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Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Titel: Darf ich meine Oma selbst verbrennen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wilhelm
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Also danach irgendwann war das, ich glaub noch im selben Jahr, müsste also 2000 gewesen sein.«
    »Moment, dann schau ich mal bei den älteren Fällen, das war ja dann nicht neulich, das ist ja schon etliche Jahre her.«
    »Für uns nicht, wir denken jeden Tag an die.«
    »Sicher – Moment mal bitte – ah ja, da ist sie ja, Martha Franz, beerdigt 1997.«
    »Ach, gucken Sie mal an, ist das schon so lange her? Dann war sie aber auch noch nicht im Heim, sondern hat noch in der Köpcke-Siedlung gewohnt. Ja, kann auch sein.«
    »Na, jedenfalls haben wir sie jetzt gefunden. Die Daten habe ich jetzt, am besten wird es sein, wenn Sie kurzfristig zu uns kommen könnten, wir können aber auch zu Ihnen kommen.«
    »Nee, nee, ich komm vorbei, demnächst mal.«
    »Wenn Sie jetzt aktuell einen Sterbefall haben, sollten Sie baldmöglichst kommen.«
    »Ach ja, da haben Sie vermutlich recht, die Tante Rosel wird ja auch nicht frischer.«

Erst die Sportschau
    »Tach, hier Meier, könn Se uns ma’ dem Oppa abholen?«
    »Wie bitte?«
    »Ja, der wär gezz ma’ tot. Muss sofort sein, is eilich.«
    »Wir sollen bei Ihnen einen Verstorbenen abholen?«
    »Nee, nich hier, sondern da.«
    »Wo denn?«
    »Im evangelischen Krankenhaus.«
    »Da wäre es erforderlich, dass wir uns vorher mal zusammensetzen.«
    »Wie? Gezz an Sonntach?«
    »Ja, wäre schon besser.«
    »Nee, gezz is Formel 1, und nachher kommt Sportschau. Wissen Se watt, holen Se den morgen, dann kann meine Frau morgen früh bei Ihnen ersma vorbeikommen. Is vielleicht doch nich ganz so eilig.«

Noch eiliger
    Gut, der Herr in der vorherigen Geschichte hatte es erst ganz eilig und dann auf einmal doch nicht mehr
so
eilig. Die Sportschau war ihm wichtiger. Aber manchmal gibt es schon wichtige Gründe, warum man gerne hätte, dass der Bestatter einen Verstorbenen möglichst rasch abholt.
     
    »Kommen Sie schnell, kommen Sie schnell, unser Vater ist gestorben.«
    Wir fragen, ob der Arzt schon da war, notieren die Adresse und sagen, dass es eine gute halbe Stunde dauert.
    »Geht das nicht schneller?«
    »Wir müssen ja quer durch die ganze Stadt.«
    »Aber wir sind fürchterlich in Eile.«
    Ich will die Frau gerade beruhigen, ihr erklären, dass von dem Verstorbenen keine unmittelbare Gefahr ausgeht, doch sie schneidet mir das Wort ab: »Das weiß ich alles. Es ist nur so, dass wir mitten im Umzug sind, und um vierzehn Uhr ist Schlüsselübergabe an den Nachmieter, da wäre es gut, wenn der Vater da schon aus der Wohnung raus wäre.«

Heiße Sache
    Nun, es wäre wirklich ein starkes Stück, wenn einem der Vormieter einer neuen Wohnung die Leiche seines Vaters oder Opas dalassen würde. Manchmal ist also doch wirklich Eile geboten. Meistens ist das aber eben nicht der Fall. So auch hier.
     
    »Wann holen Sie denn dann meinen Vater aus dem Krankenhaus ab?«
    »Morgen Vormittag.«
    »Nicht jetzt sofort?«
    »Nein, wahrscheinlich hat der Arzt im Krankenhaus die Papiere noch nicht fertig. Morgen ist genau richtig.«
    »Stimmt, Sie haben recht, mein Vater ist ja schließlich noch warm. Wird ja nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Man soll nichts überstürzen.«

Ich hätte da mal eine Frage
    »Ich wollte mich nur mal was erkundigen«, sagt die Dame am Telefon, und ich sage:
    »Ja, und was möchten Sie denn gerne wissen?«
    »Wir wohnen nämlich ziemlich außerhalb.«
    »Ja?«
    »Weil es meinem Vater doch so schlecht geht.«
    »Ja?«
    »Und ob Sie da kommen täten.«
    »Wenn es dann mal so weit ist, kommen wir.«
    »Genau deshalb hätt’ ich da mal eine Frage.«
    »Bitte.«
    »Das ist nämlich ein weiter Weg zu uns raus, müssen Sie wissen.«
    »Ja.«
    »Da wär ich nämlich ganz gerne auf der sicheren Seite.«
    »Also, wenn jemand verstorben ist und Sie uns anrufen, dann kommen wir auch.«
    »Man muss sich ja rechtzeitig erkundigen, newahr?«
    »Da haben Sie recht.«
    »Desderwegen will ich das mal genau von Ihnen wissen.«
    »Ja, was denn?«
    »Wegen der Straße.«
    »Was ist denn mit der Straße?«
    »Wegen dem Zustand.«
    »Ist die Straße so schlecht, dass Sie Angst haben, ob wir durchkommen, oder was?«
    »Nee, die ist ganz neu gemacht worden.«
    »Ja, und?«
    »Weil’s doch kälter wird.«
    »Jaha!«
    »Deshalb soll ich Sie mal fragen, hat mein Mann gesagt.«
    »Und was, bitteschön, möchten Sie ganz genau wissen?«
    »Ob Sie Winterreifen draufhaben.«
    »Haben wir.«
    »Ist ja nicht mehr lang bis Weihnachten.«
    »Da haben Sie auch wieder recht, und tatsächlich

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