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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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darin unterzubringen.
    Typisch Dämonen. Bauen alles immer so unglaublich groß. Welchen Minderwertigkeitskomplex sie damit wohl überspielen wollen? Ich musste kichern, und das Geräusch hallte unter dem Vordach von den Säulen und Türen zurück. Türen gab es fünf. Die in der Mitte, die größte, bestand aus zwei rissigen Marmorplatten, die sich einst hatten schließen lassen. Die letzte Tür auf der linken Seite war tatsächlich geschlossen, und in ihre Marmorflügel waren Zeichen eingeritzt, die ich mir lieber nicht so genau ansehen wollte. Die anderen drei Türen waren alle kleiner und unterschiedlich stark beschädigt.
    Klopf, klopf. Wer ist da? Nur ich. Und wer ist ich?
    Nur deine Lieblingsdämonenmörderin. Japhrimel sah mich fragend an. Ich machte eine abwiegelnde Handbewegung und sagte: „Es ist nichts. Mir geht’s gut.“
    „Halt das Messer bereit.“ Seine Stimme war so tonlos, dass sie weit weniger widerhallte als meine.
    Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Die Panik legte sich wieder. Mein linker Daumen fuhr über die Sicherung des Schwertes, bereit, es herausgleiten zu lassen. Wenn mir nur noch halbwegs genug Zeit blieb, konnte ich ziehen, die Scheide fallen lassen und gleichzeitig das hölzerne Messer zücken.
    Auf gar keinen Fall würde ich einem Dämon ohne guten, echten Stahl in der Hand entgegentreten, ganz gleich, wie mächtig das von Dämonen geschaffene Ding an meiner Hüfte auch sein mochte.
    Einen Moment lang schien wilde, unterdrückte Wut die Welt um mich herum verschwimmen zu lassen, als wäre mir das blutige Licht in die Augen gekrochen. Ich holte tief Luft, und schon ließ das Zittern in meiner Hand ein wenig nach. Gerade genug. „Welche Tür?“ Das klingt wie bei einer dieser bescheuerten Holovid-Quizsendungen. „Ich nehme die Tür hinter Dämon Nummer drei, Martin.“
    „Das spielt kaum eine Rolle.“ Er deutete auf die größte Tür. „Wären wir hier gewesen, bevor die Stadt zerfiel, hätte ich dich zu dieser Tür geführt, jedenfalls beim ersten Mal. Es hätte ein Fest gegeben, und man hätte Opfer dargebracht.“
    Woher zum Teufel weißt du das? „Du warst hier?“
    „Kenne deinen Feind ist nicht nur bei den Menschen ein Sprichwort, meine Neugierige.“ Er legte den Kopf schief, als würde er noch intensiver lauschen. Wieder bewegte sich die Stadt wie ein großes, rastloses Tier aus Stein, von Schreien begleitet. „Ein paar vereinzelte Dämonen kamen hierher, um zu lernen und zu beobachten.“
    „Um was zu lernen?“ Was konnte ein Dämon schon von Menschen lernen? Waren nicht sie es, die uns unterrichtet hatten? In der akademischen Welt war das jedenfalls die allgemein anerkannte Lehrmeinung.
    „Wie man zu einem Gefallenen wird. Komm.“ Er stieg über einen Haufen zerbrochener Steine, und diesmal ließ er meine Schultern los. Mit einer schnellen Bewegung hielt er plötzlich in jeder Hand eine silberne Waffe. Vorsichtig bewegte er sich weiter. In dem Moment wurde mir endlich klar, was ich eigentlich schon die ganze Zeit hätte wissen sollen.
    Japh machte sich keine Hoffnung, dass alles glattgehen würde. Er wusste, dass es Ärger geben würde, und hatte es mir so lange wie möglich verheimlicht, damit ich mir keine Sorgen machte.
    Klasse.

17
     
     
    Entweder hatte der Tempel von vornherein kein Dach gehabt, oder es war so völlig zerstört worden, dass es schon keine Rolle mehr spielte. Das Innere des Tempels war so hinüber, dass beides durchaus möglich schien. Große Teile des Mauerwerks waren eingestürzt, und im Gegensatz zu draußen lag der Staub hier so dick wie ein Teppich, in dem ich bis zu den Knöcheln versank. Am hinteren Ende des viereckigen Raumes führten glänzende, perlmuttartige Stufen zu etwas, das ich erst nach mehrmaligem Blinzeln als Altar erkannte.
    Die Farben an den Wänden, die noch unbeschädigt waren, bildeten Mosaike, bei deren Anblick ich ein paarmal schlucken musste. Fantastische Wesen mit Flügeln und Flossen sprangen und tobten durch grüne Dschungellandschaften, und überall waren schlanke, anmutige goldene Frauen zu sehen, die Glyphen in ihr Fleisch tätowiert hatten und hochgeschlitzte weiße Kleider anhatten, um ihr Mal stolz zur Schau zu tragen. Nach der Leere in der Stadt waren diese Mosaike wie ein Überfall, und bei dem Gedanken an Inhanas dunklen, traurigen Blick wünschte ich mir sogleich, ich hätte diesen Ort nie gesehen.
    „Anubis“, sagte ich mit erstickter Stimme. „Die Mosaike.“
    „Eine alte

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