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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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gingen direkt auf die Steilwand zu. Ich fragte mich, was wohl geschehen würde – würde er uns die blanke, von Eis überzogene Felswand hinaufkatapultieren? Konnte er das? Oder würde er die Flügel ausbreiten und sich vom Wind hinauftragen lassen? Die Flügel taugten mehr zum Gleiten als zum Fliegen, aber er hatte mich schon einmal auf ihnen getragen. Ob er es wohl wieder tun würde?
    Es gab Menschen, denen ich vielleicht gerne von diesem Erlebnis erzählt hätte, denen ich gerne beschrieben hätte, wie es sich angefühlt hatte -jedenfalls, wenn ich die entsprechenden Worte gefunden hätte.
    Nur waren diese Menschen leider alle tot.
    Die Steilwand ragte wie eine riesige Welle vor uns auf, die sich, dem Anschein nach jedenfalls, gleich über uns brechen und uns unter Fels und Stein begraben würde. Japhrimel steuerte auf einen spitzen Speer zu, der sich seitlich in den Berg grub. Es war ein schlanker schwarzer Stein, den der Wind erodiert hatte und der in dem seltsamen, vom Schnee zurückgeworfenen Licht feucht und wie aus Glas geformt wirkte. Ein Schauder durchlief mich, obwohl mir nicht einmal mehr ansatzweise kalt war, und sofort wurde Japhrimels Griff fester.
    Diese Art von Fels gehört nicht hierher.
    Langsam einen Fuß vor den anderen setzend, näherten wir uns dem Fels. Einen kurzen Moment lang flaute der Wind ab und verlagerte sein Geheul woandershin, während wir von plötzlichem Schneegestöber eingeschlossen wurden. Mein Nacken prickelte unangenehm, und ich versuchte, mich umzudrehen und einen Blick auf den Gleiter zu erhaschen. Japh zerrte mich weiter, weil er es entweder nicht bemerkte oder weil es ihm egal war.
    Direkt neben dem schwarzen Fels lockte eine noch tiefere Dunkelheit. Ist das etwa, was ich glaube, (las es ist?
    Es war ein schmaler Spalt im Stein, umrankt von durchsichtigen, spitzen Eiszapfen. Einer dieser Eisspeere war abgebrochen, und seine glasklaren Bruchstücke lagen auf einer roh gehauenen Steinstufe verstreut. Die Öffnung gab ein leises Stöhnen von sich, und wieder veränderte sich der Wind und drehte ab. Meine Ohren protestierten ob des neuerlichen Druckwechsels.
    Japh ging weiter. Unter dem hoch aufragenden Bergmassiv sah die Öffnung kleiner aus, als sie eigentlich war. Tatsächlich war sie groß genug, dass wir trotz der scharfen Eiszähne hineinschlüpfen konnten. Japhrimel hatte keinen Moment gezögert, sondern war direkt auf das senkrechte Maul zugeschritten und hatte uns hineinbugsiert, wobei einer der Eisdolche mich an der Schulter berührte und in der Hitze des Schutzschilds zu knistern begann. Ich zuckte zusammen, aber es geschah nichts weiter, und kaum hatten wir zwei Schritte in die Dunkelheit gemacht, erstarb der Wind, als hätte sich hinter uns ein Druckausgleichssiegel geschlossen.
    Die Dunkelheit wurde immer undurchdringlicher. Japh, was tust du? Ich versuchte zurückzubleiben, langsamer zu gehen, doch er zog mich sanft, aber unnachgiebig mit sich. Ein weiterer Wärmeschwall glitt mir zärtlich über die Haut, und ein Psinergiestoß hüllte meine Nervenenden ein. Die Dunkelheit legte sich mir wie ein nasser Verband über die Augen. „Japhrimel …“ Klaustrophobie schnürte mir die Kehle zu. ’Nein, nicht in die Dunkelheit, es ist viel zu dunkel …
    „Noch einen Schritt.“ Seine Aura verhärtete sich und durchstieß die Schwärze wie mit diamantenen Klauen, sodass die Nacht zurückwich und rubinrotes Licht durch ihren zerrissenen Umhang drang. Das Licht blendete mich, und ich zuckte zusammen. Japh stützte mich, und im nächsten Moment schnappten die Sicherheitssysteme, die ich von außen nicht einmal bemerkt hatte, hinter uns zu wie eine Wand aus mit weißlichem Film überzogener, geriffelter Schwärze. Verdrängte Luft blies durch meine Haare, betastete meinen Mantel und wirbelte schließlich davon.
    „Heilige Scheiße“, flüsterte ich, als meine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten.
    „Das ist wirklich ein Anblick, nicht wahr?“ Japhrimel klang richtiggehend amüsiert, aber in seiner Stimme schwang eine Bitterkeit mit, die ihr jegliche Wärme nahm. „Niemand, der nur Mensch ist, hat dies je gesehen, und auch nur wenige Dämonen hatten das Vergnügen. Willkommen auf dem Dach der Welt, meine Neugierige.“
    Wir standen auf einer Plattform aus glattem, glasigem rotem Stein. Die Höhle war so riesig, dass nicht einmal das durchdringende blutrote Licht bis in jeden Winkel oder bis ganz an die Decke drang. Vor uns erstreckte sich eine schmale,

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