Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Titel: Darf ich meine Oma selbst verbrennen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wilhelm
Vom Netzwerk:
über die Öffnungszeiten an Weihnachten wissen.
     
    »Wenn mein Vater jetzt aber ausgerechnet an Heiligabend stirbt, kommen Sie dann auch?«
    »Ja, wir haben eine Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft.«
    »Ja, jetzt nicht so wegen der Uhrzeit, ich mein’, der liegt jetzt schon so lange krank rum, da kommt’s ja dann auf ein oder zwei Stunden nicht an. Ich mein’ jetzt wegen Weihnachten.«
    »Wir kommen natürlich auch an Weihnachten, an Ostern, an Silvester, egal, wir kommen immer.«
    »Auch am ersten Feiertag?«
    »Auch dann.«
    »Und am zweiten?«
    »Auch.«
    »Und so zwischen den Jahren, wie sieht’s da aus?«
    »Kommen’wer auch.«
    »Neujahr?«
    »Hm, ja.«
    »Heilige Drei Könige?«
    »Auch.«
    »Alle Feiertage?«
    »Alle.«
    »Nee, echt jetzt?«
    »Jau.«
    »Praktisch.«
    »Dafür sind wir da.«
    »Jetzt mal ’ne andere Frage.«
    »Ja?«
    »Wenn jetzt kein Feiertag ist, dann kommen Sie aber auch, oder?«
    »Sicher.«
    »Ja, jetzt auch nachts und so?«
    »Immer. Rund um die Uhr, dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr.«
    »Wirklich?«
    »Ja, sicher.«
    »Na, dann ist ja gut.«
    »Wiederhören.«
    »Nee, Moment mal. Ich habe noch eine Frage.«
    »Ja, bitte?«
    »Ist jetzt was Persönliches. Kann ich Sie trotzdem mal fragen?«
    »Ja.«
    »Wann schlafen Sie dann eigentlich?«
    »Den Rest der Zeit.«
    »Wann soll das denn sein?«
    »So nachts zum Beispiel.«
    »Ach Gott, und da halte ich Sie jetzt nachts um drei vom Schlafen ab. Tschuldigung. Schlafen Se jetzt mal ’ne Runde und nix für ungut!«

Bunte Staubsauger
    Es gibt immer mal wieder Familienangehörige, die nicht gerne möchten, dass jeder in der Nachbarschaft etwas davon erfährt, wenn jemand gestorben ist. Oftmals liegt der Grund darin, dass sie voreilige, gehäufte Kondolenzbesuche und Beileidsbekundungen oder neugierige Anrufe scheuen. Ein Kunde hatte wohl solche Befürchtungen.
     
    »Ich bin’s nochmal, ich hatte doch angerufen wegen unserem Vatter. Sie erinnern sich? Der war doch heute Nacht gestorben. Wenn Se nachher kommen, um den abzuholen, muss datt mittem Leichenwagen sein? Der Pastor ist schon ganz in Schwarz gekommen, obwohl ich gefragt hatte, ob der nich ma watt Buntes anziehen kann. Muss doch nich jeder wissen, datt da einer gestorben is, odda?«
    »Wir können mit einem ganz normalen Kombi-Bestattungswagen kommen oder mit einem ganz neutralen Bestattungs-Lieferwagen.«
    »Lieferwagen? Nee, Sie sollen mir ja keinen Toten liefern, Sie sollen einen abholen. Ham Se nich sowatt auch?«
    »Klar, bei Ihnen abholen und bei uns einliefern, so herum.«
    »Ach nee, stimmt ja. Aber jetzt nich in Schwarz oder dunkel. Am besten watt Neutrales so vom Staubsaugerdienst.«
    »Dunkelgrün.«
    »Ja, jetzt mehr so’n Flaschengrün oder so’n verkacktes Polizeigrün? Wissen Se, gegen die Kanzlerknechte hab ich nämlich watt.«
    »Sehr dunkles Grün, ganz dunkel.«
    »Hm, ’n bissken farbenfroher dürfte es schon sein. Wissen Se, is wegen der Nachbarn, soll nich jeder gleich mitbekommen, datt hier einer gestorben is. Also, geht et ein bissken farbenfroher?«
    »Wir können ja ein bisschen die Blinker anmachen, die wären dann in Orange.«
    »Datt is ’ne gute Idee, so machen wir datt!«

Ein schwerer Fall von Inzucht
    Damit beim Standesamt ein Sterbefall beurkundet werden kann, benötigt der Bestatter eine Personenstandsurkunde, aus der hervorgeht, ob der Verstorbene verheiratet, ledig, geschieden oder verwitwet war. Heute haben die Menschen oft eine Loseblattsammlung aller möglichen Dokumente; früher gab es da das Familien- oder Stammbuch, in dem alle diese Daten eingetragen oder eingeheftet waren. Praktisch und sinnvoll ist das allemal. Ich habe weiter oben schon einiges dazu geschrieben.
     
    So sage ich zu den Leuten, die einen Sterbefall anmelden wollen, am Telefon immer:
    »Und bringen Sie bitte das Stammbuch oder die Heiratsurkunde Ihrer Eltern mit.«
    »Das Stammbuch?«
    »Ja.«
    »Haben wir, weiß ich genau. Bringen wir mit.«
    »Gut.«
    »Wenn wir dann vorbeikommen, sollen wir dann das Stammbuch mitbringen?«
    »Ja, bringen Sie es einfach mit.«
    »Das brauchen Sie, oder?«
    »Ja.«
    »Haben wir, ist kein Problem.«
    »Dann ist ja gut.«
    »Da steht die Hochzeit von meinen Eltern drin.«
    »Ja, genau.«
    »Weil – meine Eltern waren Geschwister.«
    »Wie bitte?«
    »Ja, beide.«
    »Ihre Eltern waren Geschwister?«
    »Ja, sicher.«
    »Bruder und Schwester?«
    »Nein.«
    »Was? Wie bitte?«
    »Nee, nur Brüder.«
    »Ihre Eltern waren

Weitere Kostenlose Bücher