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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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bevor wir im Staub landeten, wehrte ich mich mit einer wie zufälligen Bewegung des Rumpfes gegen Japhs Griff und entwand mich ihm beinahe. Doch er grub die Finger in meinen Nacken, wie eine Katzenmutter das mit einem ungehorsamen Kätzchen machen würde, und im nächsten Moment kniete er neben mir und zwang mich, den Kopf zu heben.
    Eve lag am Boden, aber Velokel hielt sich noch auf den Beinen.
    Sein Fleisch wurde schwarz, glitt über seine Knochen, und er schrie so laut, dass immer mehr Steine herausbrachen und große Klumpen erstickenden Staubs aufwirbelten. Seine Gestalt verwandelte sich, wie Tinte, die auf nassem Papier zerfließt, und aus seiner Stirn schossen schwarze Hörner und bogen sich nach hinten um seine Ohren. Jetzt wirkte er noch gedrungener. Muskeln traten hervor, aus den Beinen spross Fell, und die Füße verwandelten sich in Hufe. Als er zurücksprang, um dem zu entgehen, was Japhrimel nach ihm geworfen hatte, splitterte unter ihm der Stein. Alle physikalischen Gesetze widerlegend rollte er wie ein immer wieder abprallender goldener Apfel die Treppe hinauf.
    Nur Velokels Augen waren unverändert und leuchteten hellblau aus dem schwarzen, zerschlagenen Gesicht, das sich vor meinen Augen weiter veränderte. Ich schnappte nach Luft, und sie brannte mir heiß in den Lungen.
    Eve sprang auf die Füße. Ihre Gestalt war nach wie vor dieselbe, schlank und weiblich, aber an ihr hing eine Kruste aus Psinergie, die grüne Streifen in die Luft malte, während ihr Smaragd einen Funken nach dem anderen versprühte. Ihre Augen wurden heller, so hellblau wie die Velokels, und ihr erschöpftes Gesicht hatte keine Ähnlichkeit mehr mit dem meiner toten Geliebten.
    Ich starrte sie an. Der durchdringende Ton war allmählich kaum mehr hörbar, und der Boden unter unseren Füßen fing an zu vibrieren wie das Deck eines Frachtgleiters.
    „… lauf!“, hörte ich Japhrimel schreien. Aber ich konnte den Blick nicht von Eve abwenden.
    Ihre Gestalt veränderte sich wie Ton unter fließendem Wasser, und dank des Zweiten Gesichts waren die Vorspiegelungen jetzt, nachdem sie fortgewischt waren, deutlich zu erkennen. Es war alles nur Täuschung gewesen, reine Hexerei, um den Augen etwas vorzumachen.
    Sie war immer noch schön, wie nur ein Dämon schön sein kann. Ihre Augen leuchteten hellblau, und durch ihr Haar liefen schneeweiße Flammen. Aber von Doreen war in ihrem Gesicht nichts mehr zu entdecken.
    Und von mir ebenso wenig.
    Aber wer zum Teufel ist sie dann? Das kann doch nicht sein, sie muss Doreens Tochter sein, das muss sie einfach.
    Japhrimel hatte den Finger noch immer in meinem Nacken vergraben. Meine Ohren heilten, aber das tat weh, als würde mir jemand Nägel in den Kopf hämmern. Der Lärm war immer noch gewaltig, aber nicht mehr so, dass er die zarten Membranen zum Platzen brachte. Beinahe wäre mir das Holzkästchen entglitten. Kaum hatte ich es wieder fest im Griff, riss Japh mich zur Seite, gerade noch rechtzeitig, bevor ein Steinbrocken genau dort auftraf, wo wir eben noch gestanden hatten. In einer verrückten Drehung, die einem Tanzschritt ähnelte, wirbelte er mich herum, sodass wir zur Tür hinsahen. „Lauf!“, schrie er über den Lärm hinweg.
    Durch mein Schreien, das in dem allgemeinen Inferno untergegangen war, bekam ich kaum noch Luft. Darüber kannst du später nachdenken. D AS   jetzt, lauf wie der Teufel und hoffe, dass du hier lebend rauskommst.
    Ich stürzte los in Richtung Tür, sprang über einen Trümmerhaufen und wäre beinahe ausgerutscht, weil der Boden so nachgiebig und mein Körper mal wieder zu schnell für mich war. Staubwolken stiegen auf und nahmen mir die Luft. Hinter mir brüllte Velokel etwas in seiner harschen Dämonensprache, das ich auch ohne Lexikon verstand. Den anderen durchdringenden Schrei stieß der Dämon aus, der vorgegeben hatte, Doreens Tochter zu sein. Meine Tochter.
    Der Dämon, zu dessen Verteidigung ich Luzifer umbringen wollte.
    Diesmal schlossen sich Japhs Finger nicht um meinen Nacken, sondern um meinen linken Arm. Er riss mich zur Seite. Vor uns zerbröckelte die Tür, durch die wir gekommen waren. Die großen Marmorplatten schwangen zitternd auf und zu, bevor sie in sich zusammenfielen. Ich duckte mich, als die Stadt erneut erbebte und so laut knackte, als würde das größte Ei der Welt am Rand einer glühend heißen Bratpfanne von der Größe einer Stadt zerbrochen – ein Geräusch, das sowohl im physischen wie auch im psychischen Raum

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