Dante Valentine 03 - Feuertaufe
Ich arbeite in den Freistädten.“ Er deutete auf seine stachelige Wange.
Ach so, hier draußen gelten die Regeln für Nekromanten nicht. Er war in der Hegemonie ausgebildet worden, ging aber auf Kopfgeldjagden. War vermutlich nicht sehr gut darin, Befehle zu befolgen, weshalb er längere Zeit als Selbstständiger seinen Lebensunterhalt verdient hatte. Gut zu wissen. „Ich habe die Berichte über Ägypten gelesen, als du Ramses für die Historiker der Hegemonie erweckt hast. Gute Arbeit! Das Holovid habe ich auch gesehen.“ Du hast die Erscheinung glatt fünfundvierzig Minuten am Leben erhalten. Wirklich eine tolle Leistung. Ich habe auch gehört, du könntest prima mit scharfen Waffen umgehen. Und du hast Alexei Hollandveiss geschnappt und zusammengeschnürt wie einen Putchkin-Weihnachtstruthahn bei der Polizei abgeliefert. Stimmt, du hast dich auf „kalte Fälle“ spezialisiert.
Er sah mir direkt in die Augen, die psionische Entsprechung des gegenseitigen Beschnüffelns der Hinterteile bei Hunden. „Na ja, Mumien sind leichter zu bearbeiten als Eingeäscherte. Und du bist diejenige, die Saint Crowley, den Magi, zurückgeholt hat und die Leute in den Choyne Towers.“
Bei der Erinnerung daran lief es mir kalt den Rücken hinunter. Das war einer der Fälle, die meinen Ruf als weitbeste Nekromantin begründet hatten, die dazu in der Lage war, Erscheinungen selbst aus kleinsten Körperpartikeln zu erschaffen, anstatt wie die anderen komplette Leichen zu benötigen, und dazu noch möglichst frische. Ein Putchkin-Transporter war vom Kurs abgekommen und in die drei Choyne Towers gerast, und ich hatte Wochen daran gearbeitet, die Toten wiederzuerwecken und zu identifizieren. Bis auf zehn, die offenbar völlig zerstäubt worden waren. Herzlichen Dank, dass du mich daran erinnerst. Ich sah auf seine Hände, die vom Schwertkampfund den Schlägen gegen den Sandsack völlig vernarbt waren. „Warum bist du mir gefolgt?“
„Es kommt nicht jeden Tag vor, dass ich im Gesicht einer Holovid-Schönheit eine Tätowierung sehe, die mir bekannt vorkommt. Ich war einfach neugierig. Bevor Jace Monroe seine Solokarriere einschlug, habe ich öfter mal mit ihm zusammengearbeitet. Er hat ununterbrochen von dir geredet.“
„So, so.“ Ich blickte zu Boden. Mir wurde schwer ums Herz. Er hatte also über mich geredet. Was er wohl gesagt hatte? „Tja, da bist du aber in schlechte Gesellschaft geraten.“
„Du hast offenbar eine Jagd am Laufen. Ich will mitmachen.“
Dass er nicht lange um den heißen Brei herumredet, war mir schon zu Ohren gekommen. „Frag Japhrimel.“ Der stand still hinter mir. Ich ging zum Tisch, über den sich der Magi beugte, zog mir einen Stuhl heran und setzte mich. „Ich arbeite nicht gern im Team, aber anscheinend wurde ich diesmal überstimmt.“ Ich starrte auf die Papiere und blätterte sie durch. Stadtpläne von Neo-Prag, Magscans, seitenweise verschlüsselte Magizeichen. Ich blickte zu dem Asiano, der ebenfalls schwieg. Seine Augen funkelten, und seine Hand lag griffbereit am Schwert.
Er hat Angst vor mir. Warum? Meine linke Hand fuhr ebenfalls zur Scheide. Im Raum war es heiß geworden, die Spannung stieg. „Was haben wir bisher?“
Der Asiano rutschte auf dem Stuhl hin und her, sagte aber nichts.
Ich hörte, wie Leander sich bewegte. „Wenn du auf Dämonen Jagd machst, brauchst du jede Hilfe, die du kriegen kannst. Ich bin vertrauenswürdig, denn ich habe einen Ruf zu verteidigen, genau wie du.“
Der Asiano reichte mir eine blaue Aktenmappe. „Schön.“ Ich sah zu Leander hinüber und schlug die Mappe auf. „Ich habe doch gesagt, du sollst Japhrimel fragen. Ich habe hier nicht die Leitung.“
„Hätte ja sein können, dass du mich zum Narren hältst“, murmelte er. Er machte kehrt und stand nun direkt vor Japhrimel. „Also, was meinst du? Ich habe schon in jeder Freistadt auf der Welt als Kopfgeldjäger gearbeitet, und allmählich wird mir langweilig. Ein Dämon wäre mal eine nette Abwechslung.“
„Wie du willst“, entgegnete Japhrimel knapp und kalt. Warum? Sich um solche Dinge Gedanken zu machen, sah ihm gar nicht ähnlich. „Dann bist du stillschweigend geduldet, Nekromant, aus Dank, dass du ihr geholfen hast.“
Amaric Velokel, las ich, dann kam eine verdrehte flüssige Glyphe – der Name des Dämons in ihrer schroffen, nicht gerade angenehmen Sprache. Einige Linien der Glyphe waren ausgekratzt und wieder nachgezeichnet. Offenbar hatte der Magi versucht
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