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Daphne - sTdH 4

Daphne - sTdH 4

Titel: Daphne - sTdH 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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sich
die ganze Sache nur eingebildet habe.
    Es wurde
ganz still im Raum, und der Pfarrer fragte sich verzweifelt, wie er aus dieser
Geschichte wieder herauskommen könnte. Er wünschte, er hätte nach Squire
Radford geschickt, der ihm mit seinem gesunden Menschenverstand schon aus so
mancher Patsche geholfen hatte.
    Der
schwache Schein einer hohen Kerze, die neben dem Bett stand, fiel auf Mr.
Garfields schöne, versteinerte Gesichtszüge. Er war ein sehr großer, sehr
muskulöser Mann mit bernsteinfarbenen Augen unter schweren Lidern. Er hatte
eine wohlgeformte Nase und eine selbstherrliche Art, den Kopf zurückzuwerfen
und diese Nase mißbilligend zu rümpfen. Sein Mund war ausgeprägt, wenn
vielleicht auch eine Spur zu schmal. Er hatte ein energisches Kinn, und sein
kräftiger Hals wollte gar nicht zu der zarten Spitze des besten Nachthemdes
des Pfarrers passen.
    »Im
übrigen, Hochwürden«, sagte er gedehnt und fixierte den Pfarrer dabei mit dem
gelben Blick eines Habichts, der darangeht, seine Beute zu verschlingen,
»können Sie bis zum Jüngsten Gericht über Steinbrocken und unglückliche
Zufälle reden, die Tatsache bleibt bestehen, daß Sie aus irgendeinem aberwitzigen
Grund quer über die Straße einen Graben gezogen haben, in den ich gefallen
bin. Dabei ist meine Kutsche entzweigegangen, und ich hätte mir beinahe den
Hals gebrochen. Nur durch ein Wunder sind meine Pferde nicht verletzt. Gut, Sie
haben mir Schadenersatz angeboten, aber ich bin trotzdem der Meinung, daß
Ihnen der Prozeß gemacht und Sie für Ihre Dummheit bestraft werden sollten.
Ich bin, wie gesagt, hergekommen, um ein Hundepaar für einen meiner
Freunde zu kaufen. Jetzt verhandle ich aber genausowenig mit Ihnen wie mit
einem Pferdedieb.«
    »Soll Sie
doch der Teufel holen, Sie feiner Herr, Sie«, brach es aus dem gepeinigten
Pfarrer, der plötzlich nicht mehr an sich halten konnte, heraus. »Wer sind Sie
eigentlich, daß Sie hier in meinem Bett liegen, in meinem Haus von meinen
Dienern gepflegt werden und mir Predigten halten? Sie sind mir ein schöner
Gentleman. Versuchen, meine Tochter zu verführen.«
    »Ich bin
Ihrer Tochter nie begegnet...«
    »O doch,
das sind Sie. Jawohl sind Sie das!« rief der kleine Pfarrer, erregt auf und ab
gehend. »Sie haben sie gepackt und geküßt, und das alles nur, weil sie Sie für
den Bischof hielt.«
    »Ach, das
war Ihre Tochter! Nun, um so schändlicher für Sie. Das arme schwachsinnige Kind
dürfen Sie doch nicht unbeaufsichtigt lassen.«
    »Was! Meine
Daphne ist ebenso zurechnungsfähig wie ich.«
    »Offensichtlich«, sagte Mr. Garfield schneidend.
    Wagenräder
rollten knirschend über die Zufahrt. Mr. Garfield kletterte aus dem hohen Bett,
ging zum Fenster und schob den Vorhang zur Seite. »Endlich kommt meine
Dienerschaft mit meiner Kleidung«, sagte er. »Seien Sie so gut und schicken
Sie mir meinen Kammerdiener herauf.«
    »Schicken
Sie doch selbst nach ihm, Sie... Sie... eingebildeter Kerl!« fuhr ihn der
Pfarrer wutschnaubend an.
    »Sehr
wohl.« Mr. Garfield öffnete das Fenster und rief seinen Dienern etwas zu.
    Der Pfarrer
verließ das Zimmer.
    Eine Stunde
später ging Mr. Garfield die schmale Treppe des Pfarrhauses hinunter. Das Haus
wirkte still und leer. Er stieß eine Tür auf und blickte auf ein vollgestopftes
Studierzimmer. Er probierte es mit einer anderen Türe und fand sich im Salon.
Gerade wollte er sich wieder zurückziehen, da sah er, daß sich eine junge Dame
darin befand. Und was für eine junge Dame! Widerspenstige mitternachtsschwarze
Locken umrahmten ein edles Gesicht mit großen schwarzen Augen. Er hielt den
Atem an und ging weiter in das Zimmer hinein.
    Der Blick,
den sie auf ihn richtete, war vollkommen leer, und er erkannte mit schmerzlicher
Enttäuschung, daß er die arme Ophelia vor sich hatte, die er so irrtümlich am
Straßenrand geküßt hatte. Er hoffte, sie würde ihn nicht wieder für einen
Bischof halten.
    Gerade weil
der Pfarrer seine Schuld so abgestritten hatte, war Mr. Garfield zu der
Überzeugung gelangt, daß der Pfarrer in Wahrheit ein Loch in die Straße hatte
graben lassen, um irgendwelche Reparaturen durchführen zu können, und dann
unvorsichtigerweise weggegangen war, ohne es wieder zuzuschütten. Dafür
geschah es ihm wahrhaftig recht, bestraft zu werden. Überhaupt war er nicht so,
wie ein Pfarrer zu sein hatte. Aber wie hatten Pfarrer eigentlich zu sein? Es
gab so viele von diesen ›Junkerpfarrern‹ heutzutage, die so hießen, weil
sie mehr

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