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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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bogenförmige Brücke aus demselben spiegelglatten roten Material. Ihre Geometrie war um einen Bruchteil verschoben, und dieser Bruchteil war für mich wie ein Schlag in den Solarplexus, der mir den Magen umdrehte. Keine Frage – das war Dämonenwerk. Aus dem Rund der Höhle hangelten sich drei weitere Brücken nach innen, und ihre Ziel- und Scheitelpunkte waren massive Klippen, die in der Luft zu schweben schienen. Ein Teil davon hing herab wie eine Haifischflosse, und während ich noch versuchte, die Konstruktion von etwas so Irrealem zu verstehen, glitt diese Flosse ein wenig zur Seite. Sie bewegte sich wahrhaftig, wie ein Wal sich geschmeidig durch den Ozean bewegt, und die Brücke direkt vor uns gab ein tiefes Geräusch von sich, das meine Knochen in Gelee zu verwandeln drohte.
    Nach der eiskalten Wüste dort draußen war die heiße Luft im Inneren der Höhle wie ein Schock. Aber diese Hitze war keine menschliche, sie überzog meine Haut mit durchdringender Kühle. Meine Kehle war wie zugeschnürt, und ich versuchte zurückzuweichen – mein Körper war mal wieder klüger als ich. Panik breitete sich in mir aus und schlug in meinem Schädel mit zerfledderten Flügeln.
    Der Wahnsinn, der dort tobte, übertönte Japhrimels Stimme völlig. Ich versuchte, mich aus seinen Armen zu winden, denn es war so heiß hier drin, ich verbrannte, und einen nahen Verwandten dieser sengenden Hitze hatte ich bereits erlebt.
    In der Hölle.
    „Hör auf!“
    Ich war auf die Knie gesunken, Zuckungen durchliefen mich, und meine Zähne schlugen schmerzhaft aufeinander. Japhrimels Hände ruhten noch immer auf meiner Schulter. Er schüttelte mich.
    „Dante. Hör auf. Du wirst dir noch wehtun.“
    Ich blinzelte zu ihm hoch. Eine quälende Sekunde lang war sein Gesicht das eines Fremden, und die grünen Augen darin glühten, und seine Lippen bewegten sich und formulierten Worte, die im Gebrüll meiner Erinnerung untergingen.
    Ich erinnerte mich: Klauen, die sich gegen meine Rippen schmiegen und mein pulsierendes Herz umfangen, ein Schwert, das sich wie Feuer durch meine Organe brennt. Und eine Stimme, tödlich leise und mit ach so amüsiertem Unterton: Es gibt viele Möglichkeiten, einen Menschen zu brechen. Vor allem einen weiblichen Menschen.
    Ich schrie, aber Japhrimel erstickte meinen Schrei, indem er mir die Hand auf den Mund legte. Plötzlich glühte das Mal an meiner Schulter wie heißer Draht, der sich mir in das verletzliche Fleisch bohrte. Die menschliche Dunkelheit hinter seinen grün flammenden Augen kehrte zurück, und ich drohte, in ihnen zu ertrinken. Verzweifelt versuchte ich, logisch zu denken und aus dieser verschlingenden, brodelnden Angst aufzutauchen.
    „Du kennst mich“, sagte er. „Du kennst mich, Hedaira. Komm zurück.“
    Ich zitterte, meine Zähne waren fest auf einandergepresst, und meine Muskeln hatten sich in dicke Kabelstränge verwandelt. Mit aller Kraft wehrte ich mich gegen seinen Griff. Gleichzeitig fühlte ich mich seltsam getröstet. Ja, ich kannte ihn. Wie oft hatte er immer und immer wieder dieselben Worte gesprochen, während ich zitternd und schluchzend dalag, weil das Echo der psychischen Vergewaltigung durch meinen Kopf tobte? Von der Jagd auf Kellerman Lourdes waren mir Albträume und Reaktions-Flashbacks geblieben, nicht so schrecklich wie das hier, aber beängstigend genug.
    Ja, ich kannte ihn. Bis tief in meine Knochen.
    Wild zuckend kam ich an die Oberfläche, wobei ich seinem Griff beinahe entglitt. Selbst jetzt gab er sich alle Mühe, mir nicht wehzutun.
    Die Finger fest um das schlanke, Trost spendende Schwert geschlungen, krümmte ich mich zusammen, weil sich alle Muskeln rund um die eiserne Faust in meiner Mitte verkrampften. Noch nie war mir derart übel gewesen. „Anubis“, flüsterte ich – lebenslange Gewohnheiten sind nur schwer abzulegen. Meine Lippen bewegten sich unter Japhrimels Handflächen. „ Anubis et’her ka. Se tauk’fhet sa te vapu kuraph.“ Das Gebet erstarb mir auf den Lippen. Heiße Tränen brannten mir in den Augen, und als ich hochsah, war Japhrimel immer noch da, hielt mich immer noch fest. Sein Mantel kräuselte sich, und es klang, als würden sich Federn leise bewegen.
    Die Tränen liefen mir die Wangen hinunter. „Mir geht s gut.“ Allmählich wurde ich eine richtig gute Lügnerin.
    Vielleicht aber auch nicht. Japhrimels Schweigen war beredt genug, und ich fand es durchaus erleichternd, dass ich dieses Schweigen wenigstens diesmal voll und ganz

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