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Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Titel: Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie R. Nikolay
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immer
nutzte. Die meisten durchschnittlich, den Rest kürzer oder länger in der
Zeitangabe.
    Nach einigen Dokumenten zog er die Schublade
auf, besann sich dann eines Besseren und nahm die Würfel, Spielkarten und den
Packen Mikadostäbe zur Hand. Langeweile hatte er nun wirklich nicht mehr und
die Spiele zum Ermitteln der Lebenszeit waren nicht nur überflüssig geworden,
sondern unfair gegenüber den Menschen, bei denen er sie angewendet hatte. Er
warf alles in den Papierkorb. Jetzt hoffte er nur noch, Kilian würde in sich
hineinhören und das tun, was seine Gefühle Danyel schon verraten hatten. Ja
sagen.

Einundzwanzig
     
    Es breitete sich aus wie ein Grippevirus. Als
ob die Worte ein Lauffeuer wären, rasten sie durch die Stadt und über ihre
Grenzen hinaus. Dafour hatte nur in die richtigen Ohren flüstern müssen und
schon setzte sich die Maschinerie in Gang.
    Vorfreude machte sich in ihm breit. Danyel
würde noch sehen, was er davon hatte, ihn zu verstoßen. Die Botschaft, die nun
bei den Menschen für Furore und Getuschel sorgte, was so einfach wie
wirkungsvoll: Das Schicksal verachtet uns Menschen. Wir sind nur ein
Spielzeug in seinem endlosen Dasein. Wir müssen uns wehren, uns Gehör
verschaffen und eine Mindestzeit von sieben Jahrzehnten Lebenszeit verlangen. Kommt
nach Rom, begehrt auf und wir machen dem Schicksal klar, wer wir sind!
    Diese Worte und ähnliche streute er
aus. Es vergingen kaum vierundzwanzig Stunden, nachdem Dafour den Ersten
mit der Nachricht angesteckt hatte, dann strömten die ersten Grüppchen auf den
Petersplatz. Bewaffnet mit Transparenten forderten sie sieben Jahrzehnte Lebenszeit
für alle. Das war zwar nicht ganz das, was Dafour geplant hatte, doch es lief
auf dasselbe hinaus. Er wollte dem Schicksal die Grundlage entziehen. Es durfte
keine Handel mehr geben. Keine Vergünstigungen mehr für Danyel, der mit den
Verhandlungen immer Gegenleistungen gewonnen hatte.
    Ein kleiner Aufstand, oder ein großer, wenn es
gut lief, und Danyel würde reagieren müssen. Darauf freute Dafour sich schon.
Denn er ahnte, dass dies für Danyel nicht gut enden würde. Dessen Abneigung
gegen die schwachen Menschen war zu tief verankert, als dass er sie von heute
auf morgen würde abstellen können. Dafour baute auf den Egoismus, den er so oft
an Danyel beobachtet hatte. Dieser sollte jetzt dafür sorgen, dass die Mauern
vom Haus des Schicksals erbeben würden.
     
    h
     
    Am kommenden Morgen, nach einer
kurzen Nacht, die sie mit Gesprächen verbracht hatten, bis Monja auf dem Sofa
eingeschlafen war, wollte Kilian seiner Schwester das Gelände zeigen. Sie
hingegen hatte Unmengen Fragen, die sie am Vorabend nicht zu stellen wagte. Vieles war angesprochen
worden, aber die wichtigsten Punkte rund um Danyel umschifften sie dabei wie
ein gefährliches Gebiet. Monja sah Kilian von der Seite an, während er sie mit
sich zog.
    „Jetzt sag doch mal was!“, zete rte sie, als er sie nach dem Frühstück einfach an der Hand
gepackt hatte, ohne auf ihre Fragen zu antworten.
    „Zuerst zeige ich dir etwas.“
    Monja hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Er
führte sie in ein Nebengebäude und dort die Treppe hinauf. Schließlich
erreichten sie eine Tür, die Kilian sofort aufstieß. Der große Raum war
vollgestellt mit Möbeln, Kisten und Flaschen.
    „Was ist das alles? Was machen wir hier?“,
fragte sie unwirsch.
    „Das hier hat Dafour gehortet. Er stahl Danyels
Blut, weil nur das ein bereits geschriebenes Pergament ändern kann. So wie
deins und meins. Dafour hat die Daten heimlich geändert, mit zusätzlicher Zeit
gehandelt und wurde dafür bestraft.“
    „Ja, das habe ich schon mitbekommen.“
    „Du hast eine Unmenge an Fragen, ich weiß. Ich
versuche mal zusammenzufassen, was ich mitbekommen habe. Die beiden, die am
Tisch sitzen und schreiben, sind die Sehenden. Pajlin und Teghre. Pajlin hat
dich berührt, um in dir zu lesen. Hat sie mit mir auch schon gemacht. Sie sehen
die Geburten und schreiben die Daten auf. Danyel füllt dann den Rest aus. Die
Lebenszeit. Da er die Masse aber nicht allein handschriftlich zu Papier bringen
kann, hat er diese ‚magischen‘ Federn, die du gesehen hast. Er steuert sie gedanklich.
Einmal pro Stunde kommt dann der Herr der Boten, holt die fertigen Pergamente
ab und sie werden verteilt.“
    Monja nickte langsam. „Wer oder was sind diese
Sehenden? Ihre Haut ist unheimlich.“
    Kilian lachte dezent. „Sei froh, dass du ihre
Gesichter nicht gesehen hast. Die sind

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