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Darf's ein Küsschen mehr sein?

Titel: Darf's ein Küsschen mehr sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Gibson
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verbringen wollen. Was er überhaupt nicht als Problem ansah.
    Er schlug die Bettdecke zurück und legte sich zwischen die kühlen Laken. Zum zweiten Mal an diesem Abend dachte er an Maddie Dupree, und er lachte in der Dunkelheit vor sich hin. Sie war eine Klugscheißerin, aber das hatte er einer Frau noch nie verübelt. Er mochte Frauen, die sich gegen Männer behaupten konnten. Die genauso gut austeilen wie einstecken konnten und keinen Mann brauchten, der auf sie aufpasste. Die sich nicht nach Liebe verzehrten, weinerlich oder total durchgeknallt waren. Deren Stimmungen nicht schwankten wie ein Pendel.
    Mick drehte sich auf die Seite und sah auf die Uhr auf seinem Nachttisch. Er hatte den Wecker auf zehn Uhr morgens gestellt und freute sich auf sieben Stunden ungestörten Schlafs. Leider hatte er sich zu früh gefreut.
    Am nächsten Morgen riss ihn das Klingeln des Telefons aus dem Tiefschlaf. Er schlug die Augen auf und blinzelte in die Morgensonne, die über sein Bett strömte. Er sah auf die Nummer des Anrufers und griff nach dem schnurlosen Telefon.
    »Blutspucken ist das Allermindeste«, brummte er und schob die Bettdecke über seine nackte Brust nach unten. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst nur in Notfällen vor zehn anrufen.«
    »Mom ist in der Arbeit, und ich brauch Raketen«, informierte ihn sein Neffe.

    »Morgens um halb neun?« Er setzte sich auf und raufte sich die Haare. »Ist deine Babysitterin bei dir?«
    »Ja. Morgen ist der Vierte Juli, und ich hab keine Raketen.«
    »Und das fällt dir jetzt ein?« Da steckte mehr dahinter. Bei Travis steckte immer mehr dahinter. »Und warum hat deine Mom dir keine Raketen besorgt?« Es folgte eine lange Pause, und Mick fügte hinzu: »Du kannst mir genauso gut die Wahrheit sagen, weil ich Meg danach fragen werde.«
    »Sie hat gesagt, ich wäre vulgär.«
    Mick stand auf, und seine Füße versanken in dem dicken beigefarbenen Teppich, als er durchs Zimmer zur Frisierkommode lief. Er hatte fast Angst zu fragen. »Warum?«
    »Tja, sie hat mal wieder Hackbraten gemacht. Dabei weiß sie genau, dass ich Hackbraten hasse.«
    Er konnte es dem Jungen nicht verübeln. Die Hennessy-Frauen waren berüchtigt für ihren beschissenen Hackbraten. Er zog die zweite Kommodenschublade auf und hakte nach: »Und?«
    »Ich hab gesagt, dass er wie Scheiße schmeckt. Und dass du das auch findest.«
    Mick, der gerade ein weißes T-Shirt aus der Schublade zog, hielt in der Bewegung inne und sah sich im Spiegel über der Kommode an. »Hast du wirklich das Sch-Wort benutzt?«
    »Schon, und da hat sie gesagt, ich darf keine Raketen haben. Dabei sagst du das Sch-Wort ständig.«
    Das stimmte. Er legte sich das T-Shirt über die Schulter und beugte sich vor, um seine blutunterlaufenen Augen zu inspizieren. »Wir haben doch über Ausdrücke gesprochen, die ich benutzen darf und du nicht.«

    »Ich weiß, aber es ist mir so rausgerutscht.«
    »Du musst aufpassen, was dir so rausrutscht.«
    Travis seufzte. »Ich weiß. Ich hab mich ja entschuldigt, obwohl es mir eigentlich gar nicht leidtut. Genau wie ich es mit den Mädchen machen soll. Auch mit den blöden. Auch wenn ich im Recht bin und sie nicht.«
    Das war nicht ganz, was er gesagt hatte. »Dass ich das gesagt hab, hast du Meg aber nicht erzählt, oder?« Er zog eine Levi’s aus der Kommode und fügte hinzu: »Stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    Er durfte seiner Schwester nicht in den Rücken fallen, aber andererseits sollte der Junge nicht dafür bestraft werden, dass er die Wahrheit gesagt hatte. »Ich kann dir keine Raketen kaufen, wenn deine Mom dagegen ist, aber vielleicht lässt sich da ja irgendwas arrangieren.«
     
    Eine Stunde später stopfte Mick eine Tüte mit Raketen hinter den Fahrersitz seines Trucks. Er hatte eine kleine Packung mit verschiedenen Exemplaren und ein paar Wunderkerzen und Snakes vom »Safe and Sane«-Stand auf dem Parkplatz vom Handyman-Baumarkt gekauft. Sie waren nicht für Travis, sondern für die Grillparty bei Louie Allegrezza anlässlich des Nationalfeiertags. Das war die offizielle Version, doch er bezweifelte, dass ihm das irgendwer abnehmen würde. Wie alle Einwohner des feuerwerksbesessenen Städtchens hatte er zu Hause einen Riesenkarton mit illegalen Feuerwerkskörpern, die nur darauf warteten, über den See geschossen zu werden. Erwachsene kauften keine »Safe and Sane«-Feuerwerkskörper, es sei denn, sie hatten Kinder. Legale Feuerwerkskörper waren wie Stützräder.

    Louies Sohn Pete Allegrezza

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