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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Riemen war makellos, als wäre er nie gerissen gewesen, so sorgfältig war das Gewebe geflickt worden. Wie gut, dass er so toll nähen kann, bei all den Klamotten, die ich ruiniere. Als ich bemerkte, dass McKinley mich nervös ansah, blieb mir die Antwort im Hals stecken.
    Fühlst du dich jetzt besser, Danny? Du gibst schon wieder kluge Kommentare von dir. Das kann doch wohl nur heißen, dass es dir gut geht, oder?
    Oder?
    „Danke, McKinley. Sag Tiens und Vann Bescheid, dass wir nicht lange wegbleiben und sie den Gleiter abflugbereit halten sollen.“ Damit war McKinley entlassen. Japhrimel stand mit dem Rücken zu mir an der Luke des Frachtbereichs. Die Glastür der Luke schwang auf, die Klimaanlagensiegel leuchteten auf, und das Heulen des Windes klang plötzlich viel näher. Die Siegel verbogen sich ein bisschen, stabilisierten sich dann aber wieder. Ich biss die Zähne zusammen, um den Druck auf mein Trommelfell auszugleichen.
    „Ja, mein Gebieter.“ McKinley warf mir einen letzten, finsteren Blick zu und hastete auf die Leiter zu, die in die Hauptkabine führte.
    Japhrimel starrte einen Moment lang durch die Siegel nach draußen, mit einem so ernsten Gesichtsausdruck, als müsste er ein kompliziertes, für ihn jedoch trotzdem nicht allzu schwieriges Rätsel lösen. Diesen Ausdruck hatte ich bei ihm noch nie gesehen – eine Mischung aus dämonischer Konzentration und fast menschlichem Schmunzeln, angereichert mit einem Hauch von Ernsthaftigkeit, der ihn die Augen leicht zusammenkneifen ließ.
    „Kalt sieht es da draußen aus.“ Ich ließ die Schultern nach hinten kreisen, um das Rüstzeug wieder in die richtige Position zu bringen. „Was ist in der Schachtel?“
    Er zuckte mit den Achseln, und gerade als ich mich beleidigt abwenden wollte, überzeugt, er habe mir eine Abfuhr erteilt, sagte er: „Nur ein dämonisches Artefakt. Es wird Aufmerksamkeit auf sich ziehen, aber für kurze Zeit ist es der beste Schutz, den wir bekommen können. Vertraust du mir, Dante?“
    Meine Kinnlade drohte herunterzufallen. Das fragst du mich jetzt?
    Andererseits – wann wäre denn schon ein besserer Zeitpunkt gewesen? Musste er sich vergewissern, so wie ich mich oft wegen vielem vergewissern musste?
    „Natürlich vertraue ich dir.“ Ich gab mir Mühe, nicht verärgert zu klingen, atmete tief ein und roch Öl und den für eine schwierige Landung typischen Gestank nach verbranntem Staub sowie die eisenhaltige Schneeluft. Der Wind heulte, und die Siegel gaben leicht nach, um den sich plötzlich ändernden Druck auszugleichen. „Wieso? Planst du etwas, wodurch sich das vielleicht ändern könnte?“ Nur mit äußerster Willensanstrengung verkniff ich mir das „mal wieder“.
    „Vielleicht. Ich muss dich warnen: Es könnte durchaus sein, dass die entflohene Androgyne auftaucht.“ Er starrte noch immer durch die Siegel der Klimaanlage nach draußen, wo das Heulen des Windes zunehmend lauter wurde. Plötzlich gingen die Landungslichter des Gleiters aus, und die Dunkelheit wurde nur noch von den Sternen und den Orandflustreifen im Frachtraum erhellt. Japhrimels Gestalt verschmolz mit der Nacht, und nur seine Augen leuchteten mir aus der Schwärze entgegen. „Unter Umständen muss ich ohne Rücksicht auf dein Gewissen handeln.“
    Soll das heißen, dass du Doreens Tochter vielleicht umbringen oder in die Hölle zurückschleifen musst, egal, was ich dazu zu sagen habe? Bring mich nicht in eine Situation, wo ich mich zwischen dir und Eve entscheiden muss, Japhrimel. Das kann ich nicht. „Wird Luzifer ebenfalls auftauchen?“ Ich hätte nicht gedacht, dass ich bei dieser Vorstellung so gelassen klingen würde. Genauso wenig war ich auf den Panikanfall gefasst, der mich fast erstickte und hilflos nach Luft schnappen ließ, während mein Herz einen Trommelwirbel hinlegte.
    „Das will ich doch wirklich nicht hoffen.“ Er drehte sich so weit um, dass er mir in die Augen sehen konnte. Er schien noch mehr sagen zu wollen, aber dann sprach er doch nicht weiter, sondern presste den Mund zu einer dünnen Linie zusammen, die an den Enden einen Bogen nach unten machte. Das Leuchten in seinen Augen war etwas schwächer geworden; es war nicht so intensiv wie das in Luzifers Augen, aber dennoch …
    Das Herz schlug mir bis zum Hals. Konzentrier dich, Danny. Bring es einfach hinter dich. Du musst es nur dieses eine Mal tun.
    Vielleicht war das eine Lüge, für die ich aber trotzdem dankbar war.
    „Ich auch nicht.“ Ich hob mein Schwert,

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