Darf ich meine Oma selbst verbrennen?
beerdigen lässt, die am Ende ihrer Telefonnummer eine Drei haben?
Wir werden es vermutlich nie erfahren.
So, jetzt aber!
Ich: »Das kann ich Ihnen leider nicht beantworten. Rufen Sie am besten direkt beim Friedhof an.«
Die Anruferin, keine Kundin, einfach nur jemand, der mal was fragen will: »Beim Friedhof?«
»Ja, die können Ihnen da sofort Auskunft geben.«
»Haben die denn da Telefon?«
»Aber sicher doch. Ich gebe Ihnen mal die Nummer.«
»Ja, is’ gut.«
Ich gebe die Nummer durch, Ziffer für Ziffer, wiederhole sie nochmals.
Die Anruferin: »Au prima, vielen Dank.« (legt auf)
Fünf Minuten später … dieselbe Anruferin: »Hallo? Können Sie die Nummer nochmal sagen? Ich hab mir jetzt mal was zum Schreiben geholt.«
»Aber gerne doch …«
Das Bammelkreuz
»Sie, ich war gestern bei Ihnen auf ’ner Trauerfeier.«
»Ja?«
»Da habe ich mein Bammelkreuz verloren.«
»Ihr was?«
»Mein Bammelkreuz.«
»Entschuldigung, aber was bitte ist ein Bammelkreuz?«
»Das kleine Kreuz, das unten am Rosenkranz so herumbammelt.«
Dann werden wir mal suchen gehen.
Nicht jetzt
Und dann gibt es ja neben dem Telefon auch noch das Fax. Vor einiger Zeit rief ich bei einem älteren Ehepaar an. Am Telefon war der Herr des Hauses, sprich: die Ehefrau.
»Ah, Sie sind das. Sie können jetzt nicht anrufen, wir warten auf ein Fax.«
»Oh, das konnte ich nicht wissen, ich habe nur eine Kleinigkeit, nur eine Frage …«
»Das geht jetzt nicht. Wir warten auf ein Fax von unserer Tochter in Amerika.«
»Ich hab ja auch nur eine Frage, außerdem ist es in Amerika jetzt mitten in der Nacht.«
»Max! – Mahax! – Mahaaaax, hörst du denn nicht? – Mahaaaxxx, jetzt tu das verdammte Hörgerät rein, der Mann von der Bestattung ist am Apparat und sagt, dass in Amerika jetzt Nacht ist.«
Aus dem Hintergrund: »Jetzt sitz ich schon drei Stunden hier und kann jetzt noch hier sitzen bleiben bis in Amerika wieder Tag ist.«
Sie zu mir: »Wie gesagt, wir warten auf ein Fax …« (legt auf).
Man stirbt nur zweimal
Eine Frau ruft an. Gerade eben ist ihr Mann verstorben, und das macht sie etwas kopflos.
»Können Sie dann bitte kommen und meinen Mann sofort abholen?«
»Unsere Leute werden in etwa fünfundvierzig Minuten bei Ihnen sein.«
»Ich rufe ja bei Ihnen an, weil wir das letzte Mal schon so zufrieden waren. Das ist ja jetzt schon das zweite Mal, dass mein Mann stirbt.«
Der mit dem Hut ruft an
Das Schönste am Schreiben sind die Dialoge, egal, ob es sich um Gespräche am Telefon oder im direkten Kundenkontakt handelt. Gesprochene Sätze haben ihre eigene Melodie, und im Dialog ergibt sich so manche gewollte oder unfreiwillige Komik.
Man müsste etliche Seiten vollschreiben, wollte man diese Dialoge in Erzählform wiedergeben. Deshalb ist es besser, man lässt sie einfach auf sich wirken.
Da ruft also ein älterer Herr beim Bestatter an.
»Sind Sie die Bestattung?«
»Ja, das Bestattungshaus.«
»Dann is’ gut. Ich wollt’ nämlich nur Bescheid sagen.« Legt auf.
Bis heute überlegen wir, was der Mann uns wohl damit hat sagen wollen. Beliebteste Theorie: Irgendwann hat der schon mal angerufen und gefragt, was er denn machen müsse, wenn seine Frau stirbt. Möglicherweise haben wir ihm gesagt, er solle dann einfach Bescheid geben und wir kümmern uns dann um den Rest.
Gut, er hat ja vermutlich genau das gemacht, was wir ihm gesagt haben …
Ein anderer Herr ruft einige Tage später in einer ganz anderen Sache an:
»Wir hatten neulich diese Beerdigung bei Ihnen, wissen Sie da Bescheid?«
»Um welche Beerdigung handelt es sich denn, nennen Sie mir doch freundlicherweise mal den Namen des Verstorbenen.«
»Franz.«
»Nicht den Vornamen bitte, wir benötigen den Nachnamen.«
»Franz, Martha Franz.«
»Gut, einen kleinen Moment bitte, ich schau’ grad mal. … Hm, den Namen Franz habe ich nicht im Rechner, um was geht es denn genau?«
»Ich will jetzt die andere Tante, also die Tante Rosel, auch beerdigen lassen, die ist heute Nacht gestorben. Da dachte ich, ich nehm Sie, weil Sie ja letztens auch die Tante Martha hatten. Das haben Sie gut gemacht. Sie müssen sich doch an mich erinnern, ich bin der mit dem Hut.«
»Der mit dem Hut? Aha. – Wann war das denn mit Ihrer Tante Martha?«
»Ach Gottchen, lassen Sie mich mal überlegen … wir sind 1999 von der Ruprecht-Eser-Straße in die Klaus-Kleber-Straße gezogen, und die Tante ist 2000 ins Heiner-Bremer-Heim gekommen.
Weitere Kostenlose Bücher