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Darf's ein Küsschen mehr sein?

Titel: Darf's ein Küsschen mehr sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Gibson
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tagtägliche Folter – bis zu einer kalten Winternacht im Jahre 1986, als das Farmhaus in einem riesigen orangefarbenen Feuerball explodierte und völlig niederbrannte. Als Brandursache war Brandstiftung ermittelt worden, und es hatte eine große Untersuchung gegeben. Fast jeder in der Stadt war befragt worden, doch derjenige, der das Haus mit Petroleum übergossen hatte, war nie gefasst worden. Alle in der Stadt glaubten, den Täter zu kennen, doch niemand hatte es mit Sicherheit gewusst.
    Nach Loraines Tod vor drei Jahren hatte Mick das Grundstück an die Allegrezza-Jungs verkauft und erwogen, auch die Familienkneipe zu verscherbeln, sich dann jedoch entschieden, wieder nach Truly zu ziehen und die Bar selbst zu betreiben. Meg brauchte ihn. Travis brauchte ihn, und als er nach Truly zurückkam, sprach zu seiner Überraschung niemand mehr über den Skandal. Man verfolgte ihn nicht mehr
auf Schritt und Tritt mit Getuschel, und falls doch, hörte er es nicht mehr.
    Er fuhr langsamer, bog nach links in eine lange Zufahrtsstraße ab und brauste einen Hügel am Fuße des Shaw Mountain hinauf. Kurz nachdem er wieder nach Truly gezogen war, hatte er sich das einstöckige Haus gekauft. Es hatte einen fantastischen Blick auf die Stadt und die zerklüfteten Berge um den See herum. Er parkte in der Garage neben seinem sechseinhalb Meter langen Wasserski-Boot und betrat das Haus durch die Waschküche. Im Arbeitszimmer brannte das Licht, und er schaltete es im Vorbeigehen aus. Er durchquerte das dunkle Wohnzimmer und stieg, immer zwei Stufen auf einmal, die Treppe hinauf.
    Normalerweise dachte Mick nicht viel über die Ereignisse nach, die seine Kindheit so sehr beherrscht hatten. In Truly sprach man auch nicht mehr darüber, was eine Ironie des Schicksals war, weil er in letzter Zeit überhaupt nichts mehr darauf gab, was die Leute über ihn sagten und dachten. Er ging in sein Schlafzimmer am hinteren Ende des Flurs und lief durch das Mondlicht, das durch die offenen Stäbe der Holzjalousien strömte. Dunkelheit und gedämpfte Lichtstreifen strichen über sein Gesicht und seine Brust, als er in seine Gesäßtasche griff. Er warf seine Geldbörse auf die Frisierkommode, packte mit zwei Fäusten sein T-Shirt und zog es sich über den Kopf. Aber nur, weil er nichts mehr auf die Vergangenheit gab, hieß das noch lange nicht, dass Meg es verwunden hatte. Sie hatte gute und schlechte Tage. Seit dem Tod ihrer Großmutter wurden ihre schlechten Tage schlechter, und das war kein Leben für Travis.
    Mondlicht und Schatten ergossen sich über die grüne
Bettdecke und die stabilen Eichenpfosten von Micks Bett. Er ließ das T-Shirt auf den Boden fallen und durchquerte den Raum. Manchmal hatte er das Gefühl, dass die Rückkehr nach Truly ein Fehler gewesen war. Es war, als würde er auf der Stelle treten, und er wusste nicht, warum er sich so fühlte. Immerhin hatte er eine neue Kneipe dazugekauft und zog in Erwägung, gemeinsam mit seinem Freund Steve einen Helikopterservice aufzuziehen. Er hatte Geld und Erfolg und gehörte zu seiner Familie nach Truly. Der einzigen Familie, die er hatte. Der einzigen Familie, die er wahrscheinlich je haben würde, aber manchmal … manchmal wurde er das Gefühl nicht los, dass er auf etwas wartete.
    Die Matratze senkte sich, als er sich auf den Bettrand setzte und sich Stiefel und Socken auszog. Meg war der Meinung, dass er nur eine nette Frau kennenlernen musste, die er heiraten und glücklich machen würde, aber er sah sich einfach nicht als Ehemann. Jetzt noch nicht. Er hatte in seinem Leben ein paar gute Beziehungen gehabt. Gut bis zu dem Punkt, an dem sie es nicht mehr waren. Keine hatte länger als ein Jahr oder auch zwei gedauert. Teils, weil er so viel unterwegs gewesen war. Aber hauptsächlich, weil er keinen Ring kaufen und vor den Traualter treten wollte.
    Er stand auf und zog sich bis auf die Unterhose aus. Meg glaubte, dass er Angst vor der Ehe hatte, weil die ihrer Eltern so mies gewesen war, aber das stimmte nicht. In Wahrheit erinnerte er sich gar nicht so richtig an seine Eltern, sondern nur schwach an Familienpicknicks am See und wie seine Eltern auf dem Sofa miteinander kuschelten. An seine Mutter, die am Küchentisch weinte, und an ein altes schweres Telefon, das in den Fernseher geschleudert worden war.

    Nein, das Problem waren nicht die Erinnerungen an die verkorkste Beziehung seiner Eltern. Er hatte einfach noch keine Frau so geliebt, dass er den Rest seines Lebens mit ihr hätte

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