Dante Valentine 03 - Feuertaufe
der Sache war, dass mich nichts daran hinderte, später hierher zurückzukehren.
Falls ich dann noch lebte.
Offensichtlich war es Nacht, da der Nichtvren mit verschränkten Armen neben der Tür an der Wand lehnte. Er trug denselben staubgrauen Pullover und dieselbe Arbeitshose, aber neue, frisch geputzte Stiefel. „Da ist sie ja.“ Er klang leicht amüsiert und sah aus wie eine nachtaktive Raubkatze. „Sie sehen wieder besser aus, Belle Morte.“
Regen schlug gegen die Mauer, aber das Gewitter hatte sich verzogen.
„Das wäre ja noch schöner.“ Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht. Ich musste mich endlich darum kümmern, sie irgendwie nach hinten zu binden. „Als du mich das letzte Mal gesehen hast, hat mich gerade ein Gleiter getroffen. Wo ist Lucas?“ Ich wollte ein kleines Tete-ä-Tete mit ihm, um mich mit ihm abzusprechen, und vor allem, um ihn zu fragen, worüber sie geredet hatten, als ich unterwegs war.
„Der sammelt Informationen.“ Der Nichtvren neigte den Kopf, sein Blick wanderte über meinen Körper. „Ich hätte Sie liebend gern umgewandelt, Cherie! “
Von einem Nichtvren war das ein großes Kompliment; allerdings legte ich keinen gesteigerten Wert darauf, dass ein blutsaugender Meister sich mit meinen Körperflüssigkeiten beschäftigte, ganz egal mit welcher.
„Danke für das Kompliment.“ Ich versuchte, Japhrimels Schulterzucken nachzuahmen. Ich sah mich im Zimmer um. Alles voller schwerer pseudo-antiker Möbel. Die Vorhänge waren zugezogen, im Kamin loderte ein Nivronfeuer. Das Zimmer war in Rot und Braun gehalten, und über dem Kamin hing das hingeschmierte Gemälde einer Obstschale. Zwei Tische und allerhand massive Stühle standen herum. Bella kauerte mit geschlossenen Augen am Feuer, der asianische Magi stand über einen Tisch gebeugt, der mit Papieren übersät war, das Schwert in Griffweite. Heute trug er ein Hemd mit hohem Kragen und eine lange braune Jacke, als wäre ihm kalt. Er war bleich, wirkte extrem nervös, und seine Haare standen ihm vom Kopf ab wie ein Krähennest.
Vann zog den zerschlissenen Vorhang ein wenig zur Seite und starrte aus dem Fenster. In der Hand hielt er ein überaus ansehnliches Lasergewehr, eine Glockstryke, und zwar mit einer Ruhe, die den Profi verriet. „McKinley müsste längst zurück sein“, sagte er finster.
Ich blickte an ihm vorbei. Draußen führte eine Feuertreppe in eine dunkle Gasse hinunter. Ein guter Fluchtweg – oder ein guter Weg für einen Feind, sich anzuschleichen. Ich schüttelte den Kopf und ging vom Fenster weg.
„Der kann auf sich selbst aufpassen“, entgegnete Japhrimel. „Seinetwegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen.“
Der Nekromant, den ich im Trainingsstudio gesehen hatte, saß mit ausgestreckten Beinen in einer dunklen Ecke des Zimmers und winkte mir lässig einen Gruß zu. Sein Smaragd sandte einen einzelnen Funken aus. Als Antwort fing meine Wange zu glühen an, und die Tintenlinien meiner Tätowierung kribbelten unter der Haut.
Götter im Himmel. „Was zum Teufel machst du denn hier?“
„Eine hübsche Art, einem Mann zu danken, der dir das Leben gerettet hat. Ich bin dir gefolgt und habe gesehen, wie du mit diesem Gleiter zusammengeprallt bist. Dein … äh … Dämon da leitete das Reaktivfeuer sofort ab und hat den entstandenen Schaden repariert. So was hab ich auch noch nicht gesehen.“ Er stand auf. Wenn er sich nicht gerade zusammenkrümmte, war er sehr groß. Er hatte dunkle Augen, dunkle Haare und war nicht rasiert, weswegen die Tätowierung auf seiner Wange nur undeutlich zu erkennen war. Hübscher Mund, Falten um die Augen. Jung war er nicht mehr. „Ich heiße Leander Beaudry.“
Ich war baff. „Der Leander? Der die Mayas zurückgeholt hat?“ Ich habe doch gewusst, dass er mir irgendwie bekannt vorkam. Was will er hier, und wieso hat er sich keiner Laserrasur unterzogen, wie die Regeln es vorschreiben? Zeit, ihm mal ordentlich auf den Zahn zu fühlen.
Er grinste über beide Ohren. Dieses Grinsen kannte ich aus diversen Holovids. Einen Namen hatte er sich gemacht, indem er die Skelettüberreste der alten Ritualopfer in Zentral- und Südmerika gesichtet und in einigen Fällen wiedererweckt hatte, damit Linguisten und Anthropologen sie befragen konnten.
Dann war er nach Ägypten gegangen und hatte sich mit den dortigen Grabstätten beschäftigt. Allerdings hatte ich jetzt schon einige Zeit nichts mehr über ihn gehört. „Und du bist Dante Valentine. Es ist mir eine Ehre.
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