Daphne - sTdH 4
Kleidung
duldete, aber es kam vor, daß sie sie nach dem Füttern streichelte und Unsinn
mit ihnen redete, wenn sie dachte, daß niemand in der Nähe sei. Der Pfarrer war
ganz gerührt gewesen von dem hübschen Anblick, den seine untadelige Tochter
eines Abends bot, als sie zärtlich auf die lebhaften Hunde einsprach.
Bellsire
und Thunderer waren Daphnes Lieblingshunde.
Der Pfarrer
biß sich auf die Unterlippe, rief dann aber John Summer und trug ihm auf, die
Hunde in Mr. Garfields Kutsche zu bringen.
Unglücklicherweise
trat Daphne genau in diesem Moment aus dem Haus.
»Du gibst
doch nicht Bellsire und Thunderer weg, Papa!« schrie sie auf. »Sie sind doch
beinahe noch Hundebabys.«
Die zwei
Fuchshunde tobten um ihre Beine herum. Ihre Ohren waren noch nicht ganz rund,
und ihr weiß-braunes Fell glänzte vor Gesundheit.
Mr.
Garfield bemerkte zu seinem Vergnügen, daß die schöne Miss Daphne jetzt
durchaus bei Verstand war und nicht einmal den Versuch machte, diese Tatsache
zu verbergen.
»Mr.
Garfield hat sie ausgesucht, Daphne«, sagte der Pfarrer, »und es ist das
mindeste, was wir für ihn tun können, wo er so großzügig war.«
»Sie sind
nicht für mich«, warf Mr. Garfield ein. »Sie sind für einen Freund von mir,
einen Mr. Edwin Apsley.«
»Und ist
Mr. Apsley gut zu Tieren?«
»Miss
Daphne, er will zwei Hunde für seine Meute, nicht für den Salon.«
Daphne
verlor ihre mühsam bewahrte Beherrschung. »Ich bin überzeugt, daß er sie
schlecht behandelt, wenn er so ein Lebemann wie Sie ist. Er wird sie
auspeitschen!«
»Daphne!«
brüllte der Pfarrer. »Geh auf dein Zimmer.«
Daphne, die
ausnahmsweise einmal nicht auf ihr Kleid achtete, hatte sich auf den steinigen
Boden gekniet und umarmte beide Hunde, die ihr das Gesicht leckten.
Bei den
Worten ihres Vaters schossen ihr die Tränen in die Augen, und mit halb
ersticktem Schluchzen richtete sie sich auf und rannte ins Haus.
»Kommen Sie
in mein Arbeitszimmer, Mr. Garfield«, sagte der Pfarrer barsch. »Gab es je so
einen geplagten Mann wie mich? Meine anderen Mädchen würden bestimmt nicht
wegen der Hunde so ein Theater machen. Ich wundere mich über Daphne. So hat sie
sich noch nie aufgeführt. Sie war immer die ruhigste und gehorsamste von
allen.«
Sie
einigten sich rasch auf einen Kaufpreis, und Mr. Garfield erhob sich, um zu
gehen.
Widerstrebend
erinnerte der Pfarrer Mr. Garfield an sein eigenes Versprechen, sich für die
Güte und Freundlichkeit zu revanchieren.
»Schicken
Sie Ihre Tochter nach London?« fragte Mr. Garfield, scheinbar ohne
Zusammenhang.
»Daphne?
Sie ist gerade erst von dort zurückgekommen. Sie war bei Lady Brabington, ihrer
Schwester Annabelle«, sagte der Pfarrer, ging zum Fenster und starrte in die
violettschwarze Nacht hinaus. Die ersten Sterne blinkten am Himmel.
Der Pfarrer
erinnerte sich an sein Gebet. »Es ist so«, begann er vorsichtig, »daß Daphne
irgend so einen Burschen kennengelernt hat, als sie dort war, und sie hat auch
schon von einer Verlobung gesprochen... mit einem Mr. Archer.«
»Cyril
Archer?«
»So ist
es.«
Mr.
Garfield brauste auf: »Ich bin überzeugt, daß sie nicht zusammenpassen. Ich
kenne diesen Mr. Archer.«
»Aber mein
lieber Herr...«
»Ich habe
nicht um die Hand Ihrer Tochter angehalten«, sagte Mr. Garfield wieder ganz
ruhig. »Ich habe Sie nur um Ihre Mitwirkung bei der Vertiefung meiner
Bekanntschaft mit ihr gebeten.«
»Das ist
richtig«, sagte der Pfarrer, und seine Laune hob sich deutlich. Er schaute
liebevoll an dem hünenhaften Mr. Garfield empor und sah an seiner Stelle Säcke
über Säcke voller Guineen. »Ich werde mein Bestes tun.«
»Danke. Und
nun will ich mich von Ihnen und Mrs. Armitage verabschieden.«
Mr.
Garfield hatte noch Gelegenheit, die zwei jüngsten Töchter des Pfarrers
kennenzulernen. Diana hielt er für bedauerlich bur schikos, und die kleine
Frederica war ein unkompliziertes, zerbrechliches Dingelchen. In keiner konnte
er irgendeine Ähnlichkeit mit der wundervollen Daphne erkennen.
Nichts
erinnerte an ihre Ausstrahlung. Mrs. Armitage streckte ihm ihre Hand wie ein
sterbender Schwan entgegen und murmelte Entschuldigungen dafür, daß sie es an
Gastfreundschaft hatten fehlen lassen, »aber bei uns herrscht ein völliges
Durcheinander. Ich behaupte, daß die Dienerschaft von Jahr zu Jahr schwerer in
den Griff zu bekommen ist.«
Das Mädchen
Betty, das hinter ihr stand, lief vor Wut dunkel an.
Lady Godolphin sprach eine
Einladung zu einem ihrer
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