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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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meinem Kopf.
    Ich streckte die Hand nach dem Kästchen aus, hielt aber auf halbem Weg inne. Was war mit den Ketten? Was war hier angekettet gewesen?
    Hedairas? Oder Dämonen?
    „Dante?“ Japhrimels Stimme verebbte. Seltsamerweise rief sie, anders als meine, kein Echo hervor.
    „Da liegen Ketten.“ Ich bekam kaum genug Luft. „Wofür waren die?“
    „Für die Sicherheit einer Hedaira. Ist es dort?“ Er klang ungeduldig.
    „Dort steht ein hölzernes Kästchen. Es sieht aus wie …“
    „Nimm es. Und um der Götter willen, der deiner oder der meiner Gattung, beeil dich.“
    Die Vorahnung traf mich so hart, als hätte mir jemand einen Schlag versetzt. Wäre ich in der Lage gewesen, mich zu entspannen, wäre sie an die Oberfläche getrieben und hätte mich einen Bruchteil der Zukunft sehen lassen. Nicht viel, nie genug, aber vielleicht etwas Nützliches.
    Das Problem war nur, dass ich mich gerade auf gar keinen Fall entspannen wollte. Ich starrte das Kästchen an, aber es verschwamm immer mehr vor meinen Augen, während die Vorahnung aufstieg, deutlicher wurde … und dann wieder verblasste.
    „Dante. Nimm es vom Altar.“ Japhrimels Ton duldete keinen Widerspruch.
    Gerade als ich mich gehorsam vorbeugte, durchschnitt eine andere Stimme die Stille des Tempels. Eine tiefe, gut hörbare Stimme, eindeutig die eines Dämons.
    „Ja. Nimm das Messer, Dante Valentine. Wollen wir doch mal schauen, was du damit alles schneiden kannst.“

18
     
     
    Während ich eine enge halbe Drehung machte, glitt Fudoshin bereits mit einem leisen Kratzen aus der Scheide. Blaues Feuer erwachte zum Leben und lief seine Ränder entlang, Runen aus den neun Kanons wanden sich über seine gewölbte Oberfläche, während das Innere der Klinge weiß glühend glänzte. Ich machte zwei Schritte nach vorn und spannte die elastischen Dämonenmuskeln an, um mich auf den bevorstehenden Angriff vorzubereiten.
    Mit einem Seufzer ließ ich den Atem entweichen. Funkenkaskaden stoben aus meinen Ringen, in denen keine Zauberkraft mehr lag, nur reine Psinergie, die-sich in den empfindlichen Steinen und dem Metall angesammelt hatte. Links hinter dem Altar trat Eve aus den Schatten der Trümmer. Das helle Haar, das ihr zartes Gesicht einrahmte, sah aus, als hätte es Feuer gefangen. Sie war schön, wie nur Dämonen schön sein können. Ihre exotische goldene Haut umhüllte sie wie ein Handschuh aus Seide, und der Blick ihrer weit auseinanderstehenden dunkelblauen Augen – Doreens Augen – bohrte sich in meine, als würden zwei Gleiter zusammenstoßen. Zwischen diesen Augen, ein klein wenig nach oben versetzt, glänzte ein Smaragd. Wie bei Luzifer.
    Ich zuckte zusammen.
    Sie hatte Doreens dreieckiges Gesicht, Doreens Mund und das wachsame halbherzige Lächeln, das meinem genau entsprach. Luzifers Schönheit wirkte tödlich, Japhs einfach nur zweckmäßig, aber Eves … war einfach magisch. Und darunter erkannte ich das Kind, das Luzifer mir weggenommen hatte, während ich hilflos unter der gnadenlosen Sonne Nuevo Rios zugeschaut hatte.
    Das einzige Kind, das ich vermutlich je haben würde.
    Hinter ihr stand Velokel der Jäger mit seinen durchdringenden hellblauen Augen, breit und kräftig wie ein Bulle, die großen, viereckigen Zähne hinter Lippen verborgen, die er bei meinem Anblick zu einer dünnen Linie zusammenpresste.
    Ja, ich zuckte zusammen, aber Eve lächelte mich an, und es war ein richtiges Lächeln, nicht dieses angedeutete, das schon eher einer Grimasse glich und mit dem ich mich gegen die Welt zu wappnen pflegte. „Du bist schon so weit gekommen.“ Ihre Stimme war sanft und beruhigend, und ihr Geruch – Brot, das gerade gebacken wird, vermischt mit Dämonenmoschus, ein intensiver, tröstlicher Duft – schwappte mir über jahrhundertealten Staub entgegen.
    „Wie …“ Ich musste mich räuspern. „Wie bist du hierhergekommen?“
    „Kel hat schon trickreichere Biester als die Anhelikos verfolgt, Dante. Es war zwar nicht gerade ein Kinderspiel, dem Messer auf der Spur zu bleiben, aber direkt schwierig war es auch nicht. Trotzdem – so viel hängt jetzt von dir ab.“ Ihr Lächeln wurde breiter. „Hier sind wir also, und wir haben nur wenig Zeit. Bleib, wo du bist, Sippenmörder.“
    Japhrimel blieb mitten in dem Meer aus Staub stehen. Seine beiden Waffen waren auf Eve gerichtet. „Wenn du sie berührst …“
    Eve zuckte mit den Schultern. Sie trug einen schwarzen Pullover aus Merinowolle und eine locker sitzende, elegante schwarze

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