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Darf's ein Küsschen mehr sein?

Titel: Darf's ein Küsschen mehr sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Gibson
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Schreibtischstuhl. Beim Lesen der Tagebücher hatte Maddie nicht nur die Leidenschaft ihrer Mutter für Ausrufezeichen entdeckt, sondern auch ihre Vorliebe für fremde Ehemänner. Zählte man Loch Hennessy mit, hatte sie in ihren 24 Jahren drei davon gehabt. Zählte man Loch nicht mit, hatte jeder Einzelne von ihnen geschworen, seine Frau für sie zu verlassen, doch letzten Endes hatten sie sie alle belogen und betrogen !!!
    Maddie warf das Tagebuch auf ihren Schreibtisch und
streckte sich ausgiebig. Außer mit verheirateten Männern war Alice auch mit Singles ausgegangen. Doch letzten Endes hatten sie sie alle belogen und betrogen und für eine andere verlassen. Alle außer Loch. Auch wenn Maddie sich sicher war, dass Loch, wäre der Affäre nicht vorzeitig ein Ende bereitet worden, sie genauso belogen und betrogen hätte wie all die anderen. Ob nun ledig oder verheiratet, ihre Mutter hatte sich grundsätzlich Männer ausgesucht, die ihr das Herz brachen.
    Eine leichte Brise trug den Lärm der Grillparty ihrer Nachbarn durch die offenen Fenster zu ihr herein. Es war der Vierte Juli, und Truly hatte komplett auf Feierlaune geschaltet. Rot-weiß-blaue Wimpel schmückten die Häuser der Stadt, und am Vormittag war eine Parade über die Hauptstraße gezogen. In der Lokalzeitung hatte etwas von einem großen Fest gestanden, das im Shaw Park geplant war, wo das »eindrucksvolle Feuerwerk« der Stadt »bei völliger Dunkelheit« beginnen sollte.
    Maddie stand auf und lief ins Bad. Mal ehrlich, wie »eindrucksvoll« konnte das Feuerwerk in so einem Kaff schon sein? In Boise, der Hauptstadt von Idaho, hatte es schon seit Jahren kein anständiges Feuerwerk mehr gegeben.
    Sie stöpselte den Abfluss ihrer großen Whirl-Badewanne zu und drehte das Wasser auf. Während sie sich auszog, wehte das Gelächter ihrer Nachbarn durch das kleine Fenster über der Toilette herein. Früher am Tag waren Louie und Lisa Allegrezza herübergekommen, um sie zu ihrer Grillparty einzuladen, doch selbst wenn sie in Höchstform war, tat sie sich schwer, höflich mit Fremden zu plaudern. Und in letzter Zeit war Maddie alles andere als in Höchstform.
Der Tagebuchfund war ein zweischneidiges Schwert gewesen. Die Tagebücher hatten ihr ein paar wichtige Antworten geliefert. Antworten, die die meisten Menschen schon von Geburt an kannten. So hatte sie zum Beispiel erfahren, dass ihr Vater aus Madrid stammte und dass ihre Mutter im Sommer nach ihrem Highschool-Abschluss mit Maddie schwanger geworden war. Maddies Vater war in den Staaten nur bei Verwandten zu Besuch gewesen, und Alice und er hatten sich wahnsinnig ineinander verliebt. Am Ende des Sommers war Alejandro dann nach Spanien zurückgekehrt. Alice hatte ihm mehrere Briefe geschrieben und ihn über die Schwangerschaft informiert, aber nie mehr etwas von ihm gehört. Anscheinend war ihre »Liebe« einseitig gewesen.
    Maddie raffte ihre Haare hoch und befestigte sie mit einer riesigen Kralle am Kopf. Sie hatte sich schon lange damit abgefunden, ihren Vater nie kennenzulernen. Niemals sein Gesicht oder seine Stimme zu kennen. Dass er ihr nie beibringen würde, wie man Fahrrad oder Auto fuhr. Doch die Tagebücher hatten das alles wieder in ihr aufgewühlt, und sie fragte sich, ob Alejandro noch lebte und was er von ihr hielte. Auch wenn sie es nie erfahren würde.
    Maddie goss ein nach Schokolade duftendes Schaumbad ins einlaufende Wasser und deponierte eine Tube Körperpeeling auf dem Badewannenrand, das ebenfalls nach Schokolade duftete. Zueinanderpassende Unterwäsche und Markenschuhe mochten ihr nicht wichtig sein, aber Badeprodukte liebte sie über alles. Duftende Öle und Lotionen waren ihre große Leidenschaft. Ein cremiges Peeling und Körperbutter würden bei ihr jederzeit den Sieg über Designerklamotten davontragen.

    Sie stieg nackt in die Wanne und sank in das warme Wasser. »Ah«, seufzte sie wohlig, während sie unter den Seifenschaum glitt. Sie lehnte sich an das kühle Porzellan und schloss genüsslich die Augen. Maddie verfügte über alle erdenklichen Duftnoten, von Rosen bis hin zu Äpfeln, von Espresso bis hin zu Zimt. Sie hatte schon vor Jahren ihren Frieden damit geschlossen und gelernt, mit ihrer inneren Hedonistin zu leben.
    In ihrem Leben hatte es eine Phase gegeben, in der sie alles in vollen Zügen genoss, was ihr Lust bereitete, wobei Männer, Desserts und teure Körperlotionen auf ihrer Liste ganz oben gestanden hatten. Als Folge dieser Ausschweifungen hatte sie

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