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Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Titel: Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie R. Nikolay
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der Mann sich nicht sattsah
an dem farblichen Einerlei.
    Die große ovale Wanne stand mitten im Raum.
Waschtisch, Spiegel und ein Regal mit Handtüchern links, eine gläserne Dusche
rechts. Der Duscharm besaß eine Form, die Kilian noch nie gesehen hatte. Keine
Brause – er erinnerte eher an den Speier eines Brunnens. Kilian trat ein paar
Schritte in den Raum und erkannte, dass sich hinter der Milchglasscheibe der
Dusche die Toilette versteckte. Er schlussfolgerte, dass Danyel nicht nur wie
ein Mensch aussah, sondern auch über ähnliche oder die gleichen Körperfunktionen
verfügte.
    Ein Geruch stahl sich in seine Nase, der ihm
fremd und doch vertraut vorkam. Kilian schnupperte. Das hatte er schon mal
gerochen, da war er sich sicher. Doch so sehr er sich bemühte, er fand den
Ursprung nicht. Er gab es auf und wandte sich der Tür zu, um seinen Kulturbeutel
aus der Tasche zu holen. Kaum hatte er sich gedreht, zuckte er erschrocken
zusammen. Danyel stand im Türrahmen angelehnt da, die Arme verschränkt, und
beobachtete ihn.
    „Sehr lustig, sich so anzuschleichen!“
    „Du amüsierst mich“, entgegnete der schmunzelnd.
    ‚Bin ich ’ ne
Witzfigur, oder was?‘, dachte Kilian mürrisch. Er
hatte sich schon einiges von Mitmenschen anhören müssen, wenn er mit seiner
sexuellen Orientierung nicht auf Gegenliebe stieß. Es hatte gedauert, sich eine
harte Schale zuzulegen … jetzt als Objekt der Belustigung gesehen zu werden,
traf ihn mehr, als es sollte. Er wollte das lieber nicht aussprechen und
grunzte nur. Dann versuchte er, sich an Danyel vorbeizuschieben. Der hielt ihn
fest.
    „Wohin willst du?“
    Kilian sah ihn an. Die Erwiderung blieb ihm im
Hals stecken. Stattdessen versank er in den Tiefen der kleinen Meere, die
dieser Mann in den Augen trug. So zumindest kam es Kilian vor. Wie hypnotisiert
starrte er hinein, unfähig sich zu bewegen oder zu blinzeln. Er spürte die
Wärme, die von Danyels Körper abstrahlte, spürte dessen Griff um seinen Oberarm
und war gefangen in diesem Moment. Wehrlos. Willenlos.
    Danyel brach den Bann. Unsanft schob er Kilian
von sich.
    „Ich habe etwas gefragt. Folglich erwarte ich
eine Antwort.“
    Worte wie Eis, die Kilian hart trafen. Er bebte
leicht, in seinem Kopf ging es drunter und drüber. Was war das nur zwischen
ihnen?
    „Ich wollte nur mein Zeug aus der Tasche holen.
Ich wüsste nicht, dass das ein Verbrechen ist“, erwiderte Kilian hitzig. Der
Mann machte ihn wahnsinnig! Wenn schon die erste Stunde so nervenaufreibend war
– wie wurde dann die restliche Zeit?
    Er sah, dass Danyel die Zähne fest
aufeinandergebissen hatte, die Gesichtsmuskeln wirkten angespannt und verliehen
seinem Ausdruck Härte.
    „Achte auf deinen Ton, Kilian. Niemand gibt mir
Widerworte! Überleg es dir gut. Deine Zeit hier könnte angenehm sein … oder
deine letzten Wochen werden die schlimmsten deines Lebens.“ Seine Tonlage
schwankte von freundlich zu bedrohlich.
    „Danke für den Hinweis. Kann ich jetzt mein
Zeug ins Bad stellen?“ Er sah Danyel herausfordernd an. Die Worte, die ihm noch
im Kopf herumgeisterten, sprach er nicht aus. So wie er es verstand, sah Danyel
ihn als eine Art Spielzeug an. Oder wie sein Eigentum, das sich nach seinem
Willen zu verhalten hatte. Kilian wollte sich nicht herumschubsen lassen – doch
für den Anfang hielt er lieber die Füße still.
    Danyel trat zur Seite und deutete zum Bad.
Kilian zog den Reißverschluss auf und griff seinen Kulturbeutel. Mit diesem
lief er an Danyel vorbei, drehte sich aber nochmals um.
    „Gibt es für die Badezimmernutzung auch
Regeln?“
    Danyel winkte ab. „Fühl dich wie zu Hause.“
    Kilian zog die Brauen nach oben. Nun verstand
er gar nichts mehr. Sollte er nun für alles Mögliche erst um Erlaubnis bitten
oder nicht? Es kam ihm beinahe vor, als wüsste Danyel das selbst nicht.
    Er stellte seinen Beutel am Rand des
Waschtischs ab und zog ihn auf. Plötzlich stand Danyel hinter ihm, ohne ein
Geräusch verursacht zu haben. Wie ein Geist. Kilian erschauderte unwillkürlich.
Danyel strich mit den Fingern Kilians Hals entlang. Die zarte Berührung der
Haut ließ das Feuer wieder erwachen.
    Durch den Spiegel blickte Kilian ihm ins
Gesicht. Der harte Ausdruck war verschwunden. Die türkisfarbenen Augen schienen
zu leuchten. Dann beugte er sich vor, brachte seine Lippen nahe an Kilians Ohr.
    „Du bist wie ein Geschenk. Ich kann es kaum
erwarten, dich auszupacken“, raunte er leise. Anschließend glitt er mit der
Zunge über den

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