spielchen, Japh. Obwohl der Gedanke verführerisch ist, wie ich zugehen muss.
„Selbstverständlich.“ Er nickte, dieser schlanke, große Dämon mit den leuchtend grünen Augen. Ich fuhr mit einem Finger seine Wangenknochen nach; mein schwarz lackierter Nagel strich ihm über die Haut. „Du brauchst mich nicht zu beschützen“, murmelte er schließlich.
Wider Willen seufzte ich und verdrehte die Augen. Meine Haare rutschten mir über die Schultern. „Ich habe ja nicht lange überlegt, Japhrimel. Aber ich hatte erlebt, was die Reaktivfarbe mit dem Imp angestellt hatte. Wenn dir irgendwas zustoßen würde, dann …“
„Was dann?“ Wenn ich vorher gedacht hatte, sein Blick sei forschend, dann erinnerten seine Augen nun an Industrielaser. Ich rechnete schon fast damit, gleich in Flammen aufzugehen.
Nach den Ereignissen in Rio war er zu Asche zerfallen. Zu Asche mit Zimtgeruch in einer Bestattungsurne, die Luzifer mir als grausamen Scherz oder als Wink zurückgelassen hatte. Ich hatte ihn für tot gehalten, zur Buße seine Urne zerstört und mich dem Gedanken an ein Leben ohne ihn gestellt. Diese vollkommene Leere wollte ich nicht noch einmal empfinden. „Ich hab schon mal geglaubt, du wärst tot. Das hat mir gereicht. Kann ich mich jetzt bitte anziehen? Wir müssen einen Dämon schnappen, und ich glaube, mir ist da auch eine Idee gekommen.“
„Mögen mich die höllischen Heerscharen vor deinen Ideen bewahren, Hedaira.“ Aber er lächelte. Nicht sein einladendes Lächeln, aber diese warme Kombination aus Erheiterung und Ironie, die ich fast genauso sehr mochte.
„Hol mir was zum Anziehen, Japhrimel. Und trommle die anderen zusammen.“
„Und was, wenn du mir unbekleidet besser gefällst?“
Ich schlang die Arme um meine Brüste und hoffte, dass ich nicht rot anlief. Aber meine Wangen wurden schon ganz warm. Wie unangenehm. „Und mein Schwert kannst du mir auch geben.“
Er lachte und nickte kurz, was fast wie eine respektvolle Verbeugung wirkte. Allerdings war ich dann doch ein klein wenig enttäuscht, als er mich beim Wort nahm und tatsächlich ging.
27
Er brachte mir nicht nur Klamotten – ein neues Mikrofaserhemd, Jeans, Socken, Unterwäsche und mein Schwert –, er hatte auch neues Rüstzeug aus weichem Leder besorgt, das aussah wie maßgefertigt. Neue Projektilwaffen (9 mm, alles andere bringt nichts, wenn man einem entschlossenen Bösewicht gegenübersteht) und eine neue Plaspistole, eine zuverlässige S W Remington im 40-Watt-Bereich. Manche Kopfgeldjäger bevorzugen 60 Watt, aber da ist die Gefahr, sich die eigene Hand wegzuschießen, wenn sich einer der Kerne überhitzt, ungleich größer. Ich würde immer eine gute 40-Watt-Waffe wählen. Was man an Durchschlagskraft verliert, wird durch ihre Zuverlässigkeit mehr als wettgemacht.
Auch ein neuer Satz Messer war dabei, sogar ein schmales Mehrphasen-Stilett aus Aluminakeramik, das ich mir in den Stiefel steckte. Die Schwertbrecher bestanden aus wunderbarem blauem Stahl, rasiermesserscharf geschliffen und mit merkwürdigen Tupfen. Alle Messer lagen angenehm in der Hand, und ich war unwillkürlich beeindruckt. Schön, dass Japhrimel Sinn für gutes Werkzeug hatte. Natürlich konnte man vom Auftragsmörder des Teufels auch nichts anderes erwarten. Die Vorhänge raschelten leise. Schnell stülpte ich mir das Rüstzeug über. Und als ich sah, dass
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