Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln
verlässt dieses Gelände nicht.“
„Gibt es hier ein Telefon?“, warf Kilian sofort
ein.
„Selbstverständlich! Ich sorge dafür, dass
Dafour dir eines der schnurlosen bringt.“ Mit diesen Worten drehte Danyel sich
um und ließ Kilian im Schlafzimmer zurück.
Sechs
Monja stand in der Küche und bereitete das
Abendessen vor. Beide Flügel des Fensters waren geöffnet und sie genoss die
warme Luft, die hineinströmte, während sie die frischen Kräuter für die
Salatsoße hackte. Ihre Mutter würde wieder spät nach Hause kommen, da sie
erneut für eine Kollegin eingesprungen war und Überstunden machte. Monja gefiel
das nicht und sie versuchte alles, um ihre Mutter zu entlasten.
Plötzlich verdunkelte ein Schatten die
Fensteröffnung und Monja blickte erschrocken auf den weißhaarigen Mann, der im
Rahmen hockte. Das unnatürliche Erscheinen und sein Aussehen verrieten ihr
sofort, dass er ein Bote des Schicksals war. Er legte ein Pergament auf die
Arbeitsplatte und verschwand so plötzlich, wie er aufgetaucht war. Monja
starrte mit offenem Mund auf das Papier. Minutenlang war sie nicht fähig, sich
zu regen. Doch dann streckte sie den Arm aus und drehte das kleine Blatt, sodass
sie es lesen konnte. Fassungslos erkannte sie, was sie insgeheim längst wusste.
Kilian hatte tatsächlich seine Zeit gegen ihre getauscht! Die rote Schrift war
der Beweis.
Entsetzen und Wut packten sie und sie fegte das
Pergament weg. Zugleich erwischte sie das Holzbrett mit den Kräutern und dem
Messer – alles fiel krachend zu Boden, während das Papier sanft
heruntersegelte.
„Du verdammter Idiot!“, schrie sie zum Fenster
hinaus. Anschließend begann sie zu schluchzen und lehnte sich zitternd gegen
den Schrank. Kilian, ihr Bruder, zu dem sie immer aufgesehen hatte. Ihr
Beschützer und Held aus Kleinmädchentagen … er würde sterben. Bald. Sehr bald.
Monja glaubte, eine kalte Faust würde ihr das Herz aus der Brust reißen, so
sehr schmerzte es si e. Es war absolut kein Trost,
dass jede Seele zu neuem Leben erwachte. Denn es wäre nicht das Gleiche, es
wäre nicht mehr Kilian. Wie ein
dunkler Schatten überlagerte das die Tatsache, dass sie nun die Chance auf eine
eigene Familie hatte.
h
Was nun? Kilian drehte sich einmal um die
eigene Achse. Ihm kamen Marias Worte in den Sinn, dass Danyel keine
menschlichen Gefühle besäße. Nach dem zu urteilen, wie er ihn bisher erlebt
hatte, schien das zu stimmen. Jetzt stand er in diesem Raum, neben sich das
Bett, und er kam nicht umhin sich zu fragen, wann er es zum ersten Mal mit
Danyel gemeinsam nutzen sollte. Ihm grauste davor, doch zugleich brannte er
darauf, dass dieses Feuer erneut in ihm erwachen würde.
Eine Zwickmühle. Sein Wunsch war ihm erfüllt
worden, nun musste er den Preis dafür zahlen.
‚Es sind bloß zwei Monate!‘, sagte er sich
selbst. Nur hatte er sich für seine letzten Wochen auf Erden etwas anderes
ausgemalt. Diese Zeit hatte er mit seiner Mutter und Monja verbringen wollen …
Kilian wusste nicht, wie schnell dieser Dafour das Pergament überbringen würde.
In einem war er sich sicher: Die beiden Frauen wären furchtbar wütend auf ihn,
weil er nur nach seinem eigenen Wunsch gehandelt hatte. Aber er kannte sie auch
gut genug, um zu wissen, dass sie sich schnell wieder beruhigen würden.
Vielleicht wussten sie dieses Geschenk irgendwann zu schätzen. Schade
eigentlich, dass er nie seine Nichte oder seinen Neffen kennenlernen würde …
jetzt war es zu spät, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Sobald er konnte,
würde er zu Hause anrufen. Über die wahren Hintergründe des Tauschs schwieg er
dann besser, eine weitere kleine Notlüge müsste her – schließlich konnte er
seiner Familie nicht sagen, dass er sich an Danyel verkauft hatte. Kilian
schnaubte. Er konnte sich selbst nicht einmal ehrlich beantworten, weshalb er
es getan hatte. Nur für Monja oder lag es doch daran, dass Danyel so verdammt
gut aussah? Diese Augen, wunderschön und erschreckend zugleich … er schüttelte
den Kopf, um das Bild zu vertreiben.
Kilian versuchte sich abzulenken und trat zur
Badezimmertür, drückte sie auf und erschrak, als das Licht automatisch anging.
Hightech in altem Gemäuer … überhaupt hatte dieses Badezimmer wenig mit dem
Rest gemeinsam. Kilian schätzte, dass entweder vor Kurzem renoviert wurde oder
die Installation komplett neu war. Alles glänzte. Auch hier strahlendes Weiß in
Verbindung mit dunklen Blautönen. Kilian fragte sich, ob
Weitere Kostenlose Bücher