Daphne - sTdH 4
verdammten Höllenhunde noch um«, schrie er. »Schau nur, was sie wieder
angerichtet haben, verflucht noch mal.«
Er faßte
nach hinten und hielt einen zerbissenen Reitstiefel in die Luft.
Mr.
Garfield lehnte sich todmüde an den Türpfosten.
»Kannst du
diese Tiere nicht hineinbringen, Edwin?« bat er. »Mein Kopf tut höllisch weh.
Was zum Teufel tust du mit den Tieren in London? Sie gehören aufs Land.«
»Ich bring'
sie um, alle beide«, wiederholte Mr. Apsley und schlug noch einmal auf
Thunderers Hinterteil ein. Thunderer ließ das Weiße in seinen Augen blitzen und
zwängte sich zwischen Mr. Garfields Beine, um Schutz zu suchen.
Mr.
Garfield entwand seinem Freund blitzschnell die Peitsche und warf sie die
Treppe hinunter.
»Wirst du
mir jetzt vielleicht zuhören, Edwin? Soll ich den ganzen Tag hier
stehenbleiben, während du herumschreist und dich aufführst? Laß die Hurensöhne
von Hunden in Frieden und laß mich endlich rein, damit ich mich hinsetzen und
ein Glas Wein trinken kann.«
»Ich bin
gestern auch versumpft«, sagte Mr. Apsley voller Mitgefühl. »Das ist genau
das, was ich jetzt auch brauche.«
Er ging
voraus in einen unordentlichen Wohnraum. Auf dem Kopf hatte er noch eine
Morgenmütze, und er trug einen Banyan, diesen bequemen Baumwollmorgenrock, der
bei den Männern, die nach der Mode gingen, im Moment so beliebt war. Apsley war
ein untersetzter, lebenslustiger junger Mann, der das, was ihm an Intelligenz
fehlte, durch fast immerwährende gute Laune wettmachte. Sein Haar war
aschblond, und in seinem runden Gesicht saß eine
kurze Himmelfahrtsnase, die sein heimlicher Kummer war. Er konnte noch so oft
an ihr ziehen und zerren – von Mr. Garfields aristokratischer Nase war sie
meilenweit entfernt.
Simon
Garfield sank dankbar in einen Sessel. Beide Hunde krochen auf der Stelle
darunter. »Was ist das?« fragte er, als ihm Mr. Apsley ein schlammfarbenes
Getränk reichte.
»Das mußt
du ex trinken«, grinste Mr. Apsley. »Ich sag's dir dann. «
Mr.
Garfield nahm einen großen Schluck und stellte dann sein Glas behutsam auf den
Tisch. »Was ist das für ein Gesöff?« fragte er.
»Brandy mit
Buttermilch. Es ist unvergleichlich.«
Mr.
Garfield seufzte. »Da hast du recht. Wirklich. Sei nett und gieß mir ein Glas
Rheinwein mit Selterwasser ein, und dann erzählst du mir, warum du diese armen
Tiere auspeitschst. Du bist doch sonst nicht so schlecht gelaunt. Hat dich
deine schöne Freundin sitzenlassen?«
»Du triffst
den Nagel ins Schwarze«, gab ihm Mr. Apsley mit düsterer Miene recht. »Ein
raffgieriges charmantes kleines Biest war sie. Aber Schultern, Schultern sage
ich dir! Ich muß diese Hunde wegschaffen.«
»Das sind
tadellose Fuchshunde«, antwortete Mr. Garfield. »Sie waren in einer guten
Verfassung, als ich sie dir übergeben habe. Jetzt sind sie verschreckt, ihr
Fell ist stumpf, sie haben keinen Auslauf und sehen auch nicht gut genährt
aus.«
»Sobald sie
auf dem Land sind, sind sie wieder auf dem Damm«, sagte Mr. Apsley.
»Das glaube
ich nicht«, entgegnete Mr. Garfield ruhig. Er nahm einen kleinen Schluck von
der Schorle, die ihm sein Freund gereicht hatte, und schloß die Augen.
Mr. Apsley
warf einen Blick auf die Uhr und schreckte hoch. »Potz Blitz! Ich muß in einer
halben Stunde am Cavendish Square sein, und mein Diener ist mit einer Botschaft
unterwegs. Nun, dann muß ich mich alleine anziehen. Ach, die Mode erspart uns
nichts! Du scheinst dir um diese verflixten Tiere Sorgen zu machen?«
»Ich würde
ein Pferd nicht so behandeln, wie du diese Tiere behandelst«, erwiderte Mr.
Garfield ernst. »Du darfst die Wut über deine unerwiderten Gefühle nicht an
diesen unschuldigen Tieren auslassen.«
»Du
übertreibst«, rief Mr. Apsley aus seinem Schlafzimmer. »Ich will sie füttern
und streicheln und noch heute abend aufs Land schicken.«
Bellsire
kam unter dem Sessel hervorgekrochen und legte seine große Pfote auf Mr.
Garfields Knie.
»Platz«,
befahl er streng. »Nein, mein lieber Edwin«, sagte er und erhob seine Stimme,
»ich muß dir sagen, daß ich diese Hunde zurückkaufe. Vielmehr betrachte ich sie
als mein Eigentum, weil du mir ja das Geld für sie noch gar nicht gegeben
hast.«
»Du sollst
sie haben.« Mr. Apsleys Stimme klang fröhlich. »Ich kann die Biester nicht
ausstehen.«
Es ist
seltsam, überlegte Mr. Garfield und streichelte gedankenverloren Thunderers
Ohren, als dieser seinen Kopf ausstreckte und ihn auf Mr. Garfields Stiefel
legte, wie
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