Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln
diese Art der
Fürsorge hatte er von Danyel nicht erwartet.
„Danke“, sagte er leise.
„Ich lasse die Lebensmittel umräumen, sodass
jeder seine separaten Schränke hat. Ich möchte vermeiden, dass du dich erneut vergreifen könntest.“
„Als wenn mir das noch mal passieren würde!
Hältst du mich für blöde?“, brummte Kilia n. Er war
doch kein Idiot! Wie könnte ihm ein solcher Fehler ein zweites Mal unterlaufen?
„Nein. Gewiss nicht.“ Er hockte sich hin. „Du
solltest nicht glauben, dass ich dich nur als Preis betrachte. Jedes Lebewesen
auf der Welt hat seinen Zweck und auch wenn ich über die Zeit eines jeden
entscheide, so liegt es nicht in meinem Interesse, dass diese durch ‚Unfälle‘
vorzeitig endet.“
„Warum auch? Wenn man den Dingen ihren Lauf
ließe, wäre deine … nennen wir es Aufgabe … ziemlich unnötig. Nicht?“
Danyels freundlicher Ausdruck verschwand. Das
Türkis der Iriden schien Kilian stechend, als ob der Blick ihn würde aufspießen
können. Doch er bereute seine Worte nicht. Im Gegenteil, es machte ihm Spaß,
sich verbal mit Danyel zu mes sen. Ja, er genoss es,
ihn zu reizen. Er wollte ihn provozieren.
„Das war anmaßend!“, presste Danyel zwischen
den Zähnen hervor. „Halt deine Zunge im Zaum, Kleiner. Oder dir fehlen in Kürze
die Worte!“ Er stand ruckartig auf und kehrte ihm den Rücken. Danyel stapfte
davon und die Tür des Schlafzimmers wurde zugeschlagen.
Ein kleines, schiefes Grinsen konnte Kilian
sich nicht verkneifen. Zwar war er weit davon entfernt, Danyel zu verstehen.
Doch der hatte gerade verraten, dass er tatsächlich etwas mehr in ihm sah, als
nur die Bezahlung für den Tausch. Weshalb sonst sollte er ihn ‚Kleiner‘ nennen?
Die Erkenntnis milderte die harten Worte, die er durchaus als Drohung verstand,
und er zweifelte nicht, dass Danyel dazu imstande wäre, sie wahr zu machen. Ob er es wirklich täte, stand auf einem anderen Blatt.
Kilian konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Danyel zu grausamen Taten
fähig wäre. Nicht, dass er gutmütig auf humanes Verhalten vertraute. Es war
eher, dass er sehr wohl merkte, wie widersprüchlich Danyel sich ihm gegenüber
verhielt.
Nachdem er den Tee geleert hatte, zog er sich
die Schuhe an, verließ das Zimmer und trat in den leeren Wohnbereich.
Anschließend passierte er den Vorhang und stahl sich durch die Seitentür, um
zur Bibliothek zu gehen.
Er dachte, er habe sich den Weg gemerkt, doch
schnell musste er feststellen, dass er irgendwo falsch abgebogen sein musste.
Es gab zu viele Flure und Treppenhäuser in dem Nachbargebäude. Er glaubte, sich
auf der richtigen Etage zu befinden und fand kurz darauf eine Tür, die so
aussah, wie die der Bibliothek. Er stieß sie auf und erblickte weder Regale
noch Bücher. Ungläubig blinzend sah er in den großen Raum, der angefüllt mit den
verschiedensten Dingen war. Antik wirkendes Mobiliar, Weinflaschen und andere
alkoholische Getränke, Kunstgegenstände – von Gemälden bis Skulpturen
unterschiedlicher Größe – eine Vitrine gefüllt mit glänzendem Schmuck … er sah
sich um, und als er niemanden entdeckte, schlich er sich in das Zimmer und
schloss leise die Tür. Kilian passierte Kisten auf dem Boden, die in einer
Sprache beschriftet waren, die er nicht kannte. Er sah nicht hinein.
Waren das alles Dinge, die Danyel gegen Zeit
getauscht hatte? Aber warum waren die dann hier drin? Die Antikmöbel könnten
mehr als einen Wohnraum schmücken, hier standen sie beieinander und schienen
nicht so recht zusammenzupassen. Die Weine müssten anders gelagert werden, das
wusste sogar er. Die Flaschen standen aufgereiht an der Wand, obwohl sie hätten
liegen sollen. Kühl und dunkel. Es mussten Dutzende sein …
Der Schmuck zog seine Aufmerksamkeit auf sich,
kaum dass er sich der Vitrine näherte. Das hineinfallende Licht ließ ihn hinter
dem Glas funkeln. Als er herantrat, war sein erster Eindruck, er sähe auf die
Auslage eines Juweliers. Gold, Silber, Diamanten, Rubine und sogar Smaragde erkannte
er – Ringe unterschiedlicher Art, kunstvolle Ketten, filigrane und prächtige
Anhänger, Ohrschmuck, Armreifen und Kettchen. Alles besondere Stücke, eines
schöner als das andere. Kilian zweifelte nicht daran, dass alles echt war, kein
Firlefanz, kein Modeschmuck. Zeugnisse perfekter Goldschmiedekunst.
Einer der Ringe faszinierte ihn ungemein, auch
wenn er sonst nicht der Typ war, der sich aus Schmuck etwas machte. Der im
Grunde schlichte, jedoch breite
Weitere Kostenlose Bücher