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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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stehen. Dahinter erstreckte sich ein verwüstetes Feld, das vielleicht einmal ein Garten gewesen war und auf dem jetzt abgestorbene Bäume zu Staub zerfielen. Japhrimel starrte eine Zeit lang darüber hinweg, und seine Wangen wirkten eingefallen.
    Ohne groß nachzudenken, streckte ich die Hand aus und legte sie ihm auf den Arm. „Tu dir das nicht an“, sagte ich.
    Sein Gesichtsausdruck blieb unverändert, aber die schmerzhafte Anspannung ließ ein klein wenig nach. „Es ist so lange her“, erwiderte er leise. „Schon eine Ewigkeit. Ich erinnere mich noch an sie alle.“
    „An die Hedairas?“ Ich bereute meine Frage, kaum dass ich sie ausgesprochen hatte.
    „An alle. An jedes Leben, das ich auf Befehl des Fürsten genommen habe. Sie sind alle hier drin.“ Mit einer anmutigen Bewegung tippte er sich an die Schläfe. „Wir sind schon ganz nah.“
    Es gab nichts zu sagen. Dennoch zog ich ihn sanft am Arm. „Japh. Hey.“
    Er sah mich nicht an. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er die Überreste des Gartens. „Wir sollten uns beeilen.“
    „Hey!“ Ich zerrte an seinem Ann, bis er zu mir herabsah. „Komm her.“
    „Ich bin doch hier.“ Sein Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert.
    Ich zog ihn an mich und schlang den Arm um seine Taille. Einen Moment lang verhakte sich mein Schwert, was sich äußerst seltsam anfühlte, dann drückte ich ihn so fest wie möglich an mich, drückte, bis ich seinen Atem entweichen spürte.
    Er erwiderte die Umarmung und zog mich vorsichtig an sich.
    Nach einer Weile löste er sich ganz sanft von mir. Sein Gesicht wirkte jetzt etwas entspannter.
    Erneut machten wir uns auf den Weg durch die Ruinenstadt. Allmählich gewöhnte ich mich halbwegs an das Geräusch, das die Brücken machten, sobald die Stadt sich bewegte, genau wie an die Vibrationen unter meinen Füßen. Jedenfalls soweit man sich eben daran gewöhnen kann, wie eine Sodaflodose hin und her geschüttelt zu werden, noch dazu an einem Ort, der nicht ganz der normalen Welt entspricht und in dem es ähnlich heißkalt ist wie in der Hölle.
    Die Straßen mündeten in einen breiten Boulevard, der uns zu einem großen Platz führte, welcher ebenfalls mit roten Glassteinen gepflastert war. Hier schien das rote Licht zwar heller, hatte aber eine dunklere Nuance, wie venöses Blut im Unterschied zu arteriellem.
    Mitten auf dem Platz erhob sich ein gewaltiges Gebäude, dessen von Säulen gesäumte Fassade aus knochenweißem Marmor bestand. Die Wände bebten, teils aus Kummer, teils vor Psinergie, und ich blieb fasziniert stehen, bis Japhrimel mich sanft weiterzog.
    „Ein Tempel.“ Meine Worte hallten auf dem Platz wider. Klang ich wirklich dermaßen verängstigt? Die Vorstellung, dass hier in dieser zerstörten, trauernden Stadt ein Tempel stand, erfüllte mich mit Abscheu.
    Erst ein paar Schritte später antwortete er. „Er wurde nicht für einen deiner Götter erbaut.“
    Meine einsamen Schritte hallten ebenfalls wider, verstärkt von einer merkwürdigen Akustik. Ich versuchte, mir die Stadt voller Leute vorzustellen, was mir aber nicht gelang. „Etwa für einen dämonischen Gott?“ Ihr könnt mich gern für einen Feigling halten, aber eigentlich will ich gar nicht wissen, was für einen Gott ein Dämon verehren würde.
    „Nein. An diesem Ort wurde gefeiert, was aus uns werden konnte.“ Gedankenverloren schwieg er einen Moment. „Die A’nankimel haben sich über uns andere Dämonen lustig gemacht. Hier war der Ort, an dem die Blasphemie blühte. Als ich hierherkam, war das wie ein reinigendes Feuer.“ Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. „Dies hier war nicht einfach nur ein Ort f ür Hedairas und Gefallene. Auch andere wurden hierher gebracht, Menschen, die vielversprechend erschienen und in dieser Stadt unterrichtet wurden. Sie erhielten viele Geschenke, die sie mit hinaus in die Welt nahmen. Luzifer rühmt sich, das alles erlaubt zu haben – dass man Menschen aus dem Schlamm herausholte. Shavarak’itzan beliak.“ Das war offensichtlich eine Obszönität, denn die Luft wich zurück, als er das sagte. „Hier kamen die ersten Produkte der Verbindungen zwischen deiner und meiner Gattung zur Welt. Später haben die A’nankimel ihre Hedairas für die Geburt an einen geheimen Platz gebracht. Und dazu hatten sie auch allen Grund.“
    Das war mir bekannt. Eine Hedaira konnte möglicherweise eine Androgyne gebären – einen fortpflanzungsfähigen Dämon, was Luzifer seines Fortpflanzungsmonopols

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