Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daphne - sTdH 4

Daphne - sTdH 4

Titel: Daphne - sTdH 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
Vom Netzwerk:
aussah wie ein farbenprächtiger Sonnenuntergang. Sie galt
als exzentrisch, aber ganz sicher nicht als geistesgestört. »Es war bei den
Courtlands, vor acht Jahren«, sagte er. »Ich war mit Tommy Mercer da. Mein
Name ist Simon Garfield.«
    Na, da wird
Charles aber begeistert sein, dachte Lady Godolphin bissig. Der Mann hat
wirklich ein Schweineglück.
    Wahrscheinlich
hat er ihn schon für Daphne auserkoren. Garfield ist reich wie Krösus.
Reicher! Und eine feine alte Familie. Eine von diesen alten Familien, die sich
nicht einmal die Mühe machen, um die Gunst des Hofes zu werben, damit sie
einen Titel bekommen. Den hatten sie gar nicht nötig. Aber was in aller Welt
war in Daphne gefahren? Sie sah aus, als sei sie nicht ganz bei Trost.
    Daphne
hatte aus ihrem Handarbeitskörbchen ein paar Seidenbänder und Fäden gezogen
und flocht sie eifrig in ihr Haar.
    »Laß das,
Daphne«, fuhr Lady Godolphin sie scharf an. »Man könnte ja meinen, du seist
verrückt.«
    »Werden Sie
schon bald in die Hauptstadt zurückkehren, Mylady?« fragte Mr. Garfield, der
Lady Godolphin für sehr grausam hielt. Es war wirklich nicht notwendig, auch
noch zu betonen, daß das Mädchen verrückt war; es war schließlich nur allzu
klar.
    »Ich bin
gerade erst angekommen«, sagte Lady Godolphin. »Ich will jetzt das Landleben
genießen.«
    »Gläubiger?«
deutete Mr. Garfield taktvoll an.
    »Nein,
Männer.« Lady Godolphin seufzte aus ganzem Herzen. »Sie sind hinter mir her wie
die Wespen hinter dem Honigtopf. Aber ich habe sie als Fastenopfer aufgegeben.«
    »Es ist
eine Weile her, daß Fastenzeit war.«
    »So ist es! Doch ich bin eine sehr beständige Person.«
    Lady
Godolphin seufzte noch einmal und warf einen anstößigen Blick auf Mr.
Garfields Beine.
    »Ich bin
vielleicht zu hart mit Mr. Armitage umgesprungen«, sagte Mr. Garfield. »Ich
habe ihm gedroht, ihn für seine Achtlosigkeit vor
Gericht zu bringen, aber jetzt habe ich mich doch entschlossen, die Sache
einfach zu vergessen. Es würde mir allerdings sehr gelegen kommen, wenn ich ihn
nie wiedersehen müßte.«
    In diesem
Augenblick schaute er zu Daphne hinüber und überraschte sie bei einem
eindeutig erleichterten Gesichtsausdruck.
    Als sie
seinen Blick bemerkte, wurde ihre Miene sofort wieder dümmlich, und sie begann
von neuem, Fäden in ihr Haar zu flechten. Lady Godolphin ließ sich darüber
aus, wie wenig Freunde ihr außerhalb der Saison geblieben waren und in welch
fürchterlichem Zustand die Kanalisation in London war. Mr. Garfield tat, als ob
er zuhören würde, und nickte, während er die ganze Zeit scharf nachdachte. Er
hatte das Gefühl, daß Daphne schauspielerte. Wenn es so war, warum?
Andererseits hatte sie so verrückt gewirkt, als sie ihn für den Bischof hielt
und um seinen Segen bat.
    »Bischof«,
sagte er wie aus heiterem Himmel. »Miss Armitage sprach von einem Bischof.
Welchen Bischof meinte sie da?«
    Daphne fing
an, ganz laut zu singen. »Hör mit dem Unsinn auf«, schimpfte Lady Godolphin und
wurde rot. »Ich bin ganz überrascht, daß Charles es Ihnen gesagt hat, Mr.
Garfield, denn wir mußten alle hoch und heilig versprechen, Ihnen einzureden,
daß Sie sich alles nur eingebildet hätten.«
    »Welchen
Bischof?« wiederholte Mr. Garfield.
    »Nun, ganz
sicher den Bischof von Berham«, rief Lady Godolphin aus. »Hör auf, so zu
blinzeln, Daphne. Charles hat erfahren, daß der Bischof ihn besuchen wollte, um
ihm die Meute zu verbieten, da die Jagd kein geistlicher Zeitvertreib sei. Und
deshalb ist Charles, wie er Ihnen erzählt hat, hingegangen und hat diesen Graben
ausgehoben.«
    Mr.
Garfield fühlte, wie die Wut erneut in ihm aufstieg. »Wollen Sie damit sagen,
daß dieser verantwortungslose Pfarrer einen Graben quer über die Straße
gezogen hat, um seinen Bischof von einem Besuch abzuhalten?«
    »Ach, Sie
haben es nicht gewußt«, sagte Lady Godolphin betroffen. »Und jetzt habe ich
die Katze aus dem Sack gelassen. Charles wird verrückt vor Wut sein.«
    »Ich habe
den Eindruck, hier sind alle verrückt. Wo ist der Pfarrer jetzt?«
    »Weggegangen,
um Squire Radford zu besuchen.«
    Mr.
Garfield richtete seine bernsteinfarbenen Augen auf Daphne. »Ich denke, ich
warte, bis er zurückkommt«, sagte er gleichmütig.
    Für den
Bruchteil einer Sekunde flackerte in ihren großen Augen Panik auf, dann waren
sie wieder leer. Sie beschloß zu entfliehen und stand auf.
    »Sagen Sie
bitte Miss Armitage, daß ich entzückt wäre, das Vergnügen ihrer Gesellschaft
zu

Weitere Kostenlose Bücher