Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
ihn wieder, um meine Zustimmung zu signalisieren.
    Ohne uns noch länger aufzuhalten, hasteten wir die Brücke entlang. Das war gar nicht so einfach, weil die Brücke entweder unter uns wegsackte oder sich aufbäumte und uns beinahe abwarf, ohne dass das Ganze einem nachvollziehbaren Rhythmus gefolgt wäre. Ich ließ den Kopf sinken, bis er beinahe auf meiner Brust ruhte, und konzentrierte mich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Luzifer. Das da hinten war Luzifer.
    Eigentlich hätte ich vor lauter Panik laut schreien müssen. Stattdessen war ich einfach nur erstaunt, dass ich tatsächlich immer noch atmete, egal, wie kurz dieses Wunder währen würde.
    Sieh an. Offenbar bin ich doch stärker, als ich dachte.
    Sogleich fragte ich mich, ob ich damit wohl die Götter herausforderte, mir das Gegenteil zu beweisen.
    Als wir endlich einen breiten Felsvorsprung erreichten, der an der Wand der Höhle andockte, mussten wir uns erst wieder daran gewöhnen, dass sich der Boden unter unseren Füßen nicht mehr bewegte. Kaum landeten meine Füße auf relativ festem Grund, ertönte ein Schrei, der in nichts dem bisherigen höllischen Lärm ähnelte. Er klang wie das Kreischen, das jemand ausstößt, wenn ihm gerade die Kehle durchgeschnitten worden ist, und ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
    Klingt, als wäre jemand tot. Hoffentlich er. Wenn es auf der Welt noch Gerechtigkeit gibt …
    „Uns bleibt nicht viel Zeit.“ Japhrimel zog mich an sich. „Nur noch ein Stück weiter, Hedaira. Bleib bei mir.“
    Ich gehe nirgendwohin. Ich klebe an dir wie Leim. Ich wollte nicken, um ihm das mitzuteilen, ihm irgendwie zu antworten. Aber alles, was ich zustande brachte, war ein halb ersticktes Gestammel, das von einem sehnsüchtigen Schnappen nach nicht mit Staub verseuchter Luft abgewürgt wurde. Ich klang, als hätte ich den Verstand verloren.
    Vielleicht habe ich das ja auch. Hoffentlich. Das würde alles viel einfacher machen.
    „Es ist nicht mehr weit“, flüsterte er. „Bleib einfach nur bei mir, Geliebte. Nur noch ein bisschen, ich schwöre es dir. Ich habe dich nicht so weit gebracht, um dich jetzt zu verlieren.“
    Gern würde ich behaupten, dass ich mich noch daran erinnere, wie wir aus der Höhle wieder rausgekommen sind, aber das tue ich nicht. Im Gedächtnis sind mir nur noch die Dunkelheit und der unglaubliche Kälteschock sowie die Wärme, die von dem Mal an meiner Schulter ausgehend wie Öl über meine Haut lief und dennoch mein Innerstes nicht auftauen konnte. Meine Erinnerung setzt erst wieder ein, als der Gleiter über uns in der klaren Luft auftauchte und ich dachte: Wie hat Japhrimel es bloß geschafft, uns hierher zu bringen? Ich erinnere mich auch daran, dass der Schnee gegen die Blattfedern des Fahrgestells wehte und Eiszapfen an den Vertäuungen hingen. Die Treppen waren zu viel für mich. Japh musste mich Stufe für Stufe hochziehen, und dann schob er mich durch die Siegel und in den heimeligen Geruch von Menschen, Öl, Metall und Gleiter. Zitternd vor Erschöpfung lehnte ich mich gegen einen Stapel Munitionskisten. Meine ausgerenkte Schulter pochte inzwischen heftig.
    Auf so etwas kann ich in Zukunft gern verzichten.
    Die Ladeluke schloss sich, und ein leises Jaulen durchbrach die Stille. Ich kannte dieses Geräusch, und bestürzt schaute ich hoch.
    Leander Beaudry stand in dem trüben orangefarbenen Licht der Orandflustreifen, das Plasgewehr im Anschlag und genau auf mich gerichtet. Ein Stück vor ihm, aber außerhalb seiner Schussbahn, befand sich die große schlanke Dämonin mit dem Haar aus Eis und den durchdringenden hellblauen Augen.
    Die Dämonin, die ich als Eve gekannt hatte, lächelte noch immer, und es war ein eher sanftes, kindliches Lächeln.
    Japh stand an dem Schalter für die Ladelukenautomatik. Sein Haar war voller Staub, und seine Augen waren grüne Vulkane. Metall klirrte und knarrte, als seine Aura plötzlich Wärme abstrahlte.
    „Deine Agenten sind überwältigt, und der Fürst wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.“ Die Stimme der Androgynen klang ruhig und besänftigend. Der Smaragd an ihrer Stirn glühte und warf dreieckige Schatten unter ihre hübschen, unmenschlichen Augen. „Am besten verhandeln wir schnell, Ältester.“

20
     
     
    Japhrimel starrte sie ein paar Sekunden lang an, als wäre sie ein faszinierendes Insekt, das gerade aus dem Abfluss gekrochen war. Das Lasergewehr jaulte. Selbst wenn Japh sich auf Leander stürzen wollte, musste er

Weitere Kostenlose Bücher