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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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die Dunkelheit über mir zusammenschlug.

19
     
     
    Er fluchte. Zumindest klang das, was ich zwischen gleichmäßigen, wie ein Herzschlag hämmernden Tönen hörte, danach. Die Schwerkraft war zurückgekehrt und mit ihr auch das hell lodernde Feuer in meiner Schulter.
    Ich öffnete die Augen.
    Einen Moment lang glaubte ich zu fliegen. Die weite, mit blutigem Licht erhellte Höhle entfernte sich immer mehr unter mir.
    Dann folgte ein Aufprall, und wütender Schmerz schoss durch meinen Körper. Mit großer Erleichterung stellte ich fest, dass meine taube linke Hand Fudoshin umklammert hielt. Mein rechter Arm hing nutzlos herab, und im Mund hatte ich einen sauren, ätzenden Geschmack. Als ich an meinem Schwert entlang nach unten sah, war da nur ein Meer aus wachsartigem, undurchdringlichem Rubinrot.
    Allem Anschein nach erstreckte sich die Höhle meilenweit in die Tiefe. Doch dann tauchte unter uns ein schmaler Schatten auf. Wir landeten so hart auf der Brücke, dass wir beinahe wieder hinuntergepurzelt wären. Japhrimel gab einen tiefen Ton von sich, der ihm fast die Lungen zu zerreißen schien. Ich klammerte mich an ihn, und eine seiner Hände verhedderte sich in meinem Rüstzeug. Der Riemen meiner Botentasche schnitt mir in die Schulter, weil er sich in Japhrimels Klauen verfangen hatte. Mit der anderen Hand rammte er ein Messer mit Silberklinge -eins der kurzen, leicht gebogenen Messer, die er manchmal bei Trainingskämpfen einsetzte – in die Oberfläche der Brücke.
    Die plötzliche Entschleunigung ließ mich schmerzlos würgen. Allmählich war mir ein bisschen schummrig. Meine Beine baumelten in der Luft, und der steinige Rand der Brücke bohrte sich mir in die Hüfte. Wenn ich mich hätte bewegen können, hätte ich um mich geschlagen, bis ich wieder festen Boden unter den Füßen gespürt hätte.
    Japh schloss die Augen. Seine Lippen bewegten sich und formten Wörter in seiner Muttersprache, die mir in den Ohren so wehtat. Hätte ich die Hände freigehabt, hätte ich versucht, mir die klingelnden, schmerzenden Ohren zuzuhalten, damit ich diese Sprache nicht länger hören musste.
    Er zog mich wie ein totes Gewicht vom Abgrund weg.
    Wie zum Teufel hat er das geschafft? Wir sind doch über die Brücke hinausgeschossen.
    Einen Moment blieben wir ineinander verknäult dort liegen. Ich war ein wenig überrascht, dass ich immer noch am Leben war. Mein Herz schlug, meine Lungen arbeiteten halbwegs, und alle Gliedmaßen waren noch vorhanden.
    Halleluja! Ich hätte meine Freude ja gern mit jemandem geteilt, aber ich zitterte immer noch vor unkontrollierbarer Panik. Ich hin verrückt geworden. Wunderbar. Großartig. Klasse.
    Das Schlimmste war, dass sich das inzwischen völlig normal anfühlte. Wahnsinn schien allmählich Alltag zu sein.
    Unter uns dehnte sich die Brücke. Japhrimel riss die Augen auf, und ihre grüne Farbe war in dem ganzen Rot eine große Erleichterung. Er zog mich an sich. Seine Hand umklammerte noch das Messer, das bis zum Heft im Stein steckte. Er presste mir so fest die Lippen auf die Stirn, dass ich seine Zähne spüren konnte.
    Ich bin auch glücklich, dass wir noch leben. Können wir jetzt nach Hause gehen und das alles vergessen?
    Seine Rippen hoben und senkten sich. Auch er war außer Atem. Plötzlich machte mich das gar nicht mehr froh. Steh auf wir müssen aufstehen. Na los, mein Schatz. Beweg deinen Hintern.
    Ich wand mich.
    Er schien zu verstehen, denn sein ganzer Körper spannte sich an, und er sprang mit einem Satz auf die Füße. Ich kämpfte mich auf die Knie hoch. Mein ausgerenkter Arm hing kraftlos herab, und so zog Japhrimel mich an meiner Ausrüstung hoch. Trotz seiner Hilfe hätte ich es beinahe nicht geschafft, und als ich endlich stand, musste ich mich an ihn lehnen und das Gesicht in seinem Mantel verbergen.
    In meinen Ohren brummte es, aber das hatte nichts damit zu tun, dass ich taub war. Ich hörte wirklich ein Geräusch, und es kam daher, dass die Brücke sich wieder dehnte. Wenn Japh sich nicht bewegt hätte, wären wir über Bord geschleudert worden.
    „Kannst du gehen?“ Obwohl er nicht schrie, übertönte seine Stimme das Chaos problemlos. Ich hörte das Knurren und das tiefe, hustende Brüllen von Höllenhunden und schauderte. Kel hatte Höllenhunde auf mich angesetzt und Luzifer desgleichen. Vielleicht bekämpften sie sich jetzt gegenseitig und vergaßen mich darüber.
    Genau. Wer’s glaubt, wird selig. Beweg dich!
    Ich legte den Kopf in den Nacken und senkte

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