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Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Titel: Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie R. Nikolay
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Bitte – ich
beuge mich jeder Bedingung, wenn du nur das Leben meiner Schwester mit meinem
tauschst.“ Demütig sah er zu Boden und wartete. Er spürte, dass ihm Tränen in
die Augen stiegen, weil er glaubte, die Antwort bereits zu kennen. Sie würde
‚Nein‘ lauten.
     
    Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Die einzigen
Geräusche um sie herum waren das dezente Kratzen der Schreibfedern und ihre
Atmung.
    „Jeder Bedingung?“, hakte Danyel schließlich
nach.
    Kilian sah ruckartig auf. „Ja!“ Seine Stimme
klang fest und überzeugend. Hoffnung keimte in ihm auf.
    „Ich tausche eure Lebenszeit. Der Preis dafür
ist, dass du deine restliche Zeit hier verbringst. Du wirst mir in diesen zwei
Monaten Gesellschaft leisten – und ich meine nicht bei Tisch.“ Ein süffisantes
Grinsen breitete sich auf den Lippen aus.
    Kilian sah ihn schockiert an. Monja durfte
lange leben, wenn er … ja was eigentlich? Wenn er zum Geliebten des Schicksals
wurde? Hatte er das richtig verstanden? Dieser Mann vor ihm könnte vermutlich
jede Frau der Welt haben, wenn er es wollte. Aber er bot diesen Handel ihm an –
ausgerechnet ihm? Es gab nichts Besonderes an ihm. Durchschnittliche Statur,
weder zu dick noch zu dünn. Die dunkelblonden Haare langweilig, der klassische
Männerhaarschnitt nur mit etwas Gel aufgepeppt. Kilian fand sich selbst weder
hübsch noch hässlich, normal eben.
    Zugegeben, da war etwas. Die Anziehungskraft
und das Knistern zwischen ihnen, als wäre die Luft statisch aufgeladen. Ja, es
klang verlockend. Auf der anderen Seite war da die Tatsache, dass er sich
selbst verkaufte – für Monja. Die Entscheidung war schnell gefällt. Was waren
schon zwei Monate gegen ein ganzes Leben?
    „Ich willige ein.“
    Danyel nickte. „Dann sei es so.“
    Er trat so schnell vor, dass Kilian gar nicht
merkte, wie ihm geschah. Danyel griff ihm in den Nacken und presste ihm den
Mund auf. Hart und fordernd schob er seine Zunge vor. Wieder stob diese Hitze
in Kilian auf. Brennender als zuvor. Dann war es auch schon vorüber. Danyel zog
sich zurück.
    „Du zahlst deine Schuld in Raten ab und das war
nur ein Cent im Vergleich zur Gesamtsumme …“ Die leisen Worte hörten sich eher
nach einem Versprechen, als nach einer Drohung an.
    Kilian merkte, wie ihm die Knie weich wurden.
    „Komm mit“, sagte Danyel und diesmal klang es
wie ein Befehl.
    Kilian war nicht dazu fähig, etwas zu erwidern.
Er eilte Danyel nach, der mit großen Schritten voran lief.
     
    Er führte ihn bis zu dem großen Schreibtisch.
    „Was steht auf deinem Pergament?“
    „Äh, Kilian Hein, geboren 03.05.1990. Darunter
6 Jahrzehnte, 4 Monate, 3 Tage.“
    Danyel zog ein leeres Pergament zu sich,
notierte Namen und Geburtsdatum mit der Feder, die auf dem Tisch gelegen hatte.
Ohne aufzusehen, fragte er: „Bei deiner Schwester?“
    „Monja Hein, geboren 12.01.1995 – 2 Jahrzehnte,
4 Jahre, 2 Monate, 5 Tage.“
    Er nahm ein zweites Papier, schrieb auch dort
den Namen drauf und legte dann die Feder beiseite. Kilian dachte schon, Danyel
habe es sich anders überlegt, aber dem war nicht so. Er wechselte nur das
Schreibgerät. Aus einem Schubfach zog er einen Füller, mit dem er die Daten auf
den Pergamenten ergänzte. Die dunkelrote Farbe ließ Kilian ahnen, dass es sich nicht
um Tinte handelte.
    Danyel sah auf. „Die Änderung ist besiegelt
durch mein Blut. Der Tausch eurer Zeit ist vollzogen. Die alten Pergamente
verfallen automatisch.“
    Kilian wurde schwindelig. Es war tatsächlich
geschafft! Er glaubte es kaum. Doch die beiden Pergamente in den Händen des
Schicksals belehrten ihn eines besseren.
    „Dafour!“, brüllte Danyel so laut, dass es
Kilian in den Ohren klingelte.
    Die Tür, die sich daraufhin öffnete, war Kilian
zuvor gar nicht aufgefallen. Vermutlich, weil sie ebenso weiß, wie die Wände
war. Der Mann, sofern man ihn so bezeichnen konnte, der hindurchtrat und auf
den Schreibtisch zueilte, ließ Kilian unwillkürlich schaudern. Dieser Dafour
war alles, nur mit Sicherheit kein Mensch. Er wirkte zwar wie einer – wie ein
Albino, doch die Merkmale waren zu ausgeprägt, als dass er hätte einer sein
können. Die Iriden der Augen leuchtend rot, die Haut so weiß wie die Wand
hinter ihm. Die langen Haare waren ebenfalls weiß und reichten bis zur Hälfte
des Rückens herunter. Wenn er nicht so jung aussehen würde, hätte Kilian
geglaubt, einen Greis vor sich zu haben.
    „Ich habe einen Auftrag. Dieses Pergament muss
zugestellt werden. Sofort“,

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